Der Dieb kann mehr als erwartet

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Hey Leute,

hier ist das Kapitel dieser Woche.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass es euch gefällt.

LG Juzo-chan

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Kapitel 63: Der Dieb kann mehr als erwartet

„Aber was?", frage ich leicht misstrauisch nach.
„Bronte sagt, dass er dich gar nicht angegriffen hat.", erklärt Snake mit ruhiger Stimme: „Er wollte dich nur begrüßen."
„Was?", hake ich verwundert nach. Kaum habe ich zu Ende gesprochen, zischt Bronte wieder etwas und schlängelt sich weiter meinen Körper hinauf. Auf Brusthöhe bleibt er schließlich sitzen und fährt mit seinem Kopf ein paar Mal über mein Schlüsselbein. Es ist beinahe so, als würde er sich ankuscheln.
„Bronte sagt, dass er dich nur begrüßen wollte und er sich freut, dich wiederzusehen." Ich bezweifle, dass Snake lügen oder falsch übersetzen würde. Vorsichtig hebe ich meine Hand und halte sie Bronte zögernd entgegen. Kurz bleibt sein Blick auf meine Hand gerichtet, dann schlängelt er sich meinen Arm entlang und bleibt dem Kopf an meinen Fingerspitzen liegen. Vorsichtig stehe ich auf und gehe ein paar Schritte auf Snake zu. Als ich nur noch ein paar Schritte von ihm entfernt stehen bleibe, schauen plötzlich drei weitere Schlangen über seine Schulter. Sie zischen durcheinander.
„Emily, Goethe und Dan freuen sich übrigens auch dich zu sehen.", übersetzt Snake. Kurz nicke ich. Das Snake bei dem ganzen Gezische versteht, wer was sagt, ist wirklich unglaublich.
„Seit wann bist du eigentlich wieder da?", frage ich verwundert nach. In den letzten Monaten war Snake nicht im Anwesen. Der junge Herr hat ihn nach London geschickt, da Agni und Prinz Soma bis vor Kurzem in Indien waren. Warum genau, kann ich aber nicht sagen.
Erst als Bronte wieder um Snakes Hals sitzt und sich mir zuwendet, wird mir etwas bewusst. In dem Moment, in dem mein Blick an seinen Augen hängen bleibt, kommt mir wieder in den Sinn, wie er auf mich zugekommen ist, als ich auf dem Baum saß. Ich habe eines meiner Portale genutzt, aber nicht allein. Bronte ist ebenfalls durch dieses Portal gekommen. So etwas ist bisher noch nie passiert. Bisher bin ich immer nur allein durch Portale gereist. Noch nie ist etwas anderes Lebendiges mit hindurchgekommen.
„Ist alles in Ordnung, fragt Emily?", fragt Snake, als ich einfach nur da stehe und Bronte geradezu anstarre. Langsam nicke ich.
„Ja, mir ist eben nur etwas aufgefallen.", murmle ich leise vor mich hin. Noch ehe ich ihm erklären kann, was ich damit meine, werde ich auch schon zur Seite gerissen. Na ja, ich werde eher mitgerissen und befinde mich dann auch schon zum zweiten Mal in dieser Nacht auf dem Boden. Das Einzige, das ich währenddessen erkennen kann, ist rot. Und damit meine ich wirklich nur rot. Sofort ist mir klar, dass es sich bei diesem Rot nur um Grell handeln kann.
„Mach so was nie wieder!", kommt es beinahe schon weinerlich vom rothaarigen Shinigami. Leicht tätschle ich ihn auf die Schulter, so dass er sich wieder beruhigen kann.
„Nun ist mir klar, wieso diese junge Dame uns Shinigami sehen kann.", kann ich dann auch schon Ronald hören. Als ich über Grells Schulter schaue, kann ich Ronald sehen. Er schaut mich mit einem undefinierbaren Ausdruck an, so als würde ihm etwas nicht gefallen.
„Du bist eine Hexe.", sagt er schließlich, worauf ich nur leicht nicke. Sebastian kann mir immerhin jetzt nicht mehr vorhalten, dass ich es ihm einfach so verraten hätte. Genannter kommt übrigens auch gerade zwischen den Bäumen heraus. Direkt kommt er auf mich und Grell zu. Ohne irgendetwas zu sagen, zieht er Grell an seinem Mantel hoch und ermöglicht es mir so auf meine Beine zu kommen.
„Basti, lass mich los!", kommt es quengelnd von Grell, als er passend dazu wild zappelt.
„Aber du sagtest eben noch, dass du mit diesem Teufel dort keinen Pakt geschlossen hast.", stellt er eine indirekte Frage und deutet währenddessen auf Sebastian.
„Hab ich ja auch nicht.", erwidere ich darauf nur, da es ja auch der Wahrheit entspricht. Ich habe nie einen Pakt mit einem Teufel geschlossen, um an meine Kräfte zukommen. Ich habe sie so lang ich mich erinnern kann. Sofort scheint sich seine Miene wieder aufzuhellen. Okay, er hat wohl wirklich etwas gegen Teufel.
„Woher hast du diese Hexenkräfte denn dann?", fragt er wieder nach. Nun scheint sein Interesse geweckt. Seine grünen Augen schauen mich eindringlich und neugierig an.
„Seit ich mich erinnern kann.", antworte ich wieder wahrheitsgemäß. Nachdenkend legt Ronald seine Zeigefinger an das Kinn und sagt erst einmal nichts mehr.
„Bronte scheint dich nicht ernsthaft angegriffen zu haben.", kommt es plötzlich von Sebastian, welcher nun mir gegenübersteht und so meine Aufmerksamkeit von Ronald auf sich zieht. Grell steht beleidigt hinter ihm und schaut demonstrativ in eine andere Richtung. Leicht nicke ich nur. Die angespannte Stimmung von vor einigen Stunden ist nicht mehr zwischen uns und darüber bin ich wirklich froh.
„Außerdem müssen wir wohl, wie es scheint, an einer weiteren Facette deiner Fähigkeiten arbeiten.", wechselt Sebastian plötzlich das Thema. Schnell nicke ich. Natürlich will ich so schnell wie möglich wissen, wie weit ich das ausbauen kann. Vielleicht kann ich ja sogar mehrere Lebewesen durch meine Portale mitnehmen oder sie mehr als nur als eine Abkürzung für weite Strecken oder als Fluchtmöglichkeit nutzen. Eine Waffe werden meine Portale nie, das will ich nicht, aber sie könnten eine größere Verteidigung werden, als sie es momentan sind.
„Bevor wir uns dem allerdings wenden, solltest du wohl zuvor deinen Auftrag erfüllen.", kommt es dann aber wieder unerwartet von Sebastian. Man kann über diesen Teufel sagen, was man will, aber seine Arbeit als Oberbutler des Earls Phantomhive nimmt er sehr ernst und dazu gehört nun einmal auch die Erinnerung der Angestellten an ihre Aufgaben. Tja, und meine Aufgabe ist es bis morgen Mittag den Anhänger von Lady Midford in die Finger zubekommen. Schnell nicke ich, drehe mich auf den Absatz um und verschwinde auch schon wieder zwischen den Bäumen in Richtung des Anwesens.
Auf den Weg zurück zu dem Baum, auf welchem ich bis vor Kurzem noch saß, überlege ich, wie ich an den Anhänger kommen könnte. Ich habe es noch nie gemocht das Schlafzimmer fremder Leute zu betreten. Ich würde es immerhin auch nicht wollen. Aber es wird sich wohl keine bessere Chance für mich ergeben, außer wenn Lady Midford schläft.
„Lucia, du kannst mich nicht so einfach stehen lassen.", werde ich von Grells weinerlicher Stimme aus meinen Gedanken gerissen. Mittlerweile bin ich beinahe an dem Baum angekommen, bleibe nun aber stehen und schaue über meine Schulter. So kann ich Grell auf mich zu laufen sehen. Nur wenige Sekunden später bleibt er auch schon vor mir stehen und schaut mich beleidigt an.
„Entschuldige, Grell.", gebe ich peinlich berührt von mir. Ihn habe ich tatsächlich komplett vergessen.
„Versprich mir, dass du das nie wieder tun wirst.", fordert der Rothaarige auch schon gleich.
„Ich verspreche dir, dass ich mir Mühe geben werde, dass es nicht noch einmal vorkommt.", sage ich schnell und hebe beschwichtigend die Hände. Skeptisch schaut Grell mich einen Moment an, dann scheint es ihm aber zu reichen und er nickt, ehe er schnell auf mich zu kommt.
„Was machen wir jetzt?", fragt er dann plötzlich wieder aufgeregt nach. Überrascht schaue ich ihn an.
„Wir?", frage ich verwundert nach. Bestätigend nickt er eifrig.
„Ich bin für heute mit meiner Arbeit fertig. Wir haben uns schon ewig nicht mehr gesehen. Also werden wir jetzt etwas zusammen unternehmen.", meint Grell dann bestimmend. Kurz schaue ich ihn schweigend an.
„Aber ich bin mit meiner Arbeit noch nicht fertig.", meine ich dann nur, weshalb Grell mich kurz verwirrt anschaut.
„Es ist mitten in der Nacht. Welche Arbeit hast du bitteschön so spät noch zu erledigen?", fragt er unglaublich nach.
„Einen Auftrag von Lady Midford.", antworte ich knapp. Tatsächlich sind wir schon an dem Baum angekommen. Ich lasse meinen Blick einmal durch die Gegend schweifen. Zwar habe ich mich unauffällig in dunklen Farben gekleidet, um in der Dunkelheit der Nacht möglichst wenig aufzufallen, aber unauffällig ist kein Wort, dass Grell beschreiben könnte. Er ist nun einmal der sprichwörtliche bunte Pudel.
„Für die Tante vom Earl?", fragt Grell verwundert nach. Ich nicke nur leicht, als ich auch schon wieder auf den Baum hinauf klettere. Kaum lasse ich mich wieder auf denselben Ast nieder, da sitzt Grell auch schon wieder neben mir.
„Was sollst du denn machen?", fragt der Shinigami nach.
„Ich soll einen Anhänger bis zu ihrer Abreise morgen Mittag aus ihrem Gewahrsam entwenden.", antworte ich und schaue direkt zu dem Fenster. Kurz geht mein Blick hinauf in den Nachthimmel. Es ist eine wolkenlose Nacht, sodass ich den Mond problemlos sehen kann. Mit meinem Blick zum Mond gewandt, schätze ich die Uhrzeit ab. Es sollte mittlerweile kurz nach Mitternacht sein. Das Ganze eben hat mich wirklich eine ganze Stunde gekostet.
„Das sollte dir mit deinen Portalen aber nicht schwerfallen.", überlegt Grell laut vor sich hin.
„Da bin ich mir nicht so sicher. Ich kann nicht genau sagen, über welche Fähigkeiten Lady Midford verfügt. Dazu kommt Lord Midford, welcher sich ebenfalls in diesem Zimmer befindet und die anderen, die nichts von der Aufgabe wissen.", erkläre ich Grell: „Es ist also doch etwas komplizierter." Verstehend nickt Grell und schaut ebenso zu dem dunklen Fenster herüber.
„Dennoch muss ich irgendwie an diesen Anhänger kommen.", meine ich nur: „Also werde ich es jetzt einfach versuchen."
„Du willst es jetzt gleich versuchen?", kommt es erstaunt von Grell. Ich nicke nur als Bestätigung.
„Dazu müsstest du bitte kurz ganz still sein. Ich öffne ein Portal, es würde also auch jedes Geräusch durchkommen.", erkläre ich. Sofort sitzt Grell kerzengerade und völlig geräuschlos auf dem Baum. Es ist beinahe so, als wäre er erstarrt. Bei seinem Anblick kann ich mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen.
Als ich das besagte Portal vor mir geöffnet habe, schaue ich erst einmal vorsichtig hindurch. Es ist nicht sonderlich groß, sodass ich nur hereinschauen kann und es zeitgleich auch nicht auffällt. Schnell erkenne ich zwei Personen, die im Bett schlafen. Also vergrößere ich mein Portal und kann mir das Schlafzimmer nun genauer anschauen. Niemals einen Raum ohne die notwendigen Informationen betreten. Wenn ich erst nach dem Anhänger suche, sobald ich im Raum bin, ist die Gefahr zu groß, dass ich mich dort zu lange aufhalte, also versuche ich es erst durch das Portal. Auf dem Nachttisch bleibt mein Blick hängen. Dort liegt etwas Kleines, das die Größe des Anhängers haben sollte. Auf dem Kaminsims liegt allerdings ebenfalls etwas in dieser Größe. Ich bin mir zwar sicher, dass Lady Midford den Anhänger nicht so weit weg liegen gelassen hätte, aber es könnte ebenso auch eine Täuschung sein.
Ich wende mich kurz Grell zu und gebe ihm ein Zeichen, dass ich jetzt durch das Portal hindurch gehen werden. Kurz darauf stehe ich auch schon in dem Schlafzimmer. Leise, beinahe geräuschlos, gehe ich vorsichtig durch das Zimmer. Ich habe meine Schuhe eben noch abgestriffen und gehe nun auf Socken durch das Zimmer. So ist es auf jeden Fall leiser als mit Schuhen.
Mein Blick geht immer wieder zu Lord und Lady Midford, dass ich es sofort mitbekomme, sollten die beiden wider erwartend doch plötzlich aufwachen. Dem ist aber nicht so. Schließlich stehe ich vor dem Nachttisch. Leider handelt es sich bei dem Gegenstand auf dem Nachttisch nicht um den Anhänger. Ich will mich gerade umdrehen und zum Kamin gehen, um dort nachzuschauen, da fällt mir etwas im offenen Fach des Nachttisches auf. Als ich es genauer fixiere, erkenne ich den Anhänger. Dort konnte ich ihn durch mein Portal nicht sehen. Gerade als ich mich herunterbeugen möchte, um den Anhänger zu nehmen, kann ich aus dem Augenwinkel etwas im Mondlicht aufblitzen sehen, wodurch ich schnell zurückweiche. Schneller als ich es mit meinen Augen wahrnehmen kann, steht die Lady dort in ihrem Nachthemd mit offenen Haaren und einen Degen in der Hand.
„Nicht schlecht.", sagt sie mit ruhiger und leiser Stimme. Vermutlich möchte ich es vermeiden ihren Mann zu wecken, welcher noch immer im Bett liegt und schläft.
>So einen festen Schlaf hätte ich auch gern.<, geht es mir dabei durch den Kopf.
„Bitte verzeihen Sie die Störung um diese Uhrzeit, es lag nicht in meiner Absicht Sie zu wecken, Lady Midford.", sage ich höflich und deute eine Verbeugung an. Mit einem unzufriedenen Laut lässt sie den Degen etwas sinken.
„Ich werde mich nun zurückziehen und es einer anderen Stunde noch einmal versuchen.", mit diesen Worten verschwinde ich dann auch schon durch mein Portal.

SchattendiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt