Meine Schuld

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Tag 2

„ Das ist jetzt nicht gerade aufbauend Maudado.", wimmerte Manu, wischte sich mit dem Ärmel die Tränen ab. „ Ich will ja jetzt nicht stören, aber wir sollten uns vielleicht so langsam mal hier weg bewegen. Hier laufen immer noch ein oder mehrere Personen rum, die drauf aus sind uns töten.", merkte Fazon kleinlaut an. „ Gib ihm noch kurz.", schniefte Mau, drückte den bebenden Körper Manus noch ein Stück fester an sich. „ Das wird schon wieder.", sagte Fazon mitfühlend, was Manu verhemmt den Kopf schütteln ließ. Es würde nichts wieder gut werden, er war tot. Manu raffte sich zusammen, wagte den Versuch auf zu stehen. Es kostete ihn unglaublich viel Kraft, aber am Ende stand er sicher auf den Beinen. Oder eher dem Bein, das andere konnte er ja kaum bewegen, ohne das es weh tat. „ Manu mach mal langsam, wir können noch ein wenig hier sitzen bleiben. Du wirkst nicht so, als ob dein Körper einen länger Weg schaffen würde.", kam es besorgt von Maudado und Fazon stimmte dem nickend zu. „ Maudado hat recht, du wirkst schon wieder so blass. Wenn du wieder umkippst, sind wir auf gut deutsch gesagt am Arsch. Wir wären auf einer freien Fläche, ohne großen Schutz, wo wir ein leichtes Ziel für jeden wären. Wir würden hier dann nicht mehr weg kommen. Keiner von uns beiden kriegt dich hoch und ich glaub, selbst zusammen würden wir dich nur schwer hochkriegen. Setzt dich ruhig noch mal hin." Mit tränenerstickter Stimme schluchzte Manu:„ Das geht schon. Ich will hier einfach nur noch weg und zwar so schnell wie möglich. Sonst kipp ich wirklich noch um." Verstehend nickte Maudado, griff unter Manus Arm und stützte ihn. Fazon tat das selbe auf der anderen Seite und zusammen schafften sie es weg zu kommen. Weg von der Schlucht, weg von dem Toten, weg von Palle und weg von den Erinnerungen. Sie fanden bald eine Höhle Nähe eines kleinen Bachs, wo auch einige Fische ihr Unwesen trieben. Eigentlich wollten sie nur kurz Rast machen, doch da Manu am Ende seiner Kräfte angelangt war, blieben sie dort. Es würde eh bald dunkel werden und es war nicht sicher, dass sie noch mal so eine Höhle fanden, oder überhaupt noch eine. „ Ok, wir nehmen die Höhle zum übernachten, wir werden wahrscheinlich nichts besseres mehr finden. Es reicht glaube ich auch an Anstrengung für heute Manu." Manu ließ sich widerstandslos auf den Boden drücken, nahm ein paar Schlücke aus der Wasserflasche, die ihm hingehalten wurde. Der Schmerz in Manus Bein hatte sich um ein Vielfaches verschlimmert, seit sie losgegangen waren. Seine Augen waren immer noch rot und wirkten verheult, nur liefen keine Tränen mehr nach. Er hatte einfach keine Kraft mehr zum weinen. Der einzige positive Effekt, den man daraus ziehen konnte war, dass Manu nicht mehr verschwommen sah, und nicht über das nächst beste stolperte. Während die anderen im Wald Stöcke und Laub für ein Lagerfeuer sammelten, oder auch wahlweise versuchten Fische aus dem Bach zu angeln, starrte Manu nur gerade aus auf die graue Steinwand. Jedes Mal, wenn er die Augen auch nur für eine Millisekunde schloss, sah er die unterschiedlichsten Bilder vor sich. Und sie zeigten immer das selbe. Und das waren die verschiedenen weißen, wie Pat tot am Boden dieser Schlucht lag. Blutüberströmt, mit vor Angst aufgerissenen Augen, vor Schmerz gekrümmt. Das schlimmste daran war, dass es allein seine Schuld war. Er war schuld am Tod seines besten Freundes, einfach weil er nichts gemacht hatte. Durch seine Unfähigkeit zu handeln waren zwei ihm wichtige Menschen gestorben und Mau hatte wegen ihm einen Menschen tötet müssen. Er wollte versuchen alle zu beschützen und nichts hatte er geschafft. Zwei Tote und ein traumatisierter Maudado, dass hatte er geschafft. Selbsthass überkam Manu, vereinnahmte ihn und sein handeln voll und ganz. Eine Kurzschluss Reaktion steuerte sein handeln, ließ ihn nach seinem Schwert greifen. Er richtete die Spitze auf seine Brust, ließ seine Hand langsam sinken. Im letzten Moment bemerkte Maudado, was Manu da gerade vor hatte, stürzte sich auf ihn und schlug ihm das Schwert aus der Hand. „ Manu bitte nicht. Du bist nicht schuld daran, dass Palle oder Zombey gestorben sind. Weder daran, noch das ich jemanden umbringen musste. Das gegen Takaishii war Notwehr deinerseits und vollkommen ok. Und dein Tod löst rein gar kein Problem. Weder deine noch meine. Ohne dich sind wir aufgeschmissen. Wir brauchen dich und das möglichst lebendig und fit. Ich hab das Gefühl, dass wenn du dich umbringst, dass ich dann daran schuld wäre, da ich dich nicht vor dir selbst beschützen konnte. Bitte mach weiter, tu es für mich.", flehte Maudado, Tränen flossen seine Wangen hinab. „ Nein, ich kann und will nicht mehr. Ich hab mich mit Palle gestritten, wir haben uns getrennt und er ist gestorben. Vielleicht hätten wir ihn noch retten können, wenn wir ihn rechtzeitig gefunden hätten. Gib mir das Schwert wieder.", forderte Manu, versuchte Maudado das Schwert aus der Hand zu nehmen. Dieser kickte es mit dem Fuß weg, damit Manu nicht mal in der Nähe davon war. „ Manu nein, du löst deine Probleme nicht auf diese Weise. Palle würde das nicht wollen. Stell dir vor, er wäre noch da und du würdest dich wegen mir umbringen wollen. Denkst du wirklich, er würde das wollen? Nein, er würde dich trösten und dir sagen, dass du weiter machen sollst. Wenn du es nicht für mich tun willst, dann tu es für Palle." Manus Augen wurden glasig und im nächsten Moment strömten Tränen seine Wangen hinab. „ Ist ok, man darf auch Schwächen zeigen. Palle ist immer noch in deinem Herzen und da wird er weiter leben, solange du es auch tust." Maudado versuchte aufmunternd zu lächeln, was ihm mehr oder minder gelang. „ So und jetzt ruhst du dich aus, damit du nicht auf noch mehr solcher dummen Aktionen kommst. Vorher gibst du uns aber alle Sachen, mit denen du dich selbst verletzen kannst. Ich will kein Risiko eingehen.", forderte Fazon, hielt demonstrativ seine Hand auf. Manu gab ihm den Rucksack widerstandslos. Mehr trug er nicht bei sich, was Fazon mit einem schnellen Blick feststellte. „ Ok, dann ruh dich aus. Tut dir und deinem Bein ganz gut." Maudado zog ihn zu sich, ließ zu, dass Manu seinen Kopf auf seinem Schoß bettete. Und irgendwie war Manu schließlich eingeschlafen.

Die Tribute von Varo Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt