Vier

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Stumm wie ein Schatten hocke ich auf einem Baum und warte.

Es mag nicht der beste Zeitpunkt sein, immer hin sind wir auf der Flucht, aber in den absurdesten Momenten kann selbst so etwas wie die Periode eine Hilfe sein.

Das Blut zieht Tiere an. Jagende Tiere, die auf der Suche nach Beute sind, und anschließend von mir gejagt werden. Von den Jägern zu den Gejagten, schießt es mir spöttisch durch den Kopf.

Es dauert nicht lange, ehe ein Wolf auftaucht. Zum Glück nur ein einzelner und kein Rudel - mit Letzterem hätte ich wohl alleine so meine Problemchen. Aber diesen einen sperre ich einfach in einem Eiskäfig ein, lasse den Schnee unter ihm zu einem tödlichen Dorn aus Eis werden, der ihm sogleich den Gnadenstoß versetzt, und lasse einen Haufen Schnee neben mir zu einer rasiermesserscharfen Klinge aus purem Eis werden. Behutsam springe ich vom Baum und nähere mich dem toten Tier.

Mit jedem Mal, das ich meine Macht nun nutzte, wurde es ein Stückchen einfacher, sie zu kontrollieren. Anfangs habe ich sie nur nutzen können, wenn ich in einer tödlichen Gefahr geschwebt habe, aber seit... wir eins sind, zwinge ich mich es in Gedanken umzuformulieren, ist es so einfach wie ein Luftkuss.

Nach dem ich das Fell von dem Kadaver entfernt habe, nutze ich es als eine Art Sack, in den ich das dampfende Fleisch einrolle, um es einfacher transportieren zu können. Wir haben Nahrungsmangel, hat Cheri gemeint. Also bringe ich meinen durchgefrorenen Verbündeten Essen. Es ist vielleicht nicht viel, aber es sollte für eine Mahlzeit reichen. Und da wir, soweit ich weiß, nicht eine einzige Münze besitzen, könnten wir das Fell verkaufen - wir müssten nur mit etwas Glück auf einen fahrenden Händler treffen, oder - im Auge der Verzweiflung - selbst das Risiko eingehen, eine Stadt zu betreten.

Auf dem Weg zurück zur Höhle fühle ich mich... leichter als seit Langem. Ich habe eine Aufgabe erhalten, die ich sofort erledigen kann, die ich sofort anpacken kann - im Gegensatz zu der langatmigen, schwerwiegenden Aufgabe der Rache, die ich zeitgleich verfolge. Ich habe eine Liste, die ich aus eigener Kraft abarbeiten kann, ohne auf andere Menschen angewiesen zu sein.

Objektiv betrachtet wäre es nun logischer, die anstrengende, bedrückende Aufgabe fallen zu lassen, und sich den schöneren Dingen im Leben zu widmen. Aber ich bin nun einmal nicht in der Lage, objektiv zu handeln - kein Mensch ist es. Der Hass und der Rachedurst befinden sich immer noch in meinem Inneren, lassen mir keine Ruhe. Meine Alpträume sorgen dafür, dass ich die vergangenen Geschehnisse nicht vergessen kann, mein Ziel nicht aus den Augen verliere.

Wenige Meter vor der Höhle fällt sie mir dann auf - die Stille. Nicht ein Laut dringt heraus. Auch steht kein Wachposten vor der Steinhöhle, nicht einmal eine Art Späher. So vergesslich und dumm wären nicht einmal die hungernden, frierenden Soldaten meines Trupps, zumal ja auch Cheri und Freedom darunter sind, die mit Sicherheit an so etwas gedacht hätten.

Misstrauisch drossele ich mein Tempo und begebe mich erneut in die Haltung eines Jägers: Ich gehe ein klein wenig in die Knie, bewege meinen Körper seitwärts, behalte meine Umgebung im Auge und eine Hand auf dem Schaft des Dolches, den ich in meine Manteltasche habe gleiten lassen. Die andere Hand krampfe ich fester um das Wolfsfell.

Vorsichtig lausche ich, ob es irgendwelche Hinweise gibt, was da los ist, aber ich kann nichts hören, nichts wahrnehmen. So gerne würde ich Freedom nun fragen, ob sie jemanden spüren kann! Ich bin schon ziemlich abhängig von diesen neuen Kräften geworden, fällt mir auf. Aber es gibt auch Mittel und Wege, Informationen zu erhalten, ohne diese Art an Macht zu besitzen.

Lauernd spähe ich in das Innere der Höhle, während ich den Wind, das Eis und den Schnee ausnutze, um nahezu unsichtbar zu werden. Auf den ersten Blick kann ich nichts ungewöhnliches erkennen - mein Trupp sitzt auf dem zugefrorenen Boden in einer Art Kreis.

Aber dann bemerke ich sie doch - die Fesseln. Im selben Moment, in dem sich eine Hand von hinten auf meinen Mund und ein Dolch sich an meine Kehle legt.

Storming LightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt