Experiment

66 4 0
                                    

Mit Spannung hatte ich den letzten Kampf beobachtet. Ich hatte gehofft, dass Viererteam würde sich vielleicht verkleinern, aber nein, es haben alle geschafft. Wie sie das angestellt hatten, war mir echt ein Rätsel. Naja jetzt kam ja erstmal meine größte Herausforderung für sie. Die Border. Und die würden sie mit den nun zwei Verletzten im Schlepptau nicht bestehen. Sie mussten sie also zurück lassen, um sich zu retten. Es war wirklich interessant mit anzusehen, was die menschliche Psyche in solchen Momenten mit einem machte. Objekt 5d schien die Hoffnung ja aufgegeben zu haben, es noch zu schaffen. Gleichzeitig hatte er Angst vor dem was kam. Würden die anderen ihn vielleicht doch zurück lassen, wenn sie merkten, dass es keinen Sinn hatte ihn mit zu schleppen und sie dadurch nur alle sterben würden? Nein taten sie nicht. Sie hatten noch eine Minuten und Objekt 5d hatten sie immer noch nicht zurück gelassen. Es wunderte mich extrem. Die meisten reagierten in solchen Fällen egoistisch. In den letzten Sekunden begann 6d zu stolpern und die anderen rannten weiter. Ihr Selbsterhaltungstrieb war dann wohl doch größer, als die Freundschaft. Doch dann rappelte sich der eine auf, zog den anderen mit sich und rettete sie beide in letzter Sekunde hinter die Border. Das durfte doch nicht wahr sein. Nur einer der Mitspieler hatte es nicht geschafft. Dieser wurde bei lebendigem Leib von der Border zerquetscht. Kurz und schmerzlos. „ Es haben fast alle geschafft. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Gerade das angeschlagene viererteam sollte es doch nicht schaffen.", fluchte mein Kollege neben mir. Wir hatten Nachtwache und sollten schauen, dass das Experiment erfolgreich verlief. Doch gerade tat es genau das Gegenteil. Es sollte fair sein und nicht ein starkes Team und sieben Solos. Nicht mal ein dreierteam existierte mehr. „ Wir haben einfach unterschätzt, wie stark ihre Freundschaft wirklich ist. Aber keine Sorge, ich hab noch einen Plan, wie wir das Team ein wenig verkleinern. Wir wollen es ja fair gestalten. Die Solospieler sollen auch noch eine Chance im Kampf haben." , teilte ich meinem Kollegen mit. Oh ja und wie ich eine Idee hatte. Das würde ihre Freundschaft sicher nicht überleben, da war ich mir sicher. Es musste nur noch der richtige Zeitpunkt kommen. Vorerst musste ich aber die Ansage machen. Ich drückte auf den Knopf, der das donnern in der Arena auslöste und schaltete dann mein Mikrofon an. Es besaß eine Art Stimmverzerrer, die dafür sorgte, dass sie Stimme eines jeden gleich klang. Die typisch monotone Ansage konnte ich mittlerweile im Schlaf runter leiern. Durch diverse Lautsprecher, wurde sie in der Arena für jeden Spieler hörbar. Viele reagierten schon gar nicht mehr, auf solche Todesnachrichten, sondern schliefen einfach durch. Nachts waren sie auch leiser gestellt, damit andere ihre Ruhe hatten, wenn sie nicht in der Nähe waren. Ich musste gestehen, es war wirklich spannend von außen zuzusehen, wie in der Arena langsam aber sicher jeder Spieler verrückt wurde. Keiner hatte seinen friedlichen Charakter wahren können. Bei manchen hatte es nur länger gedauert, bis die Erkenntnis kam. Und selbst der liebste Mensch hatte hier eingesehen, dass ihn Freundlichkeit in den Tod reißen würde. Das hatten auch so unschuldige Geschöpfe wie der kleine blonde Junge verstanden. Wie er rotz und Wasser geheult hatte, als er bei dem Versuch seinen Freund zu beschützen jemanden getötet hatte. Unbeschreiblich süß. Aber gerade er und sein Charakter trugen einen wesentlichen Teil zu dem Experiment bei. Das waren Objekte, mit denen wir arbeiten konnten. Ein paar waren einfach nur zur Zierde da und um das Geschehen in der Arena voran zu treiben. Meist aus den ersten drei Distrikten. Die waren sehr viel gewaltbereiter, als aus jeden anderen Distrikt. Es wurde wieder still in dem kleinen Raum und ich wandte meinen Blick auf den Bildschirm vor mir. Wie Objekt 3d versuchte die Wunde seines Freundes zu verarzten. Langweilig. Unheimlich gerne würde ich dazwischen funken und ihn sterben lassen, aber ich durfte leider nicht eingreifen. Dazu hatte ich keine Befugnis. Ich würde warten müssen, bis ich meine eigene Versuchsreihe bekam, mit der ich experimentieren konnte. Lang würde dies aber nicht mehr dauern. Da die Sicht der Vierergruppe mich langsam langweilte, wechselte ich zwischen den verschiedenen Kameras durch. Viele Teilnehmer, darunter meist Solos schliefen, einige wenige waren am Luft schnappen nach ihrem Wettlauf mit der Border und der Rest saß da und hielt Wache. Es war alles ruhig und friedlich. Also lehnte ich mich, genau wie mein Kollege in meinem Stuhl zurück und starrte auf den Bildschirm. Bald schon wurden wir von zwei weiteren Kollegen abgelöst und wir verabschiedeten uns in den wohl verdienten Feierabend. Um zwei Uhr morgens möchte ich anmerken. Mein Kollege ging direkt schlafen, ich hingegen musste mich noch ins Büro setzten und den Bericht für meine Schicht schreiben und abgeben. Heute war leider ich dran. Das war mit das langweiligste an diesem Job. Aber ohne Fleiß kein Preis. In dem Büro war schon lange Feierabend, deswegen war ich trotz der Tatsache, dass es ein Großraumbüro war, alleine. Ich fuhr den zur Tür nächsten Pc hoch und loggte mich ein. Der Bericht folgte immer dem gleichen Muster, daher gab es eine vorgefertigte Version, die man einfach nur ausfüllen musste. Grob fasste ich die Ereignisse des Tages zusammen, bestätigte sämtliche Tode und Todesart und schrieb noch etwas zum geistigen Zustand der einzelnen Personen, oder zumindest zu den auffälligsten. Als ausgebildete Psychologin viel mit dieser Teil natürlich sehr leicht. Gute zwanzig Minuten später war ich dann auch fertig. Danach drückte ich auf speichern, kopierte das Dokument und fuhr den Pc wieder herunter. Bevor ich den Raum verließ, schaltete ich das Licht aus und schloss dann ab. Mein Weg führte noch hoch in die Chefetage, wo ich den Bericht bei seiner Sekretärin abgab, ehe ich endlich ins Bett konnte. Das hatte ich mir redlich verdient nach diesem anstrengenden Tag. Zumal die Nacht in ein paar Stunden schon wieder vorbei sein würde. Kaum in meinem Zimmer, machte ich mich Bett fertig und legte mich dann schlafen. Der Schlaf holte mich schneller zu sich, als ich geglaubt hatte.

Kleines zwischen Kapitel. Wenn es gut läuft, kommt heute Abend noch ein Kapitel, allerdings nicht von mir. Hoffe es gefällt euch.

Die Tribute von Varo Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt