Gleichgültig

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Tag 4
Unbewusst, wo sie waren und ob sich jemand in der Nähe befand stolperten die beiden durch den Wald. Immer wieder ein kurzer Blick auf das Armband, welches ihnen kontinuierlich kleiner werdende Distanzen anzeigte. Sie würden es locker schaffen, wenn ihnen nichts in die Quere kam. Doch da hatten sie sich zu früh gefreut. Wenig später standen zwei Gestalten ihnen im Weg, die auch auf dem Weg in die maskierte Zone waren. Sie hatten sie definitiv bemerkt, den sie hatten sich zu ihnen umgedreht. Gleichzeitig fingen die beiden an zu rennen und wichen jeweils rechts und links an den beiden vorbei. Sie liefen in der Mitte wieder zusammen und rannten weiter. Der ältere griff nach der Hand des jüngeren und zog ihn unentwegt weiter. Stolpernd versuchte er Schritt zu halten, doch er geriet nur noch mehr ins stolpern und viel sogar hin. Der andere zog ihn jedoch weiter, sodass er wieder auf die Beine kam und weiter rennen konnte. Sie rannten weiter und weiter. Ihr Atem ging stoßweise und ihre Lungen brannten wie Feuer. Jeder Atemzug schmerzte in ihrer Brust. Ihre Gegner waren stetig mit dem selben Abstand hinter ihnen. Doch plötzlich türmte sich eine hohe Gestrüppwand vor ihnen auf. Sie versuchten diese zu durchbrechen, doch sie war zu stabil und die Dornen, bohrten sich tief in ihre Haut. Sie wollten zu den Seiten weg weichen, doch auch dort türmten sich hohe Hecken. Sie saßen in der Falle. Blitzschnell drehten sie sich beide um, ihre Gegner standen wenige Meter vor ihnen. Es gab keinen Weg mehr heraus. „ Selfi Lauf weg.", flüsterte Tim ihm zu und stellte sich schützend vor den kleineren. Die zwei Gestalten kamen ihnen immer näher und sie hielten ihre Schwerte zum Kampf bereit in der Hand. „ Ich kann doch nicht.", fing Selfi auch schon an zu protestieren, doch er wurde unterbrochen. „ Doch kannst du. Und egal was passiert, dreh dich niemals um.", drängte Tim und schob ihn weiter nach hinten. Er zog sein Schwert und ging zielsicher auf die beiden zu. Aus dem Augenwinkel konnte er erkennen, dass Selfi die ungeteilte Aufmerksamkeit, die nun ihm zu teil wurde nutzte, um endlich ab zu hauen. Es war besser so. Er hörte seine Schritte noch eine Weile schnell und unsicher über den Boden stolpern, bis sie sich irgendwann in der Ferne verloren. Mutig traten die Gestalten auf ihn zu. Tim nahm sein Schwert in Abwehrhaltung, umklammerte der Griff fester mit beiden Händen. Er wollte nicht kämpfen. Einer der beiden setzte plötzlich zum Schlag an, was Tim nur knapp abwehren konnte. Also nichts mit friedlicher Lösung und ein bisschen reden. Er wehrte nun auch den zweiten Angriff des anderen ab. Während er mit diesem focht und immer wieder das Klirren des Metalls zu hören war, verlor er den andererseits völlig aus den Augen. Es war schwer im Dunkeln zu kämpfen. Oftmals traf er nur die Luft, oder das Gestrüpp. Sein Gegner verfehlte mindestens so oft wie er. Bis jetzt hatte er noch nicht getroffen. So würde er niemals gewinnen können. Gerade traf wieder Metall auf Metall. Tim hielt sein Schwert mit aller Kraft fest und drückte es gegen den anderen, um ihn hoffentlich zu Fall zu bringen. Mit einem Mal ließ Tim den Druck jedoch sein und drehte ihm das Schwert aus der Hand, welche wenige Meter neben ihnen im Gras landete. Tim sprang zur Seite und kickte es mit dem Fuß weg, damit der andere nicht mehr dran kam. Der andere taumelte und fiel hin. Gerade wollte Tim sich freuen, dass er einen halbwegs besiegt hatte, auch wenn er ihn noch töten müsste, was ihm missfiel, spürte er plötzlich einen Stoß durch seinen Rücken gefolgt von einem unerträglichen Schmerz. Sein blick wanderte hinab zu seinen Schuhspitzen. Das Schwert, welches seinen Oberkörper durchbohrte und vorne herausragte wurde mit einem Ruck herausgezogen und er sackte zusammen. Seine Sicht verschwamm, aber er konnte erkennen, dass sich sein Angreifer zu ihm runter beugte. Er konnte ein schwaches Licht ausmachen, welches sein Gesicht beleuchtete und dann ein erschrockener Laut. „ Oh Gott Tim, es tut mir leid, ich wusste nicht, dass du das bist." Immer leiser wurden die Worte des anderen bis sie irgendwann völlig verstummten und nur ein leises piepen zurück blieb, welches ihm mitteilte, dass er noch nicht ganz im Reich der Toten angekommen war. Aber er war knapp davor.

Der Spieler Herr Bergmann wurde von Rewinside getötet, es befinden sich noch achtzehn Teilnehmer im Spiel.

„ Oh Gott, ich wusste nicht, dass ich einfach mal eben so einem meiner Freunde ein Schwert in den Rücken gestochen hab.", stotterte Rewi schluchzend. Tränen sammelten sich in seinen Augenwinkeln und eine einzelne löste sich und lief sein Gesicht hinab. „ Rewi jetzt ist es zu spät für Reue. Er hat dich genauso angegriffen, wie wir ihn.", gab Dner fast schon gleichgültig von sich. Wie konnte man so gleichgültig gegenüber einem toten Menschen sein, an dessen Tod man beteiligt war. „ Sag mal, was ist falsch bei dir? Ich hab gerade einen Freund getötet und dir geht das am Arsch vorbei! Was bist du für ein Mensch.", rief er aufgebracht und schubste den anderen wütend von sich in der Leiche weg. „ Du könntest da jetzt genauso gut liegen. Also freu dich und jetzt komm, sonst werden wir von der Border zerquetscht.", erwiderte er andere immer noch gleichgültig und machte Anstalten zu gehen. „ Unmensch. Wir sollten ihn wenigstens beerdigen." Nun wurde auch Felix sauer. Kurzerhand packte er den anderen am Handgelenk und zog ihn einfach mit sich. Den Protest des anderen ignorierte er gekonnt. „ Sag mal spinnst du?", schrie Rewi und strampelte wild hin und her, während der andere ihn immer nich hinter sich her zog. Vergebens versuchte er sich aus dem Griff des anderen zu wenden. Doch dieser packte nur noch fester zu. „ Jetzt hör auf und komm mit, sonst bist du gleich bei ihm.", fauchte Felix und zog ihn unerbitterlich weiter. Geschlagen hörte er auf zu zappeln und trottete dem anderen hinterher. Er konnte nicht mehr verhindern, dass Tränen seine Wangen hinab liefen und es immer mehr wurden. Was hatte er nur getan.

Die Tribute von Varo Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt