Der Dieb und der Besuch

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Hey Leute,

hier ist nun das nächste Kapitel. Ich hoffe, dass es euch gefällt. Es kommen nun auch mal wieder ein paar andere Charaktere vor.
Ich habe mir Mühe gegeben, die ein oder andere Szene etwas lustiger zu gestalten.
Viel Spaß beim Lesen.

LG Juzo-chan

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Kapitel 17: Der Dieb und der Besuch

Gegen Mittag beendet Sebastian den Unterricht für heute. Ehrlich gesagt, bin ich darüber ziemlich froh. Er ist wirklich verdammt streng und genau. Nicht einen kleinen Fehler hat er durchgehen lassen und auch die Schrift muss durchgehend perfekt leserlich sein. Ich habe noch nie einen so peniblen Menschen getroffen. Es hat mich schon gestern nicht mehr gewundert, dass die anderen ihn als so streng beschreiben. Das ist mir bereits aufgefallen, als ich ihm helfen sollte. Aber jetzt hat sich dieser Eindruck noch verstärkt. Ich musste alles noch mal abschreiben, weil die Zahlen ein kleines bisschen zu weit auseinander geschrieben waren. Nun ist es kurz vor 12 Uhr und Sebastian ist vor einigen Minuten gegangen, um zu überprüfen, wie die Zubereitung des Essens des jungen Herrn vorankommt. Und ich sitze hier mit den ganzen Zetteln vor mir und soll alles noch mal ordentlich abschreiben und zuvor natürlich ordentlich einsortieren. An sich ist es eine sehr überschaubare Auflistung der Einnahmen und Ausgaben des Earl Phantomhive. Auf der einen Seite ist eine genaue Auflistung der Ausgaben nach Kategorien und auf der anderen Seite eine genaue Erfassung von Einnahmen und Ausgaben mit Art eben dieser, Datum und der genaue Betrag. Das soll dann jede Woche abgeschlossen und auf eine jährliche Übersicht übertragen werden. Das klingt vielleicht nicht sehr viel, allerdings sind es echt viele einzelne Belege, die einsortiert werden müssen. An sich brauche ich dafür wirklich nicht sehr viel Zeit, da es auch einfach unterschiedlich viele Ausgaben am Tag sind. Allerdings werde ich in Zukunft wohl auch immer mal wieder Aufträge des Earls erledigen dürfen und somit wohl nicht jeden Tag dieser Aufgabe nachkommen können. Aber so ist es wohl immer noch besser als Sebastian jeden Tag zur Hand gehen zu müssen.
Seufzend lehne ich mich in meinem Stuhl zurück und lege den Kopf weit in den Nacken. Mein Blick bleibt einen Moment an der Decke hängen. Sogar diese ist sauber. Kein Fleck und kein Staub sind an ihr zu sehen. Die Holzdeckenplatten sehen sogar poliert aus. Wieso wunder mich das in diesem Haushalt nur nicht allzu sehr? Als ich meinen Blick dann wieder von der Decke abwende und auf die Papiere vor mir richte, bemerke ich schnell, dass nur noch zwei Seiten fehlen. Ich habe mir wirklich sehr viel Mühe beim Schreiben gegeben. Wenn es ihm immer noch nicht passt, dann weiß ich auch nicht weiter. Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät mir, dass es bereits nach 15 Uhr ist. Ich habe doch wirklich mehr als 3 Stunden für knapp 12 Blätter gebraucht, wobei nur 4 davon in die Unterlagen eingehen werden. 3 weitere sind Kladde mit Rechnungen und Notizen und noch einmal 2 weitere sind Anmerkungen, die ich bei während Sebastians Erklärungen gemacht habe. Sofort spüre ich die Hitze in meine Wangen steigen, als ich daran zurückdenke. Ich bin mir sicher, dass er es absichtlich gemacht hat. Fast die ganze Zeit über stand er direkt hinter mir, sodass ich die Wärme seines Körpers im Rücken spüren konnte. Auch kann ich nur zu deutlich das leise Kichern hören. Ich habe keine Ahnung, was dieser Mann genau ist oder welche Fähigkeit er nun wirklich hat, aber so habe ich noch nie gefühlt. Es ist wie verhext und das gefällt mir ganz und gar nicht. Zumal er auch noch seinen Spaß dabei zu haben schien, dieser Sadist! Um mich selbst auf andere Gedanken zu bringen, widme ich mich nun wieder den Zetteln vor mir. Schnell greife ich nach dem Füllfederhalter und mache mich an den letzten Rest meiner Arbeit.
Irritiert wache ich aus meiner Konzentration auf. Allerdings schreibe ich dennoch weiter, ohne mir etwas anmerken zu lassen. Da ich nun aber nicht mehr komplett konzentriert auf meine Arbeit und Schrift bin, schreibe ich sicherheitshalber auf meinem anderen Zettel weiter. Ich habe immerhin keine Lust diese Seite, jetzt wo sie beinahe fertig ist, noch einmal neu abschreiben zu müssen. Immer wieder höre ich ein leises Rascheln, Scharren und Zischen. Auch wenn ich mir sicher bin, dass hier etwas ist, so bin ich mir absolut unsicher, was es ist. Es klingt aber so, als würde etwas über den Boden ziehen. Da ich mir nicht sicher bin, was es ist, konzentriere ich mich auf dieses Etwas und versuche weitere Hinweise zu finden. Dieses Etwas ist nicht allein, da bin ich mir schnell sicher. Auch wenn ich diese Fähigkeit in den vergangenen Tagen nicht allzu oft genutzt habe, so kann ich doch noch recht deutlich die Auren spüren. Obwohl... Ich sollte das definitiv wieder mehr üben, ich bin ganz schön aus der Übung gekommen. Es sind mehrere kleinere Auren, die überall im Raum verteilt sind. Aber sie kommen näher und das schnell.
Erschrocken fahre ich hoch und schaffe es gerade noch so mit meiner Hand zuzugreifen. Eine der Auren ist auf einmal mit unglaublicher Geschwindigkeit auf mich zugeschossen. Während ich völlig überrascht auf dieses Etwas in meiner Hand schaue, spüre ich nur zu deutlich die trockene, aber irgendwie auch weiche Haut an meiner. Die anderen Auren im Raum haben alle in ihrer Bewegung innegehalten. Es vergehen einige Sekunden, bis ich wirklich begreife, was gerade geschehen ist und ich in meiner Hand halte. Mein Blick ist auf die Schlange in meiner Hand gerichtet, welche immer wieder züngelt und mich anstarrt. Sie ist ruhig, obwohl sie definitiv in einer ungünstigen Lage ist. Allerdings färbt ihre Ruhe auf mich ab und auch mein Herz beruhigt sich langsam wieder. Vorsichtig greife ich mit meiner zweiten Hand nach ihrem Körper, da ich sie knapp hinter dem Kopf gegriffen habe. Nun in einem deutlich angenehmeren Griff für die Schlange schaue ich sie mir genauer an.
>So eine habe ich noch nie gesehen.<, denke ich mir dabei: >Ob sie giftig ist?< Nur zu deutlich kann ich sehen, wie die Aura der Schlange sich mit jeder Sekunde weiter beruhigt, bis sie entspannt in meinem Griff liegt und immer wieder vor sich hin züngelt.
„Du hast mich aber ganz schön erschrocken. Wie bist du denn hier reingekommen?", frage ich sie, obwohl ich weiß, dass ich keine Antwort von ihr bekommen würde. Aus den Augenwinkeln bemerke ich, wie nun weitere Schlangen auf mich zu kommen. Schnell überfliegend zähle ich sieben weitere Schlangen. Und als die Hälfte ist mit Sicherheit nicht in England heimisch – ich bezweifle sogar, dass sie überhaupt in Nordeuropa heimisch sind.
„Wo kommt ihr alle her?", frage ich verwirrt in den Raum hinein. Vorsichtig lasse ich die Schlange wieder herunter. Sofort kriecht sie zu den anderen Schlangen. Sie züngeln alle stark in der Luft herum, scheinen wachsam, aber ihre Auren sind allesamt entspannt.
„Das ist ungewöhnlich.", kann ich plötzlich eine Stimme aus Richtung der Bücherregale hören. Erschrocken drehe ich meinen Kopf zu diesem. - „...Sagt Emily." Dort im Schatten des Bücherregals steht eine Gestalt. Nach Statur und Stimme zu urteilen, müsste es sich dabei um einen Mann handeln, auch wenn er eben eine weibliche Stimme imitiert hat. Kaum eine Sekunde nachdem er das gesagt hat, springe ich einen Schritt zurück auf den Tisch herauf und schaue wachsam in die Richtung des Mannes. Auch wenn die Schlangen nun wieder aktiver werden, beobachten sie nur weiterhin. Als diese Gestalt aus dem Schatten heraustritt, bestätigt sich meine Vermutung. Es ist wirklich ein Mann. Allerdings ist sein Äußeres dennoch etwas ungewöhnlich. Sowohl in seinem Gesicht, als auch auf seinen Händen befinden sich Schuppen, seine Haare sind weiß und die Augen grün. Als ich aber seine Kleidung sehe, bin ich mir nicht sicher, ob ich beruhigt sein soll oder nicht. Außerdem trägt er eine weitere Schlange auf seinen Schultern, welche sich leicht um seinen Arm gewunden hat. Er trägt eine Uniform, welche der von Sebastian sehr ähnlich ist. Dennoch bin ich mir nicht sicher, ob er ebenfalls ein Butler dieses Hauses ist oder sich hier eingeschlichen hat. Zur Sicherheit mache ich mich innerlich bereit jeder Zeit ein Portal zu öffnen. Ich bin nun einmal nicht der Kämpfer.
„Was machst du hier?", fragt er dann in einer anderen Stimmlage: „...Fragt Goethe."
>Goethe? Wie der Dichter?<, frage ich mich irritiert.
„Das Gleiche wollte ich gerade auch fragen.", gebe ich nur als Antwort. Kurz schaut dieser fremde Mann mich emotionslos an.
„Wir haben zuerst gefragt.", sagt er dann: „...Sagt Goethe." Verwundert schaue ich von ihm zu den Schlangen. Ich habe es die anderen beiden Male für einen Zufall gehalten, aber nun beim dritten Mal werde ich doch misstrauisch. Jedes Mal ehe dieser Mann etwas sagt, zischt eine der Schlangen.
„Bitte beruhigt euch beide wieder. Wir erwarten in Kürze Besuch da wäre ein Kampf nur störend.", kommt auf einmal die Stimme des Butlers aus Richtung der Tür. Erschrocken reise ich meinen Kopf zu dieser. Dabei allerdings achte ich mich auf mein Gleichgewicht und drohe nach hinten zu kippen. Okay, ich drohe nicht nur zu kippen, sondern ich tue es auch schon. Ich sehe noch die Decke über mir und den erschrockenen Gesichtsausdruck des Butlers, da kneife ich auch schon die Augen zu. Allerdings komme ich nicht auf dem Boden auf. Dieses Mal war es nicht dem Butler, der dies verhindert hat, sondern ich selbst. Ich habe im Sturz ein Portal hinter mir geöffnet und mich hindurchfallen lassen. Zwar sitze ich nun trotzdem auf dem Boden, aber ich bin nicht vom Tisch gefallen. Die Auren der Schlangen werden für einen kurzen Moment unruhig und auch der fremde Mann schaut mich erstaunt an. Das sieht man wohl auch nicht alle Tage. Sebastian allerdings seufzt nur einmal auf.
„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du vorsichtiger und wachsamer sein musst?", fragt er mahnend.
„Entschuldige, das war keine Absicht.", lächle ich ihn ertappt an.
„Wer ist diese Frau?", fragt nun wieder der schuppige Mann: „...Fragt Wordsworth." Alle acht Schlangen kriechen auf den Mann zu und bleiben vor ihm auf dem Boden liegen und schlängeln sogar an ihm hoch. Es scheint, als würden sie zu ihm gehören, so ruhig, wie er gerade bleibt.
„Das...", Sebastian deutet auf mich: „...ist die neue Angestellte des Hause Phantomhive. Sie ist mit der Haushaltsbuchführung beauftragt und wird spezifische Auftrage des jungen Herrn erfüllen. Sie heißt Lucia"
„Okay.", kommt es wieder kurz und knapp vom Weißhaarigen mit verstellter Stimme: „...Sagt Emily."
„Und das...", Sebastian deutet nun auf den Weißhaarigen: „... ist Snake. Er ist ebenfalls Butler der Phantomhives und hat eine gewisse Vorliebe für Schlangen." Verstehend nicke ich und schaue mir den jungen Mann vor mir noch einmal genauer an. Seine Vorliebe für Schlangen ist nicht zu leugnen, sonst würde er wohl nicht so ruhig bleiben, wenn sich so viele Schlangen auf und neben ihm befinden.
„Da nun wieder Ruhe eingekehrt ist, bitte ich euch, eure Arbeit fortzusetzen. Der Besuch wird in Kürze ankommen. Snake du hilfst Tanaka dabei die Eingangshalle vorzubereiten. Und Lucia, ich denke, dass du noch nicht fertig bist.", kommt es wieder von Sebastian.
„Ja.", kommt es wieder von Snake: „... sagt Goethe."
>Heißen so seine Schlangen?<, frage ich mich innerlich. Bisher hat er drei Namen genannt. Vielleicht sind es ja die Namen der Schlangen. Allerdings würde das bedeuten, dass er für seine Schlangen spricht.
„Lucia, ich erwarte, dass du mir die Aufzeichnungen bringst, sobald du damit fertig bist.", fügt der Schwarzhaarige noch hinzu, ehe er die Bibliothek wieder verlässt. Snake folgt ihm nach einigen Sekunden wortlos. Seine Schlangen aber schauen mich noch kurz an, ehe sie ihm dann auch folgen.
>Hier Arbeit wohl wirklich niemand, der normal ist.<, denke ich mir und setze mich wieder an den Tisch, um weiterzuarbeiten.

SchattendiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt