Pause

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Maudado blickte noch ein mal zu dem Jungen, der neben ihnen gelaufen war. Dieser suchte aber bereits das Weite. Scheinbar waren doch nicht alle auf Kampf aus, oder ihm war schlicht und einfach die Gruppe zu groß. Theoretisch hätte er sich uns ja anschließen können, doch die Gefahr, dass wir ihn töten könnten, schien ihm wohl zu groß, als das er unseren Schutz brauchte, schlussfolgerte Maudado. Nach einer halben Stunde hatten sich alle dazu aufgerafft weiter zu gehen. Der Himmel zog sich immer weiter zu und bald begann es wieder zu regnen. Wie gerne er bei diesem Wetter am großen Dachfenster gesessen hatte. Oft hatte er gelesen, manchmal hatte er auch einfach nur den Tropfen bei ihrem Wettrennen die Scheibe hinab zugesehen. Wie gerne er das heute immer noch machen würde, doch er hatte zu viele Pflichten, als dass er sich einfach hinsetzen und den Regen beobachten konnte. Vor seinem geistigen Auge sah er den kleinen Jungen, der am Fenster saß und nach draußen in die Dunkelheit schaute. Doch so schnell, wie das Bild gekommen war, war es auch wieder weg. Ein klammes Gefühl begrüßte ihn, welches von seinen durchnässten Klamotten stammte. Er schleppte sich unter einen großen Baum, wo auch die anderen saßen. Nur weniger nass. „ Fazon so nass wie du bist, kannst du gleich noch duschen. Das sollten wir eh mal tun. Wer weiß, ob wir jemals wieder die Gelegenheit dazu bekommen.", kam es traurig von Micha. Lächelnd dachte Fazon an sein altes ich, was ohne Regensachen durch die Pfütze sprang und im nach hinein wie ein begossener Pudel aussah. Er zog sich hinter den Baum zurück, zog alles bis auf die Boxershorts aus und hängte es an einem Ast auf. Ein Schritt und er stand im kühlen Regen. Fast schon genießerisch schloss Fazon die Augen. Der Regen fühlte sich vertraut, fast schwerelos an. Es hatte etwas beruhigendes an sich, lies einen vergessen wo man war. Bald musste er jedoch wieder unter den Baum, da er sonst nie trocken werden würde und so langsam wurde es ziemlich kalt. „ Das hast du jetzt nicht ernsthaft gemacht oder?", fragte Micha empört. „ Du hast doch selbst gesagt, du weißt nicht, ob wir je wieder die Gelegenheit dazu bekommen. Außerdem war ich eh schon nass, das hat jetzt eh nichts mehr ausgemacht." „ Das war trotzdem ein Witz." „ Ich störe nur ungern euere Konversation, aber wir sollte deine Sachen so schnell wie möglich trocken bekommen. Vielleicht können wir uns in den Felsen rein graben und eine kleine Höhle ausbauen. Dazu bräuchte wir aber mehr Spitzhacken und ein paar Stützbalken.", sagte Manu sachlich. Seit wann seine Stimme so ausdruckslos war, konnte keiner genau sagen. Gefallen tat sie niemandem hier. „ Die Balken brauchst du hier nicht. Glaub mir die Physiks sind hier ganz anderes. Oder glaubst du, die Felsvorsprünge haben unsichtbare Stützen?", fragte Dado mit einem Hauch Ironie in der Stimme. „ Na gut du Besserwisser, dann zeig doch mal, wie stabil das wird." Manu warf Dado eine Spitzhacke zu, welcher diese ungeschickt fing. Gemeinsam mit Micha begaben sie sich zum Felsen und schlug Stück für Stück Steine heraus. Knapp zwanzig Minuten später war wirklich eine kleine Höhle ausgehoben, die ohne Stützen stand hielt. Triumphierend blickte Maudado zu Manu, der jedoch nur ausdruckslos grade aus starrte. Das triumphierende Grinsen wich aus Dados Gesicht, machte stattdessen einem mitleidigen Blick Platz. Manu ging es extrem schlecht, dafür musste man kein Menschenkenner sein, um das zu sehen. Während alle anderen sich mit ihren Sachen ins Trockene flüchteten, blieb Manu wo er war. Überfordert setzte sich Maudado zum ihm und nahm ihn in den Arm. „ Was ist los Manu, dir geht es nicht gut, dass sieht man?" „ Lass mich einfach!", keifte Manu und wand sich aus der Umarmung des blonden. „ Komm wenigstens mit ins trockene, du wirst nass." „ Ich hab gesagt LASS MICH!", schrie Manu und stand auf. Er packte seinen Rucksack und ging einfach. Den Regen ignorierte er völlig. Maudado hatte eine letzte Hoffnung. Er setzte Pat darauf an, Manu zurück zu holen. Dieser weigerte sich jedoch. „ Manu weiß, was er tut. Er wird schon zurück kommen, lass ihm einfach ein wenig Zeit." Geschlagen lies Maudado sich neben Micha nieder. Die ganze Nacht kam Manu nicht zurück. Nun machte Pat sich doch sorgen, dass Manu womöglich weg war. Alleine würde er die Gruppe nicht durchbringen. Er schlich sich vor allen anderen raus, hoffte das nichts passierte und stiefelte in die Richtung, in die Manu verschwunden war. Diesen fand er doch relativ schnell, zusammengerollt unter einem Baum liegend. Sachte legte er eine Hand auf dessen Schulter, wodurch Manu stark zusammenzuckte. Als er sah, dass es Pat war, beruhigte er sich ein wenig. „ Was machst du nur für Sachen?" Pat bekam keine Antwort, jedoch kuschelte Manu sich an ihn und begann hemmungslos zu weinen. Sachte strich er Manu durch die Haare, hauchte ein:„ Beruhig dich Manu, du bist nicht allein." Manu verkrampfte sich, vergrub seinen Kopf in Palles Halsbeuge und schluchzte:„ Mach das es aufhört, bitte!"

Die Tribute von Varo Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt