Bitte glaub mir

71 4 3
                                    

„ Bitte. Tim ist gestolpert. Ich hab noch versucht ihn festzuhalten und hoch zu ziehen, aber er ist mir aus der Hand gerutscht und ne Klippe runter gestürzt. Er war keine Absicht. Ich hab ihn nicht umgebracht.", stotterte Basti schluchzend zusammen. Entschuldigend sah er zu Stegi. Mehr hatte er nicht tun können. Freiwillig hatte er Tim nicht die Klippe runter gestürzt. Er musste jetzt noch an Tims vor Schock aufgerissene Augen denken. Das Bild würde er nie wieder vergessen. „ Und das soll ich dir jetzt glauben?! Du kannst mich mal.", schrie Stegi wutentbrannt. Schwer schluckte Basti und sah zu Veni. Seine letzte Hoffnung. Wenn er nichts tat und ihm nicht glaubte, würde es keiner tun. Flehend sah Basti ihn an. Einen Moment erwiderte er den Blick, wischte sich dann über die Augen und wand sich an Stegi. „ Kann ich dich kurz hier bei allen lassen Stegi? Ich würde gern mit Basti alleine reden." Irgendwo war er ein bisschen erleichtert. Einfach so gab Veni ihn nicht auf. Gab er sie nicht auf. Auch wenn er gerade da stand wie der größte gefühllose Vollidiot, so war er Veni doch noch einen Funken wert. Neben all dem schlechten und der Trauer war das, wenn auch nur ein kleines Glücksgefüh. „ Was willst du den mit dem noch besprechen? Wenn es Falldamage gewesen wäre, hätte man das gesagt. Basti hat ihn umgebracht.", fauchte Stegi ohne ihn anzusehen. Auch wenn es weh tat, dass Stegi so zu ihm war, er konnte es verstehen. Nach dem Nervenzusammenbruch war auch er nicht mehr unbedingt klar im Kopf. „ Trotzdem.", bat Veni ruhig und wischte sich weitere Tränen aus den Augen. Stegi nickte mit Tränen in den Augen, weshalb Veni ihm sanft aus seinen Arme schob, aufstand und auf Basti zuging. Mit einem stummen Blick deutete er den beiden die ihn festhielten, ihn los zu lassen, was sie auch taten. Er drehte Basti selbst schmerzhaft die Arme auf den Rücken und schob ihn vor sich her nach draußen. Etwas ließ er locker, als gar kein Widerstand kam. Als er ihn draußen los ließ, um ihn zu sich zu drehen, sackte er einfach zusammen und fing an zu weinen. Sanft zerrte er Basti wieder hoch, legte eine Hand unter sein Kinn, um ihn dazu zu zwingen ihn anzusehen. Basti versuchte dem stechenden Blick auszuweichen, da er sich so nur noch schuldiger fühlte. Verdammt er hätte Tim nie etwas tun können. „ Was ist passiert?", fragte er ganz ruhig und versuchte Bastis Blick mit seinem zu fixieren. Doch er wich nur weiter aus. Er konnte die Enttäuschung in Venis Augen nicht ertragen. „ Das hab ich gerade gesagt. Bitte glaub mir.", schluchzte er weinerlich und ließ sich kraftlos gegen Veni sinken. Er richtete ihn wieder auf und hielt ihn an den Schultern aufrecht. Auch wenn es Veni selbst schwer viel, durfte er Basti jetzt nicht einfach umarmen, als wäre nichts gewesen. Er würde eher zu dem Rest der Gruppe halten, als zu ihm. Sonst hatten sie bald zwei Problemfälle. Stegi war schon fertig genug, würde er jetzt nicht zu ihm halten, zerbrach er endgültig. „ Gott Basti ich kann dir einfach nicht mehr vertrauen. Egal was passiert ist, das ist unverzeihlich." Natürlich hätte er anders gehandelt, aber auch er war nicht mehr bei vollem Verstand. Den hatten sie alle mehr oder weniger verloren. Im Moment stieg ihm das alles einfach selbst zu Kopf. Dafür musste er sich nirgends rechtfertigen. „ Schmeißt du mich jetzt raus und lässt mich erfrieren?", schluchzte Basti und sah ihn flehend an. Er wollte hier draußen nicht alleine erfrieren. Nicht mit dem Gedanken, wie Tim ihm entglitten war und in die schluchz stürzte. Das würde er nicht aushalten. „ Ich vertraue dir nicht. Das macht mich noch nicht herzlos.", murmelte Veni ruhig und sah ihm leicht verheult in die Augen. Schwach versuchte er zu lächeln und fuhr Basti durch die zerstörte Frisur. Bastis Unterlippe fing an zu zittern und er sah ihn flehend an.  „ Veni kannst du mich bitte umarmen? Ich brauch das im Moment mal.", brachte er zögernd hervor. Seufzend schüttelte Veni den Kopf. Er konnte ihn im Moment einfach nicht umarmen, egal wie schlecht es Basti gehen mochte. Ein wenig hatte er das Vertrauen in ihn verloren und solang nicht hundert prozentig klar war, wie Tim gestorben war würde er auf Abstand gehen und ihn so behandeln, als kennen sie sich nicht. „ Nein, dass bring ich nicht übers Herz. Komm rein." Er ließ Basti los, der eigenständig stehen blieb und deutete ihm nach drinnen zu gehen, was er dann auch tat. Sofort lagen mehrere feindselige Blicke auf ihm und er machte sich kleiner, als er eh schon war. Stegi setzte an etwas zu sagen, doch bevor er auch nur den Mund auf hatte, begann Veni zu sprechen. „ Er bleibt drüben unter Bewachung. Keine Waffen und Gewalt nur dann, wenn es wirklich notwendig ist. Hab ich mich klar ausgedrückt? Wir haben alle Dinge getan, die nicht verzeihlich sind und uns allen hat es hier den Kopf gewaschen. Deswegen dürfen wir aber nicht die selben Taten begehen, nur weil einer es getan hat. Das macht uns nicht zu besseren Menschen. Ja Stegi auch wenn er Tim getötet hat. Wenn wir ihn töten, sind wir kein Stück besser." Geschlagen und mit glasigen Augen nickte Stegi und streckte die Arme nach ihm aus. Irgendjemand zerrte Basti nach drüben, der sich kein bisschen wehrten. Zumindest würde man ihn nicht umbringen. Schwer schluckend ließ Veni sich neben Stegi nieder, der sich sofort in eine Arme kuschelt. Auch wenn er nicht mehr weinte, ging es ihm noch unglaublich schlecht und er wollte für ihn da sein. Mit Stegi auf der Brust ließ er sich nach hinten sinken, bis er lag und Stegi auf ihm. Vergessen und abschalten schien im Moment das beste. Einen Arm um den blonden gelegt und gemütlich in den Schlafsack gekuschelt dauerte es nicht lange, bis der Schlaf ihn heimsuchte und Albträume anfingen ihn zu plagen. Sonderlich ruhig schlief er nicht und durch sein Gezappel weckte er des öfteren Stegi, der jedoch schnell wieder einschlief, auch wenn es mitten am Tag war. Der wache Zustand war viel schlimmer im Moment.

Die Tribute von Varo Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt