Exekution

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Sie wurden in einen anderen Raum gebracht. Es war so einer wie der, in dem sie aufgewacht waren. Mehrere mit Vorhängen abgetrennte Abteile. Wieder diese Liegen und Monitore. Basti verlor hinter den Vorhängen den Blick auf die anderen. Nur Stegi wurde neben ihm auf diese Liege gedrückt. Wenigstens war er noch da. Hilflos sah der blonde zu ihm herüber. Klar, diesen Krampf wollte er nicht mit machen und er hatte Angst. Basti war immerhin der ältere der beiden und auch mutiger. Aber er hatte keine Kraft mehr. Er wollte nicht zurück in diese Arena. Doch sie würde das immer und immer wieder durchleben müssen. Bis an ihr Lebensende. Keiner konnte ihnen mehr helfen. Er hatte auf ganzer Linie versagt. „ Schlaft schön.", meinte derjenige, der ihn festgehalten hatte. Eine Nadel wurde in seinen Arm gestochen. Klare Flüssigkeit floss hindurch. Sofort spürte Basti den Chemie Cocktail, der ihn innerhalb von Sekunden das Bewusstsein verlieren ließ und in einer Schwärze zurück ließ. Nur noch ganz entfernt nahm er wahr, dass man ihm die Fesseln entfernte. Irgendwie war es angenehm wieder in dieser Leere zu sein. Sie ließ ihn nicht fühlen und vergessen. Vielleicht konnte er auch Veni so vergessen. Helfen konnte er ihm eh nicht mehr. Sollten sie jemals im Himmel aufeinander treffen, hoffte er, dass Veni ihm verzeihen würde. Und zwar alles. Nicht nur, dass er ihn nicht hatte beschützen können.

Zeitsprung eine Stunde zurück
Nachdem man die anderen weggebracht hatte, zerrte man sie ebenfalls alle in einen anderen Raum. Mehrere Gänge weiter weg. Tim prägte sich den Weg unbewusst ein. Der Weg, der ihn von Stegi trennte. Veni schrie schmerzvoll auf und als er zu ihm sah, erkannte er auch warum. Die hatten ihn an der verletzten Schulter gepackt. An einer Wand wurden sie der Reihe nach zu Boden auf die Knie gedrückt. Perfekt aufgereiht. Man könnte sie problemlos nacheinander erschießen. Der Raum war gefliest und in der Mitte befanden sich Abflüsse. Zu seiner Linken an der anderen Wand erkannte Tim einen Wasserhahn und einen Schlauch. Mord ohne groß Sauerei zu machen und am Ende konnte man alle Spuren wunderbar beseitigen und ihre Leichen verbrennen. Niemand würde Wind davon bekommen und sie niemals gefunden werden. Wenigstens musste Stegi hier nicht stehen. Das Stegi weiter diesen Albtraum erlebte, war ihm lieber, als ihn jetzt hier mit Todesangst neben sich sitzen zu haben und seine letzten Minuten mitzuerleben. Er hatte noch Chancen lebend rauszukommen. Ein klatschen hallte durch den Raum und als er sich umsah, konnte er sehen, dass einer der Wachen Veni geschlagen hatte. Er lag zusammengekrümmt am Boden und an seiner Wange ein roter Abdruck. „ Lassen sie ihn in Ruhe. Sie richten uns doch eh alle gleich hin. Müssen sie ihm da noch Schmerz zufügen.", setzte Tim sich für ihn ein. Hauptsächlich nur, weil er wusste, dass Basti nicht wollte würde, dass er leiden musste. Was hatte er außerdem schon zu verlieren. Mehr konnten sie ihm nicht nehmen. „ Ach ich soll euern kleinen Drahtzieher in Ruhe lassen? Ohne ihn wärt ihr gar nicht in dieser Situation. Außerdem haben wir die Anweisung von oben, ihn qualvoll zu töten. Wer sich hier widersetzt, wird umgebracht. Und er hat ganz besonders geholfen. Ein viel zu schlaues Kerlchen. Und viel zu gefährlich. Wir haben diesen Jungen wirklich unterschätzt. Aber du warst ja auch nicht ganz brav, wenn ich mir den Verband um deinen Kopf angucke. Du hast dich damals ziemlich gewehrt, als du noch mal aufgewacht bist und wir den kleinen blonden Jungen von dir weggebracht hatten. Stegi nicht? Erinnerst du dich? Du kleines Miststück hast mir ziemlich heftig zwischen die Beine getreten. Es wird mir eine Freude sein dich gleich erschießen zu dürfen. Danach werde ich deinem kleinen Freund das Leben zur Hölle machen." Daran erinnerte er sich noch gut. Sie hatten Stegi irgendwas verabreicht, noch als er geschlafen hatte. Es war irgendeine Art Droge gewesen. Stegi war völlig blass gewesen und sah aus, als wäre er drogenabhängig. Als sie ihn dann wegbringen wollten, eher weg schleifen. Er hatte sich auf die Leute gestützt, die ihn trugen, einem einen Tritt verpasst und wollte Stegi in seine Arme ziehen. Ihn vor all dem retten, doch er wurde nur niedergeschlagen und verlor das Bewusstsein. Bevor er aber weiter denken konnte, wurde auch ihm eine gescheuert. Er schaute nur emotionslos nach vorne in die grauen Augen. Sollte er ihn ruhig schlagen. Mittlerweile war es ihm herzlich egal. Nur sollten sie gefälligst Stegi in Ruhe lassen. „ Lasst ihn raus, er hat nichts getan.", schrie Tim verzweifelt. Aber was konnte er den noch ausrichten? Stegi war auf sich allein gestellt und er gleich tot. „ Das ist für den Tritt. Damit wären wir dann quitt." Zuerst dachte er, die Schelle wäre gemeint gewesen. Doch dann schoss er Veni ins Bein. Dieser schrie auf und krümmte sich zusammen. Blut trat aus und tropfte auf die weißen Fliesen. Veni keuchte schmerzvoll und ächzte aufgrund des neuen Schmerzes. „ Sie Schwein!", rief Tim und versuchte sich zu befreien, um zu Veni zu kommen und ihm zu helfen. Er unterließ es aber ganz schnell wieder, als man ihm die Waffe an den Kopf hielt. „ Bei dir fangen wir an." Damit verließen die Wachmänner dann den Raum. Veni neben ihm fing an zu weinen. Der Schmerz musst unerträglich sein. Wäre es falsch ihm zu wünschen, dass er starb um diese Qualen nicht länger mitzumachen. Nicht mal in den Arm nehmen und ihn beruhigen konnte er. Umständlich kroch er zu ihm rüber, mit dem Rücken voran. Er streckte die Arme aus, griff Venis gefesselte Hände und drückte die beruhigend. Mehr konnte er im Moment nicht machen. Weder ihm den Schmerz nehmen, noch ihn umarmen. Aber er konnte ihm zeigen, dass er nicht alleine war. Und er würde ihn nicht mehr alleine lassen. Bis zu seinem tot. Tim konnte einen leichten Gegendruck spüren und lächelte. Wahrscheinlich würden sie Veni verbluten lassen. Schmerzvoll und grauenhaft. Aber er würde nicht alleine sterben. Wie sehr er sich im Moment wünschte, Stegi oder Basti würden mit einem brillanten Plan zu ihnen kommen und sie retten. Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Aber diese konnten wahrscheinlich auch nichts ausrichten. Sie würden hier sterben. Alle.

Ich lass das mal unkommentiert.

Die Tribute von Varo Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt