Hey Leute,
hier ist das nächste Kapitel.
Es gibt einen kleinen Einblick auf das, was kommen könnte. Aber mehr verrate ich auch nicht. Mich würde aber interessieren, was ihr denkt, was noch kommen wird.
Auf jeden Fall wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen.LG Juzo-chan
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89: der Dieb fragt nach
Müde richte ich mich in meinem Bett auf und schaue mich etwas orientierungslos um. Auch durch die geschlossenen Vorhänge weiß ich, dass es noch mitten in der Nacht sein muss. Seufzend lasse ich mich zurück in die Kissen fallen und schließe meine Augen dabei wieder. Leider schaffe ich es nicht wieder einzuschlagen.
Entfernt setze ich mich nach einigen Minuten wieder auf und schaue mich im dunkeln Raum um. Hier gibt es allerdings nichts viel zu sehen. Da ich einfach nicht wieder einschlafen kann, stehe ich aus dem Bett auf und gehe auf eines der Fenster zu. Leicht schiebe ich den Vorhang bei Seite, um einen Blick nach draußen werfen zu können. Verwundert sehe ich im hinteren Teil des Gartens Licht. Es kommt von dem alten Bedienstetenhaus.
>Seit wann ist da jemand?<, frage ich mich im Stillen. Immerhin haben alle Bediensteten ihre Zimmer im Anwesend.
>Oder ziehen Maylene und Bard vielleicht in das Haus? Aber das hätte ich mit Sicherheit irgendwie mitbekommen.<, gehen meine Gedanken weiter. Neugierig beobachte ich das Haus ein paar Minuten. Leider kommt niemand heraus, sodass ich noch immer nicht mehr weiß. Allerdings wundere ich mich auch darüber, dass jemand um diese Uhrzeit in dem Haus ist. Es ist mitten in der Nacht. Eigentlich schlafen jetzt alle – alle außer Sebastian. Bei dem Gedanken lege ich den Kopf leicht schief und denke noch einmal genauer darüber nach.
Schließlich ist es meine Neugier, die siegt. Schnell werfe ich mir ein Tuch über die Schultern – immerhin wird es nachts doch schon recht kühl – und schaue noch einmal hinaus in den Garten. Weit und breit ist nichts zu sehen. Selbst Pluto kann ich nirgendwo finden. Vielleicht hat der sich wieder hereingeschlichen und schläft im Schlafzimmer von Bard, Finny und Tanaka. Das macht er häufiger, obwohl er das eigentlich nicht soll... Zumindest nicht in seiner Hundegestalt.
Als ich mir sicher bin, dass niemand in der Nähe ist, öffne ich ein Portal kurz vor der Haustür. Es geht mir nicht darum, dass keiner auf dem Anwesen etwas bemerkt, sondern um Leute, die im Wald herumlaufen. Wenn ich mich nicht täusche, beginnt bald die Jagdsaison und einige Leute sind in den Wäldern unterwegs, um den Artbestand aufzunehmen und zu schauen, wovon wie viel gejagt werden darf. Diese Leute will ich ja nicht erschrecken oder verwirren. Außerdem müsste ich mir dann eine gute und plausible Ausrede einfallen lassen und darauf habe ich auch keine Lust.
Kaum stehe ich draußen, beginne ich auch schon zu frösteln. Heute Nacht ist es wirklich kühl. Mit skeptischem Blick mustere ich das alte Bedienstetenhaus genauer. Es ist zwar einige Wochen her, als ich es mir das erste Mal richtig angesehen habe – was übrigens auch das letzte Mal war. Das Gebüsch und Efeu ist entfernt worden. Jetzt erst kann ich sehen, dass das Haus nicht von einer Hecke, sondern einer Steinmauer umgeben ist. Zuvor war diese vom Efeu überwuchert und nicht zu erkennen. Auch das Efeu an der Hauswand ist entfernt worden. Es hatte zwar seinen Charme, aber bringt nun einmal auch viele Nachteile mit sich, wenn Efeu an der Hauswand wächst. Sicherlich wurde es deshalb entfernt. Aber wieso jetzt plötzlich nach all den Jahren? Nicht nur das Gebüsch und Efeu ist verschwunden, die Bäume und Büsche sind auch in Form gebracht worden und das Unkraut vom Weg gejätet. Es sieht wirklich so aus, als würde jemand dieses Haus wieder ansehnlicher machen.
Da das Licht im Inneren noch immer brennt, muss also noch jemand da sein und etwas tun. Erneut von meiner Neugier gepackt, gehe ich durch das offene Tor hindurch und auf die Haustür zu. Kurz vor dieser halte ich noch einmal inne, ehe ich sie dann öffne.
Neugierig schaue ich in den Flur hinein, kann aber nichts erkennen. Vorsichtig gehe ich weiter in den Flur hinein. Zu meiner Verwunderung knarrt nicht eine einzige Diele unter meinen Fußen. Außerdem sehen Boden und Tür wie neu aus. Okay, ich muss wohl kurz erklären, dass ich mich gerade in einer Art Vorflur befinde und vor mir noch eine weitere Tür ist. Da diese Tür einer Eingangtür recht ähnlich sieht und einen Knauf, statt einen Griff hat, wird es sich hierbei wohl um die eigentliche Eingangstür ins Hausinnere handeln. Durch ein Halbkreisfenster über der Tür kann ich das Licht sehen.
Da meine Neugier noch immer da ist, bleibe ich nicht länger in diesem Vorflur stehen, sondern öffne auch diese Tür und gehe weiter in das Innere hinein. Überrascht bleibe ich in der Tür stehen. Ich habe mir keine wirklichen Gedanken darüber gemacht, wie es hier drinnen aussehen kann, aber damit hätte ich wohl nie gerechnet. Anstatt in einem üblichen langen Flur mit Holzboden, Tapete und mehreren Türen, stehe ich in einem langen Flur, der aussieht, als wäre er in Stein geschlagen worden. Zwar ist auch der Boden mit Holz ausgelegt und es gibt insgesamt drei Holztüren, aber die Wände sehen aus wie Kalkstein. Ein bisschen erinnert mich dieser Flur an ein altes Schloss, dass aus weißem Kalkstein gebaut wurde und dessen Inneres mit Mörtel verputzt wurde.
>Wieso sieht es hier so aus?<, frage ich mich und trete vorsichtig in den Flur hinein. Die Tür fällt hinter mir langsam in das Schloss, es gibt nicht einmal ein lautes Geräusch. Kurz schaue ich zur Tür, dann wieder in den Flur hinein. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich hier schon einmal war. Dabei habe ich dieses Haus definitiv noch nie betreten. Oder habe ich es als Kind einmal betreten und kann mich nicht mehr daran erinnern? Immerhin kann ich mich an sehr vieles aus meiner Kindheit noch immer nicht erinnern. Aber wieso sieht es hier so anders als erwartet aus?
Ohne wirklich darüber nachzudenken, gehe ich den Flur ein paar Schritte entlang. Schnell entdecke ich, dass eine der drei Tür nicht geschlossen ist, sondern gelegentlich angelehnt. Erneut von meiner Neugier gepackt, gehe ich auf diese zu. Langsam schiebe ich sie ein Stück weiter auf und schaue durch den Türspalt. Dahinter befindet sich ein großer Raum. Allerdings ist darin niemand. Als ich die Tür weiter aufschiebe und in den dahinter liegenden Raum eintrete, schaue ich mich erst einmal genauer um. Es ist wirklich nicht untertrieben zu sagen, dass dieser Raum spartanisch eingerichtet ist. An den Wänden gibt es keine Bilder, sondern Einlassungen mit leeren Vasen darin. Auch gibt es in diesem Raum eine große Treppe, die in den zweiten Stock führt. Auch hier ist der Boden mit Holzdielen versehen und die Wände mit Mörtel oder so etwas Ähnliches verputzt worden.
Neugierig schaue ich mich im Raum um. Es dauert einen kurzen Moment, bis mir klar wird, dass ein so großer Raum nicht wirklich in dieses Bedienstetenhaus passen kann. Mal ganz von den Maßen abgesehen, die dieser Raum hat, würde ein solch großer Raum unnötig viel Platz verschwenden, den man anders nutzen könnte. Wenn es einen solchen Raum in einem Bedienstetenhaus geben würde, müssten alle übrigen Räume ziemlich klein sein.
>Bin ich wirklich noch im Bedienstetenhaus?<, frage ich mich bei dieser Erkenntnis unweigerlich. Das würde mein seltsam vertrautes Gefühl allerdings unerklärlich machen. Wie kann mir ein Ort vertraut sein, der nicht einmal hier sein dürfte?
„Zu so später Stunde sollte eine junge Dame nicht mehr unterwegs sein.", kann ich plötzlich eine Stimme hinter mir hören. Ich war so in meinen Gedanken vertieft, dass ich nicht bemerkt habe, wie er näher gekommen ist.
>Wer sollte es auch sonst sein? Wie sollte das hier auch sonst möglich sein?<, frage ich mich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, als ich mich zu dem schwarzhaarigen Butler umdrehe. Wie gewohnt steht er dort in perfekter Haltung und mit akkurat sitzendem Anzug.
„Was machst du hier?", frage ich ihn, ohne auf seine Aussage einzugehen.
„Ich treffe gelegentlich einige Vorbereitungen.", antwortet Sebastian nur und kommt ein paar Schritte auf mich zu.
„Und wo sind wir hier?", frage ich weiter nach.
„Meister, es ist abgeschlossen. Das Portal wurde manifestiert und ist bereit.", kann ich plötzlich eine weitere Stimme hören. Verwundert drehe ich mich um. Dort steht ein junger Mann. Er hat schulterlanges, dunkles Haar und eine blasse Haut.
„Gut.", kommt es nur von Sebastian mit ruhiger Stimme. Es ist dieselbe Stimme, mit welcher er auch mit Jolene spricht.
>Sind das auch seine Diener? So wie Jolene?<, frage ich mich im Stillen. Von dem jungen Mann kommt nach Sebastians Antwort nur ein Nicken, dann verschwindet er auch schon wieder.
„Was für ein Portal? Was genau meinst du mit Vorbereitungen?", frage ich leicht misstrauisch nach. Ich bin mir nicht sicher, ob es etwas Gutes sein kann, wenn ein Teufel Pläne schmiedet und dafür Vorbereitungen trifft.
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Schattendieb
Roman d'amourSchon seit einigen Jahren kommen immer wieder Geschichten eines Diebes in ganz Europa auf. Ein Dieb - ohne Namen und Gesicht, aus dem Nichts aufgetaucht und den Titel als Meisterdieb errungen - lässt alle Reichen Europas erzittern und bangen. Das si...