Siebenundvierzig

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IN EINEM BORDELL IRGENDWO IN SOL...

Linus

Träge streiche ich mir die schwarzgefärbten Haarsträhnen aus dem Gesicht und kippe einen weiteren Becher hinunter.

Das mache ich mittlerweile jeden Abend - wenn auch jedes Mal in einem anderen Bordell. Der König von Luna sucht nach mir, zweifellos, um meine Leichtgläubigkeit erneut auszunutzen und einen weiteren, für mich nachteiligen Handel abzuschließen. Soll er doch weiterhin nach mir suchen. Er hat mich als schmächtigen Jungen mit braunen Haaren in Erinnerung. Na dann, viel Spaß beim suchen - denn nun habe ich durchaus eine anschaubare Statur und schwarze Haare.

Seitdem Snow sich für Lucien entschieden und mich zurückgelassen hat, habe ich viel Zeit gehabt, um nachzudenken. Was bin ich nur für ein Idiot gewesen, zu glauben, es gäbe für mich und Snow eine glückliche, gemeinsame Zukunft!

Mit fahrigen Fingern hole ich eine weitere Goldmünze aus meinem Goldbeutel, knalle sie auf den Tresen und bekomme dafür einen weiteren Becher. Ich nehme einen tiefen Schluck und seufze schwer.

Sich über mich selbst zu beschweren wird mir nicht wirklich weiterhelfen können.

"Liebeskummer?", ertönt eine liebliche Stimme neben mir. Ich brauche nicht einmal den Kopf zu drehen, um zu wissen, um wen es sich handelt. Sie biedert sich mir nun schon zum fünften Mal an diesem Abend an. "Ich könnte dir helfen zu vergessen, weißt du?", säuselt sie leise und klammert sich an meinen Arm.

Müde drehe ich nun doch den Kopf. Hinter ihr kann man die vielen Betten sehen, die nur durch hauchdünne, bunte Seidenvorhänge voneinander getrennt - und allesamt besetzt sind. Erst jetzt werde ich mir der Geräuschkulisse bewusst und schneide eine Grimasse. Das Stöhnen, Kichern und Lachen der Kurtisanen übertönt jegliches anderes Geräusch. "Danke, kein Bedarf", wehre ich stirnrunzelnd ab.

Sie zieht einen Schmollmund. "Willst du dich also weiterhin nur betrinken, wie der traurige, kleine Junge, der du bist?"

Ich presse die Lippen fest aufeinander und kippe mein Getränk in einem Zug hinunter. Ich weiß nicht einmal, was genau ich da trinke - ich weiß nur, dass es hochprozentig ist, genauso, wie ich es mir gewünscht habe.

Für einen Moment kann ich nur den Kopf über mich selbst schütteln. Wie konnte ich je zulassen, dass ich an einem solchen Tiefpunkt lande - nur wegen einer Frau? "Ist dir so langweilig, dass du einen unwilligen Kunden bedrängen musst?", entgegne ich scharf.

Ihre sinnlichen Lippen verziehen sich zu einem diabolischen Grinsen. "Habe ich da etwa einen wunden Punkt getroffen? Armer, armer kleiner Junge", neckt sie mich mit funkelnden Augen.

Ruckartig stehe ich auf - genau im richtigen Moment. Denn die Tür des Bordells wird schwungvoll aufgestoßen und eine Handvoll Soldaten stürmt herein. "Wir suchen einen Jungen mit schwarzen Haaren und braunen Augen, in etwa so groß", erklärt einer der voll gepanzerten Soldaten lautstark und deutet mit seiner Hand meine ungefähre Größe an. Ah, verdammt. Dann sind sie mir also doch auf die Schliche gekommen.

Storming LightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt