Nether

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„ Jetzt komm schon Selfi, uns wird nichts passieren.", versuchte ich auf meinen Teampartner ein zu reden. Wir standen jetzt seit mindestens zehn Minuten vor diesem Portal ungeschützt in der Mitte rum und diskutierten, ob wir rein gehen sollten oder nicht. „ Nein ich geh da nicht rein. Du kannst da gerne rein gehen, ich bring mich nicht selbst um." „ Ach komm, du weist doch nicht mal, was dahinter ist!" „ Genau deswegen. Das ganze ist ein Trip ins ungewisse. Dahinter kann alles sein.", sagte Selfi und lies sich auf den Boden fallen. Das konnte doch nicht sein ernst sein? Ich brauchte ganz dringend eine Idee, um ihn in dieses Portal zu bekommen. Und auf die Idee konnte ich wohl noch eine Weile warten. „ Na schön, dann geh ich halt alleine da rein. Kannst ja nachkommen, wenn du keine Angst mehr hast." Ich hoffe einfach mal, dass er nachkommt, wenn er merkt, dass mir nichts passiert. Ich zog mich am Rahmen des Portals hoch und stellte mich rein. Meine Sicht verschwamm so sehr, dass ich die Augen zusammenkneifen musste. Ich konnte noch vernehmen, dass Selfi nach mir rief, dann war es kurz ganz still. Plötzlich wurde es extrem heiß und als ich die Augen aufmachte stand ich irgendwo auf rotem Stein, der verdammt heiß war. Allgemein war es hier verdammt heiß. In der Ferne hörte ich ein unheimliches Schreien und neben mir wuselten irgendwelche komischen Viecher rum, die mir aber nichts zu tun schienen. Erste Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn. So und was konnte ich jetzt hier machen? Ich baute mit meiner Spitzhacke einen der roten Steine ab, um zu schauen, was es war. Anscheinend hieß das Zeug Netherrack. Toll und weiter? Etwas weiter weg gab es diesen Block auch mit weißen sprenkeln. Ich baute diesen ab und es kam Erfahrung heraus. Hier konnte man also Level farmen. Dann war dieser Ort doch nicht so nutzlos. So und wo war jetzt Selfi? Ich wollte schon zurück gehen, als das Portal einen merkwürdigen Laut von sich gab und kurz darauf eine Gestalt erschien. Bei dieser handelte es sich zum Glück um Selfi. „ Na auch mal hier?" Doch dann erschien eine zweite Gestallt im Portal, was mir einen riesigen schrecken einjagte. „ Ach so, da ist ja auch der Rest deines Teams. Ich dachte es wird schwerer dich zu finden. Wird Zeit, dass wir dich loswerden Selfi. Du bist nicht mehr von nutzen für uns." Selfis Blick ging panisch zu mir, ehe er nach vorne gestoßen wurde, genau auf den Abgrund zu. Sein Rücken war blutverschmiert. Ich wollte zu ihm rennen, doch da wurde er bereits den Abgrund herunter gestoßen. „ Halt dich fest, oder lass es.", rief das Mädchen lachend und ließ seine Hand los, sodass er sich am Fels festhalten musste. „ Warum tut ihr das, reicht es nicht, ihn schnell zu töten?" Beide begannen zu lachen, wobei das Mädchen kurz darauf anfing, etwas zu erklären. „ Nein der Tod muss in einem speziellen Ritual erfolgen, dann kommen wir auch hier raus. Je mehr Leute geopfert werden, desto mehr Leute dürfen gehen. Die einzige Bedingung ist, dass die Opfer unverletzt sein müssen. Und da dein Partner nicht sehr kooperationsfreudig war, mussten wir ein wenig nachhelfen. Eigentlich dachte ich, ihr wärt eine größere Gruppe, aber einer ist besser als keiner, nicht?" „ Und wie kommt ihr auf die absurde Idee, dass euch ein Opfer hier raus bringt?", fragte ich ein wenig verstört. „ Das steht in den Regeln. Findet du am Spawn in einer Kiste." Als ich zu Selfi runter blickte, war sein Gesicht schmerzverzehrt. Er würde das nicht lange durchhalten. Die einzige Chance die ich hatte, um ihn zu retten, war einen der beiden die Klippe runter zu stoßen und den anderen dann zu bekämpfen. Nur wen von den beiden stoße ich runter und wen bekämpf ich? Die Entscheidung wurde mir ganz schnell abgenommen, da das Mädchen auf Selfis Hand treten wollte, um ihn endgültig zu töten. Also rannte ich die paar Schritte die uns trennten auf sie zu und gab ihr einen Schubs. Ihr Schrei hallte unerträglich in meinen Ohren nach. Doch sie fiel auf eine Kante, gut sechs Meter unter uns und blieb dort liegen. Schnell wand ich mich dem anderen zu, der mich fassungslos anstarrte, dann aber auf mich los ging. Ich wich geschickt aus und er stürzte fast die Klippe runter. Der Schlag auf den Kopf brachte ihn zu fall und der zweite machte ihn bewusstlos. Schnell griff ich nach Selfis Hand und zog ihn hoch. Er zitterte am ganzen Körper und seine Brust hob und senkte sich sehr schnell, weswegen ich ihn in meine Arme schloss. Sein ganzer Körper war verschwitzt, was nicht nur der Hitze hier drin zuzuschreiben war. „ Es ist alles gut, die beiden sind erstmal aus dem verkehr gezogen. Wo haben dich die beiden verletzt, dein ganzer Rücken ist rot?", flüsterte ich ihm beruhigend zu. „ Schulter schätze ich, mein ganzer Rücken ist taub. Pepe ich will hier weg. Was ist, wenn die beiden aufwachen und versuchen uns umbringen? Ich hab Angst." „ Ich schau mir deine Schulter an und je nach dem wie schlimm es ist gehen wir sofort oder verarzten dich erst. Ist das ok?" „ Ja, aber beeil dich.", flüsterte er schwach. Ich nickte und zog sein Shirt leicht zur Seite. Die Wunde war nur oberflächlich und hatte schon aufgehört zu bluten. „ Ok ist halb so wild. Wir gehen jetzt erstmal hier raus. Außer Leveln gibt es hier glaube ich nicht viel, was wir wirklich gebrauchen können." Ich stand auf und hielt Selfi meine Hand hin, welche er dankbar ergriff. Ich stützte ihn und wir begaben uns zum Portal. In der overworld war es vergleichsweiße kalt, trotz der zwanzig Grad. Wir schleppten uns ein paar Meter in den Wald rein, weg von der offenen Fläche. Selfi lies sich sofort erschöpft fallen, als ich sagte, dass wir weit genug weg waren. Ich lies ihn erstmal Pause machen und verarztete derweil seinen Rücken. Zumindest wollte ich das. Protest gab es schon, als er nur sein Shirt kurz ausziehen sollte. „ Wie soll ich das den sonst deiner Meinung nach verarzten? Jetzt hab dich nicht so, ich schau dir schon nichts weg." Zögerlich zog er dann sein Shirt aus. Mir fiel sofort auf, dass auf seinem Rücken mehrere Narben waren, die wohl auch der Grund für sein zögern waren. Doch es interessierte mich schlichtweg nicht. Wenn er erzählen will, was passiert ist, soll er das tun, ich werd es nicht erzwingen. Ich lies etwas Wasser über die Wunde laufe und legte dann etwas ungeschickt einen verband drum. „ So kannst dein Shirt wieder anziehen." „ Danke.", hauchte er und kuschelte sich an mich. „ Ist doch selbstverständlich kleiner."

Die Tribute von Varo Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt