Der Dieb auf einem Tagestrip

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Hey Leute,

mir ist aufgefallen, dass ich ein Kapitel vergessen habe.
Ich hoffe, dass es keine zu großen Irritationen herbeigeführt hat.
Hier ist es aber nun.

MfG Juzo-chan

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Kapitel 35: Der Dieb auf einem Tagestrip

Nach nicht einmal 15 Minuten kann ich bereits die ersten Bäume des Parks erkennen und ebenso die Mauer, welche diesen von der Straße abgrenzt. Es ist eine Ziegelsteinmauer aus dunkelroten Ziegelsteinen. Als wir ein Stück an ihr vorbeilaufen, um zum Eingang des Parks zu gelangen, bemerke ich, dass sie recht hoch ist. Zwar kann ich hinüberschauen, allerdings reicht sie mir etwa bis zur Schulter. Bei dem Tor handelt es sich um ein großes Eisentor, welches einige Verzierungen in den Gittern hat. Es steht weit offen und lässt so jeden hinein und heraus.
>Ob sie das Tor über Nacht schließen?<, frage ich mich, als wir durch das Tor hindurch gehen. Unser Weg führt uns über einen aus Kies geschütteten Pfad mit hellgrauen Steinen am Rand. Diese Steine stellen dabei aber keinerlei Hindernis dar. Nur einmal kurz den Fuß gehoben und schon ist man mit einem gewöhnlichen Schritt hinüber auf den Rasen. Sie sind vermutlich eher Zierde oder eine Abgrenzung vom Weg, dass dieser nicht allzu stark im Rasen schwindet. Immerhin besteht der Weg letztlich doch nur aus vielen einzelnen kleinen Kieselsteinen, die sich sicherlich leicht verteilen lassen.
„Dieser Park ist wirklich gut gepflegt.", sage ich nebenbei, als wir den Pfad entlang gehen. Der Rasen ist akkurat gemäht, die Büsche schön rund geschnitten, die Hecken haben einen Formschnitt und es ist weit und breit keine verwelkte oder verirrte Blume zu finden.
„Es scheinen fünf Gärtner anwesend zu sein, welche sich um diesen Park kümmern.", gibt Sebastian darauf zurück. Verwundert schaue ich mich um, kann allerdings keinen einzigen Gärtner erkennen. Wir sind natürlich nicht allein im Park. Es sind noch einige andere Menschen da, aber ich kann eben keinen Gärtner erkennen. Und eben diese erkennt man in der Regel durch ihre Arbeitskleidung oder eben ihrer Arbeit selbst recht einfach. Es gibt schließlich nicht allzu viele Leute, die mit Gartenwerkzeug durch die Gegend rennen. Seltsamerweise kommt mir Grell bei diesem Gedanken in den Sinn.
>Stimmt, der hat auch immer eine Kettensäge dabei.<, geht es mir durch den Kopf. Leicht schüttle ich den Kopf, um meine Gedanken wieder freizubekommen. Schließlich bin ich auf einen Auftrag und muss aufmerksam bleiben, selbst wenn Sebastian direkt neben mir steht. Unachtsamkeit kann tödlich enden.
„Woher weißt du das? Ich kann keinen Gärtner sehen.", frage ich ihn und blicke zu ihm hoch. Manchmal hasse ich es wirklich nur knapp über 1,60m groß zu sein. Und gerade neben Sebastian komme ich mir dadurch, wie ein Zwerg vor. Wieso muss der auch so groß sein? Er ist mit Sicherheit mehr als einen ganzen Kopf größer als ich.
„Sie sind auch nicht in diesem Teil vom Park. Sie befinden sich im hinteren Teil und arbeiten dort.", antwortet Sebastian und schaut mich lächelnd an. Ich spüre, wie mir die Hitze in die Wangen steigt. Wieso passiert mir das ständig bei ihm? Unweit von uns entfernt kann ich Kichern hören. Verwundert schaue ich auf und blicke zu zwei jungen Frauen, sie sollten etwa mein Alter haben oder noch etwas jünger sein. Sie beide schmachten Sebastian geradezu an und kichern leise vor sich hin. Beiden ist die Röte auf den Wangen nur zu deutlich anzusehen.
„Wieso ziehst du die Aufmerksamkeit der Frauen nur immer auf dich?", frage ich ihn leicht genervt, als ich meinen Blick wieder abwende und stattdessen den Teufel kurz anschaue.
„Sag mir nicht, du bist eifersüchtig?", fragt er mit hochgezogener Augenbraue und leicht überheblichen Ton. Sofort schüttle ich den Kopf.
„Bild' dir ja nichts ein. Es ist nur nervig, da man dadurch nirgendwo unbemerkt hinkommt.", gebe ich unbeeindruckt von mir. Allerdings zieht sich dennoch etwas bei dem Gedanken in meiner Brust zusammen.
>Seltsam.<, denke ich mir, ignoriere es dann aber gleich wieder.
„Nun, die Blicke der Herrschaften gelten sicherlich nicht mir.", sagt Sebastian plötzlich. Würde ich es nicht besser wissen, könnte ich meinen einen unzufriedenen Unterton herausgehört zu haben.
„Da ist das Gewächshaus.", kommt es von Sebastian, ehe ich hätte etwas sagen können. Tatsächlich kann ich direkt vor uns ein großes Gebäude sehen, welches fast komplett aus Glas besteht. Allerdings kann ich dennoch nicht in das Innere schauen, da das Licht der Sonne von allen Glasflächen reflektiert wird. So wirkt dieses Gewächshaus, als würde es selbst hell leuchten.
„Ich habe noch nie ein so großes Gewächshaus gesehen.", gesehen gebe ich staunend von mir, als ich vor diesem zum Stehen kommen.
„Dann solltest du die Gewächshäuser des Kew Garden sehen.", entgegnet Sebastian und blick mich nun direkt an: „Allerdings muss auch ich zugeben, dass ich nicht mit dieser Größe gerechnet habe."
„Das sagen beinahe alle, die hierherkommen.", kommt es von einer leicht lachenden Stimme. Verwundert wende ich meinen Blick vom Gewächshaus ab. Es war eine etwas ältere Frau, welche nun auf uns zu kommt. Sie als eigenwillig und ungewöhnlich zu beschreiben, trifft es wohl am ehesten. Über ihrem dunkelroten Kleid, trägt sie eine rosafarbene Schürze, auf welche Herzen gestickt sind. Ihre Haare allerdings sind zu einem strengen Zopf nach oben gebunden und von einem schlichten Strohhut mit Band umgeben und von einigen einzelnen Blumen verziert.
„Das glaube ich Ihnen nur zu gerne, Madame.", kommt es charmant von Sebastian. Dazu schenkt er der alten Dame ein freundliches Lächeln, allerdings blitzt etwas bedrohlich in seinen Augen auf.
„Ach, eine Madame bin ich nun wirklich nicht.", entgegnet die Frau und winkt lachend ab: „Ich arbeite im Gewächshaus." Neugierig schaue ich sie an. Es kommt immerhin nicht allzu oft vor, dass Frauen solch einer Arbeit nachgehen. Natürlich gibt es sehr viele Frauen, die wissen, wie man sich um einen Garten kümmert, aber beruflich machen das nicht allzu viele.
„Wollen Sie sich das Gewächshaus ansehen?", fragt sie und deutet auf die Tür.
„Das wollten wir in der Tat.", antwortet Sebastian ihr.
„Nun, wenn Sie nichts dagegen haben, könnte ich Ihnen einen kleinen Rundgang anbieten.", sagt die Dame freundlich.
„Wir wollen Ihnen wirklich keine Umstände bereiten.", sage ich nun und lächle ich freundlich an.
„Ach Kindchen, das macht mir doch keine Umstände. Ich wollte gerade sowieso einen Rundgang machen und schauen, ob mit den Pflanzen auch alles in Ordnung ist.", winkt sie wieder ab und geht auf die Tür zu.
„Meinst du wirklich, dass es eine gute Idee ist, wenn wir ihr folgen?", frage ich Sebastian leise.
„Das sollte den Plan keineswegs gefährden.", antwortet er nur.
„Na, wenn du meinst.", sage ich dazu nur und folge wieder den Erklärungen der Frau.
„Und hier haben wir die heimischen Pflanzen. Dieser Bereich lässt sich im Sommer ohne Weiteres öffnen.", sagt sie stolz und deutet auf den nächsten Raum, welchen wir betreten. An der einen Seite befinden sich mehrere riesige Türen, die vom Boden bis zur Decke reichen. Schweigend schaue ich mich um. Die meisten dieser Pflanzen erkenne ich sogar. Einige leider an ihrem strengen Geruch. So ist es nicht sonderlich schwer z.B. zu erkennen, dass hier auch irgendwo Baldrian wachsen muss. Zum Glück sind wir schnell wieder außer Reichweite dieses Geruches.
„Was bringt ein junges Ehepaar eigentlich in unser Städtchen?", fragt die Frau irgendwann und macht eine Pause in ihren Erklärungen. Kurz schaue ich zu Sebastian, welcher mich ebenfalls kurz anschaut. Auf seinen Zügen liegt ein leichtes Lächeln.
„Wir sind nur auf Durchreise auf den Weg zu Verwandten, die leider nicht auf unserer Hochzeit erscheinen konnten.", lügt er erneut das Blaue vom Himmel. Der Teufel ist wohl um keine Lüge verlegen.
„Das ist aber sehr nachsichtig.", kommt es lächelnd von der Frau.
Als wir schließlich wieder am Ausgang des Gewächshauses ankommen – nach ganzen 2 Stunden – verabschiedet die alte Dame sich und verschwindet in irgendeine Richtung.
„Ist das nur ein seltsames Gefühl oder stimmt mit ihr etwas nicht?", frage ich Sebastian leise, als wir das Gewächshaus wieder verlassen.
„Vor dieser Frau muss man sich nicht fürchten.", sagt Sebastian nur und führt mich wieder nach draußen. Sofort schlägt mir die Kälte entgegen. In diesem Gewächshaus war es so warm, dass ich den Winter auf der anderen Seite der Glasscheiben tatsächlich vergessen hatte.
„Wenn du meinst.", antworte ich darauf nur, obwohl mich dieses Gefühl nicht verlässt. Nur kann ich eben dieses Gefühl überhaupt nicht zuordnen.
„Komm, gehen wir wieder zum Marktplatz. Wir sollten dort bereits erwartet werden.", sagt Sebastian und geht auch schon los. Wieder zieht er mich mit sich mit, da ich noch immer in einem Arm eingeharkt bin.
Als wir den Marktplatz wieder betreten, ist tatsächlich ein bisschen mehr los. Das sollte allerdings an der Uhrzeit liegen. Es ist früher Nachmittag und damit wohl für einige Leute Zeit Besorgungen zu machen. Auch das kleine Café ist nun deutlich besser besucht und in den Schaufenstern der Läden kann man die ein oder andere kleinere oder auch längere Schlange entdecken. Ich bezweifle zumindest, dass es hier so viele Anhänger dieser sonderbaren Gruppe gibt und sie sich alle nun auf dem Marktplatz versammelt haben.
Lachend laufen drei Kinder an uns vorbei. Zielstrebig, aber im gemütlichen Tempo, geht Sebastian auf den Verkaufsstand mit dem Gebäck zu.
„Da sind Sie ja wieder.", kommt es fröhlich vom alten Mann: „Ich habe schon gedacht, dass Sie gar nicht mehr kommen."
„Nicht doch.", antwortet Sebastian charmant und lächelt leicht: „Das würde meine Frau mir nie verzeihen." Empört schaue ich zu den Schwarzhaarigen hoch.
„Sag so was doch nicht!", gebe ich leicht beleidigt von mir, was den Butler nur leise lachen lässt. Auch auf den Zügen des Alten bildet sich ein kleines Lächeln. Kurz mustere ich ihn genauer, als ich sehe, dass dieses Lächeln seine Augen nicht erreicht. Das kann allerdings alle möglichen Gründe haben, z.B. hat er einfach keinen guten Tag. Meine Aufmerksamkeit wird von einer dicken Waffel abgefangen, welche plötzlich vor meinem Gesicht hängt.
„Darauf hast du dich doch die ganze Zeit gefreut, Liebling.", sagt Sebastian, welcher mir die Waffel in seiner behandschuhten Hand mir entgegenhält.
„Ähm... ja, danke.", bringe ich nur leise heraus und nehme ich langsam die Waffel ab. Sie duftet einfach herrlich.
„Na, dann lassen Sie es sich schmecken.", sagt der Mann noch, als wir uns abwenden: „Bis zum nächsten Mal."
„Leider befürchte ich, dass es kein nächstes Mal geben wird. Wir werden noch heute diese Stadt wieder verlassen.", sagt Sebastian untröstlich, während wir weiter gehen.

Ein Stück abseits vom Trubel lassen wir uns auf einer Bankbank nieder.
„Wir werden den restlichen Tag noch hier verbringen. Sofern die Dämmerung einsetzt, machen wir uns auf den Rückweg.", erklärt Sebastian das weitere Vorgehen. Während ich ihm aufmerksam zuhöre, beiße ich immer wieder von der köstlichen Waffel ab und nicke hier und da mal kurz.
„Wir werden uns auf den Rückweg durch den Wald machen. Dort werden wir es so aussehen lassen, als hätten wir uns kurzzeitig auf dem Weg getrennt.", redet der Teufel weiter. Wieder nicke ich und beiße erneut von der Waffel ab.
„Das wird ihnen die perfekte Gelegenheit bieten, auf die sie warten.", fährt er in seinem Plan fort.
„Und ich lasse mich dann von ihnen fangen.", füge ich an dieser Stelle hinzu und beiße unbeeindruckt ein weiteres Mal von meiner Waffel ab.
„Ganz recht. Sie werden dich in ihr Versteck bringen. Du spielst einfach ein Weilchen mit. Sofern wir die benötigten Beweise haben, werde ich der Sache ein Ende setzen.", beendet er seinen Plan.
„Mal angenommen, es kommt zu einem unvorhergesehen Ereignis und es bestünde eine ernstzunehmende Gefahr...", beginne ich und lasse das Ende der Frage offen.
„Ich gehe zwar davon aus, dass du es nicht so weit kommen lassen wirst.", beginnt er und wirft mir einen vielsagenden Blick zu, der soviel heißt wie, mach was nötig ist, ehe er weiter redet: „Dann wirst du sicherlich einen effektiven Weg finden, die Gefahr abzuwenden."
„Alles klar.", sage ich: „Wollte nur auf Nummer sicher gehen, dass es da kein Missverständnis gibt."

SchattendiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt