Vierundvierzig

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Lucien

Ich höre, wie Snow anfängt zu schreien, und versuche noch schneller zu rennen.

Sie hat auf ihrem Weg jede Stelle, die sie berührt hat, mit Eis bezogen, was es ein wenig schwer macht, ihr zu folgen - wenn man nicht ausrutschen möchte.

Schlitternd komme ich bei einer Biegung des Flures zum Stehen. Da - Da ist sie, sitzt auf ihren Knien am Boden, eine Hand an der Wand, die andere erhoben, vor sich ein Häufchen Erbrochenes. Nicht weit entfernt steht Freedom wie erstarrt an Ort und Stelle.

Ich erkenne die Zeichen. Ich kann sie Snow ansehen. Ich habe einen solchen Ausbruch bereits einmal miterlebt - gefühlt in einem anderen Leben, zu einem Zeitpunkt, in dem meine Eifersucht das größte Problem zwischen uns war, aber ich habe einen miterlebt...

Gerade noch rechtzeitig schaffe ich es, einen Schild aus Flammen und Licht vor Freya zu werfen und einen weiteren zu Snow zu werfen. Gerade noch rechtzeitig, denn Snow...

Schwarzes Eis schießt aus ihr heraus - schwarzes, unkontrolliertes Eis. In Form von Pfählen und Lanzen und Dornen und Splittern bricht es aus ihr heraus und zerfetzt alles in Reichweite. Ein lauter Knall ertönt, ein ohrenbetäubendes Geräusch. Nur einer harten Druckwelle haben wir es zu verdanken, dass weder Freya noch ich von diesem Eis aufgeschlitzt worden sind, denn ich bin mir nicht sicher, ob die fragilen Schilde, die ich auf die Schnelle erschaffen habe, uns schützen könnten...

Ich pralle hart gegen die Wand hinter mir, wenig später knallt Freya gegen mich und verpasst mir ungewollt einen Schlag in die Magengrube, aber ich spüre den Schmerz kaum, denn meine Gedanken sind bei Snow, mein Herz ist bei Snow.

Sie war im Zentrum dieser Macht, die eindeutig nicht ihre ist, nur geschützt von dem dünnen Schild, den ich ihr zugeworfen habe und bei dem ich mir nicht einmal sicher bin, ob er sie rechtzeitig hat erreichen können, aber ich darf nicht einmal daran denken, was dann mit Snow geschehen würde - nein, ich muss einfach darauf vertrauen, dass es ihr gut geht, ich darf gar nichts anderes denken, ich werde sie nicht verlieren, nicht sie, ganz sicher nicht sie, nicht Snow, nicht Snow, nicht Snow...

Kaum hat die Druckwelle nachgelassen, schiebe ich Freya von mir herunter, springe auf und...

Ein Kloß bildet sich in meiner Kehle. An der Stelle, an der eben noch eine Sackgasse gewesen war, klafft nun ein riesiges Loch, wodurch der eisige Wind von draußen hineinpfeift. Da, die Stelle, an der Freya noch eben gestanden hat, und dort, die Stelle, an der Snow gekniet hat... Diese Stellen existieren nicht mehr.

Diese Macht, die aus Snow herausgebrochen ist, hat den halben Flur in Stücke gerissen.

Die Kälte von draußen strömt herein und kalte Schauer laufen mir über den Rücken, als Schneeflocken hereingewirbelt werden, aber diese Kälte ist nichts im Vergleich zu meiner Panik. Wo ist Snow?

Hinter mir höre ich Schritte. Jemand stößt einen derben Fluch aus - Fire. Sie legt mir eine Hand auf die Schulter, aber ich schüttele sie ab. "Kümmert euch um Freya", weise ich die beiden mit rauer Stimme an.

Und dann springe ich ohne zu zögern hinein in diesen Abgrund aus Schnee und schwarzem Eis.

Storming LightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt