Dreiunddreißig

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Snow

Ich habe die Arme eng um meinen Körper geschlungen, während ich durch die leeren Flure schleiche. Noch immer kann ich nichts erkennen, nichts hören. Manchmal ertönt in weiter Ferne ein Aufschrei, aber jedes Mal wird er von Stille abgelöst.

Ich habe keine Ahnung, wie lange dieser Angriff nun schon dauert. Ich habe keine Ahnung, wie lange es her ist, dass ich Cheri und Freedom verloren habe. Auch weiß ich nicht, ob sie noch leben - ob überhaupt noch irgendjemand hier lebt außer mir.

Die Verzweiflung nagt an mir, genauso wie die Ungewissheit. Ich habe zwar eine Methode gefunden, wie ich überprüfen kann, ob sich jemand in den Fluren aufhält, durch die ich gehe, aber viel bringt es mir nicht.

Anfangs ja - anfangs hat es mir Erleichterung beschert, wenn ich einen schwachen Wind durch den Flur geschickt habe und überprüft habe, ob er auf ungewollten Widerstand stößt. Aber es hat nicht lange gedauert, bis ich gegen die ersten auf dem Boden liegenden Leichen gestoßen bin. Ab da an konnte ich nicht mehr auf diese Methode vertrauen.

Manchmal meine ich ein höhnisches Kichern hinter mir zu hören, aber wenn ich mich umdrehe, ist da nichts. Mittlerweile weine ich auch ohne Rücksicht - und es ist mir egal. Ich bin schon froh, wenn ich hier lebend herauskomme.

Mit zitternder Unterlippe mache ich einen Schritt nach dem anderen. Ich muss zum Ausgang - unbedingt. Draußen kann ich der Finsternis sicher entfliehen.

Plötzlich ein Druck um mein Fußgelenk - eine Hand hat mich gepackt. Erschrocken schreie ich auf und zucke zurück, aber die Hand lässt mich nicht los. "Hilf mir", fleht eine männliche Stimme. "Hilf mir. Ich kann nichts sehen und es tut so weh..."

Im nächsten Moment ist er verstummt. Sein Griff um mein Bein wird locker und leblos. Er ist tot.

Ich atme tief durch. Dann schneide ich eine Grimasse - es ist widerlich feucht und warm zwischen meinen Beinen. Vor Schreck habe ich mir in die Hosen gemacht. Bei dem Gestank schüttele ich angewidert den Kopf und es hilft mir, die Angst zumindest für einen Moment in den Hintergrund zu drängen.

Leider hält meine Unbeschwertheit nicht lange an. Nicht weit von mir entfernt ertönt plötzlich wieder ein Schrei - sofort wieder Stille.

Ich presse mich an die Wand und kralle meine Finger in meine Arme, während ich versuche, einen letzten schwachen Wind zu kanalisieren, um zu überprüfen, was sich mir da von hinten nähert, aber mir schießt ein scharfer Schmerz durch den Magen.

Ich bin am Ende meiner Kräfte - meine Macht ist temporär fort...

Storming LightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt