Heilung

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„ Oh mein Gott wir haben es geschafft. Ich hätte niemals daran geglaubt, nachdem was da in der zweiten Welle los war.", rief Tim. Er hätte Veni gerade vor Freude abknutschen können, so glücklich war er. Immer noch Arm in Arm öffneten die den Rucksack. Heiltränke und Verbandsmaterial. Es war nicht umsonst. Sie hatten ihr Leben nicht unnötig riskiert. „ Auf geben wir den beiden was und dann verschwinden wir von hier!" Leicht stützten sie sich gegenseitig bis zu den anderen beiden, die immer noch in ihrem notdürftigen Schutz lagen. Stegi immer noch bewusstlos und Basti mit dem Rücken zugewandt zu ihnen, die Beine angezogen und den Kopf auf die Knie gelegt. Sanft kniete Veni sich zu dem brünetten runter und legte eine Hand an seine Schulter. Ruckartig drehte Basti sich zu ihm um, starrte ihn aus großen Augen an und fiel ihm um den Hals. „ Ihr seid wahnsinnig.", hauchte er erleichtert. „ Ja aber es hat sich gelohnt.", grinsend löste Veni sich und zeigte Basti den Inhalt des Rucksacks. Basti bekam große Augen und küsste ihn dann sanft auf die Lippen. Er lösten sich von dem verletzten, strich ihm sanft über die Wange. „ Leg dich auf die Seite, ich kümmere mich um deine Wunde." Vorsichtig half er Basti sich auf die Seite zu legen. Er griff den Saum von Jacke und Shirt und zog sie bis zur Brust hoch. Die Wunde war offen, blutete leicht. Hoffentlich funktionierte es. Veni zog eine der Flaschen aus dem Rucksack, öffnete sie und kippte etwas von dem Inhalt über die Wunde. Fast wie Magie schloss sich die Wunde und ließ nur eine dünne Narbe zurück. Ein klein wenig der Flüssigkeit kippte er über die Brandwunde, die nur gerötete Haut zurück ließ. Sanft küsste er Veni noch mal kurz auf die Lippen und lächelte dankend. Als er aber zu Stegi und Tim sah, stockte ihm der Atem. Tim war über den blonden gebeugt, hatte die Hände an seine Brust gelegt und presste diese immer wieder runter. Ohne zu zögern kroch Veni zu ihm rüber löste Tim ab, während dieser Mund zu Mund Beatmung bei Stegi machte. Das Venis Schulter höllisch schmerzte, ignorierte er. Sein kompletter Arm wurde taub, aber er wurde wieder abgelöst. Plötzlich zog Stegi die Luft ein und seine Brust hob sich für einen kurzen Moment, ehe sie sich wieder senkte. Doch er atmete eigenständig weiter, wenn auch nur ganz schwach. „ Veni gib mir einen der Tränke schnell!", forderte Tim ihn auf. Er gab die noch halb volle Flasche an Tim, der Stegi aufrichtete, sodass er saß. Die pinke Flüssigkeit tropfte auf die Wunde und schloss sie langsam. Behutsam legte er Stegi wieder ab, strich ihm sanft durch die Haare. „ Komm schon kleiner, tu mir das nicht an. Mach die Augen auf.", flüsterte Tim sanft und machte auch an dem Verband von Stegis Bein zu schaffen. Als dieser Weg war, gab er auch dort ein paar Tropfen drauf. Und dann schlug er seine blass grünen Augen auf und sah Tim an. Erleichtert atmete Tim auf und zog ihn in seine Arme. Verdammt er hatte solche Angst um den blonden gehabt. „ Tim gib mir die Flasche. Ich schau nach deiner Schulter." Veni griff sich die Flasche mit dem Rest Inhalt und gab etwas davon auf Tims Schulter. Das selbe tat Basti bei ihm. Der Schmerz verschwand fast augenblicklich. Sie hatten es wirklich geschafft. Die beiden packten ihr Zeug zusammen und standen dann auf. Doch Tim und Stegi taten es nicht. Der brünette hielt den kleineren in den Armen, da er vor sich hin weinte. Es war ein herzzerreißendes Bild. Fest drückte er den blonden an sich und stand dann mit ihm auf. Beruhigend strich er ihm über den Rücken. „ Was ist los? Es ist doch alles gut.", fragte Basti besorgt. Stegi machte keinen besonders guten Eindruck. „ Er gibt sich die Schuld an allem. Wenn wir ihn zurückgelassen hätten, wäre das alles hier nie passiert. Der wird sich schon wieder fangen. Lasst uns jetzt erstmal hier abhauen, bevor die uns doch noch was auf den Hals hetzen. Ich will weg von dieser Arena." Die anderen beiden nickten und sie machten sich auf den Weg. Weiter Richtung Mitte. Zwischen ihnen war es ruhig, nur das leise Schluchzen des blonden zerstörte die Stille. Ab und zu musste er auch die Nase hochziehen. Es war egal, dass Stegi damit seine Sachen voll rotzte. Um nichts in der Welt würde er Stegi jetzt aus seinen Händen geben. Mit der Zeit versiegten seine Tränen und er schien langsam einzuschlafen. Doch er wurde direkt wieder durch ein lautes donnern wach gerissen.
Der Spieler Haubna starb durch Falldamage. Es befinden sich noch dreizehn Teilnehmer im Spiel.
Und ein weiterer tot. Wenigstens eigen verschulden und kein weiterer Mord. Auch wenn sie alle hier nur um ihr überleben kämpften, wusch ihnen diese Arena langsam den Kopf. Ließ sie ungewollt zu Mördern werden. Wer auch immer diese Arena lebendig verließ, würde für immer mit psychischen Schäden uns vielleicht auch sozialen Störungen leben müssen. Und ob das so viel besser war, als der Tod? Konnte überhaupt einer von ihnen damit leben, dass er Menschen hatte sterben sehen und selbst getötet hatte. Eigentlich wollte das hier keiner überleben und ehrlich, Tim beneidete jeden, der hier einen kurzen und schmerzfreien tot erlitt. Einfach sterben, keine Angst mehr haben, nicht mehr ständig auf der hut sein zu müssen. Nicht weiter mit ansehen müssen, wie Menschen starben, wie sie mitunter aus Selbstverteidigung andere töten mussten. Es klang schön und verlockend. Aber er könnte Stegi nie alleine hier lassen. Der Arme fing an zu wimmern, schluchzte wieder auf und klammerte sich an Tim fest. „ Sch es wird alles gut. Wir sind da und beschützen dich. Du bist nicht schuld, wir hängen hier alle mit drin. Schlaf jetzt ein wenig. Du hast einen anstrengenden Tag hinter dir." Stegi sah ihn aus glasigen Augen an, bat ihn mit blicken ihn runter zu lassen, was Tim auch tat. Trotzdem ließ er einen Arm um Stegis Taille geschlungen. Es gab ihm halt, dass wusste Tim. Innerlich war Stegi viel angeschlagener, als er je zugeben würde.

Die Tribute von Varo Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt