Sieben Kilometer

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Tag 4
Der Spieler ungespielt wurde von einem Creeper in die Luft gesprengt. Es befinden sich noch zwanzig Teilnehmer im Spiel.
So schnell konnte es für einen vorbei sein, dachte Manu. Groß mitnehmen tat ihn ein tot schon lange nicht mehr. Er kannte die Menschen schließlich nicht und war auch nicht schuld an ihrem Tod. Er durfte es sich gar nicht erlauben, Mitleid für andere zu haben. Die Arena hatte sie alle zu Monstern verwandelt, die ums nackte überleben kämpften. Keinen falls durfte er wieder zu diesem sentimentalen Frack werden, was er nach Palles Tod war. Maudado würde niemals sie beide beschützen können. Manu war auch nicht mal sicher, ob Maudado jemals ein Schwert in der Hand gehabt hatte, geschweige denn Pfeil und Bogen. Abgesehen von dem Zeitpunkt, wo er es gebaut hatte. Manu machte den Verband von seinem Bein ab und wusch ihn weitergehend aus. Manu tauchte mit dem Kopf noch mal kurz unter und wusch sich den letzten Dreck aus den Haaren. Als er wieder auftauchte fuhr er noch mal vorsichtig über sein verletztes Bein, um die letzten Blutspuren weg zu wischen. Das kühle Wasser tat echt gut auf der Wunde und Manu wäre am liebsten ewig im Wasser geblieben. Doch sie musste langsam weiter. Und eine gewisse Zeit würde es noch dauern, bis sie halbwegs trocken waren. Manu setzte sich auf einen nahegelegenen Felsen, der aus dem Wasser rausragte. Maudado kam kurz darauf zu ihm auf den Felsen geklettert und ließ sich neben ihm nieder. Er blieb mit etwas Abstand sitzen. Der brünette merkte, dass der kleinere anfing zu zittern und zog ihn kurzerhand in seine Arme. „ Alles ok bei dir?", fragte er besorgt nach, als Maudados zittern nicht weniger wurde und er seinen Kopf schwach auf Manus Schulter ablegte. „ Ich hab Angst.", gestand der blonde schließlich zögernd. „ Ich will noch nicht sterben Manu.", flüsterte er weiter. Manus Gesicht zierte ein trauriges Lächeln. Wer wollte das den nicht. „ Ehrlich, ich hab ne scheiß Angst zu sterben Mau. Ich kann dir nichts versprechen, aber ich pass auf dich auf, so gut es geht. Ich lass nicht zu, dass dir jemand wehtut.", murmelte Manu, wobei ihm Tränen in die Augen traten. Er durfte nicht schon wieder an Palle denken. Er musste ihn endlich aus seinem Kopf verbannen. Ein für alle mal. Durch Trauer wurde er schließlich auch nicht wieder lebendig. Und helfen tat es keinem von ihnen. Er musste sich verdammt noch mal auf das konzentrieren, was wichtig war. Da Maudado immer noch fror, zogen sie sich wieder an. Sie waren schließlich fast trocken. Manu inspizierte nochmal sein Bein. Die Wunde war nicht offen, aber die Kruste hatte sich an einigen Stellen gelöst und man konnte offene und gerötete Haut sehen. Als er vorsichtig die gelöste Kruste, die teils noch in Fetzen an ihm hing lösen wollte, durchzuckte sein Bein ein unerträglicher Schmerz. Die Stelle, die er berührt hatte fing sofort wieder leicht an zu bluten. Maudado gab ihm ein Stück Stoff, welches er auf die Wunde pressen konnte. Er fing dann an den noch klammen Verband wieder straff um sein Bein zu wickeln. Mehrmal hätte er am liebsten vor Schmerz aufgeschrien, doch er verkniff es sich. Er hatte in dieser Arena schon weit aus schlimmere Schmerzen gespürt. „ Geht das mit deinem Bein, oder sollen wir hier Pause machen?", wollte Maudado wissen und sah ihn leicht besorgt an. „ Ist ok. Wenn ich das Bein bewege tut es kaum weh. Nur wenn ich an die Wunde komme, tut es kurzzeitig weh. Wir sollten auf jedem Fall hier weg. Hier ist zu viel freie Fläche und wir stehen quasi auf dem Präsentierteller, für alle die drauf aus sind zu jagen." Maudado nickte verstehend, stand auf und zog dann auch Manu hoch. Sie machten sich auf den Weg Richtung Osten, was sie nach einem Blick auf den Kompass festgestellt hatten. Sie wollten ein wenig näher zur Mitte, auch wenn es dort wieder kälter wurde. Irgendwas in Manu sagte ihm, dass es die richtige Entscheidung war, doch er konnte nicht sagen, was es war. Doch das sollte er schon bald erfahren. Sie schafften an dem Tag noch gute zweieinhalb Kilometer, ehe die Sonne langsam unterging. Sie hatten keine Höhle gefunden, daher würden sie auf den Bäumen um sie herum nächtigen. Manu machte das Feuer noch bei Tag und hoffte, dass ihr essen fertig war, bevor es vollständig dunkel wurde. Er hatte keinen Bock auf eine Begegnung mit einem Creeper und andren Monstern und er wollte auch nicht gefunden werden. Der Rauch war verräterisch, aber ein Lagerfeuer im Dunkeln, war wie ein blickendes Signal für Schiffe im Hafen. Sie würden sofort gefunden werden, wenn sich jemand in der nähe befand. Sie trugen schnell ein wenig Holz was am Boden lag zusammen und Manu zündete es mit einem Streichholz an. Da alles trocken war fing es sofort Feuer und bald schon loderte ein kleines Lagerfeuer. Manu nahm einen der umherliegenden Stöcke und spitzte ihn mit dem Schwert an einem Ende ein wenig zu. Das selbe machte er mit einem zweiten Stock und spießte dann etwas Fleisch auf. Den Spieß steckte er in die Erde und ließ ihn dann über dem Feuer braten. Als es fertig war, griff Maudado hungrig zu. Er zierte sich deutlich weniger, als beim letzten Mal, fiel Manu auf. Er löschte das Lagerfeuer mit Erde und trat die Glut mit den Schuhen aus, ehe er sich zu dem anderen auf den Boden setzte und zu essen anfing. Sie genossen die spärliche Mahlzeit sehr. Bis sie fertig waren, war es vollkommen dunkel und sie hörten erste Monster um sich. „ Los auf den Baum da, ich will nicht zerfleischt werden." Er gab Maudado eine Räuberleiter, da die untersten Äste sehr hoch hingen und zog sich dann unter großem Kraftaufwand nach oben. Gerade als er sich auf einem dickeren Ast der hoch genug hing nieder ließ, donnerte es. Nicht schon wieder.
Ich entschuldige mich für die Störung, aber ich habe beim letzten Tod etwas vergessen zu verkünden. Wir haben die zwanzig Spielermarke erreicht, dass heißt, die Border wird sich verkleinern. Habt ihr halt weniger Zeit euch aus der Gefahrenzone zu bewegen. In genau einer Stunde und siebenunddreißig Minuten wird die Border auf ihr neues Maximum von sieben Kilometern in jede Richtung beschränken. Ihr habt alle einen Kompass, der die Mitte markiert und die Distanz. Folgende Spieler befinden sich außerhalb. Esan, Holly, MinecraftExpertDE, byStegi, Venicraft, BastiGHG, Sturmwaffel, Sergeant Max, Taros, Selbstgespräch, Herr Bergmann, Dner und Rewinside. Ich würde euch raten sofort loszulaufen, es wird so schon ziemlich knapp für einige. Lasst Ballast zurück, er wird euch nur das Leben kosten. Es wird hoffentlich ein paar tote geben.
Entsetzte starrten alle einige Sekunden in die Luft, egal ob betroffen oder nicht. Die Panik stand denjenigen ins Gesicht geschrieben, die sich außerhalb befanden. Obwohl viele nicht begriffen, was gerade los war. Die Welt wirkte einige Sekunden wie eingefroren, dann brach Chaos aus.

Die Tribute von Varo Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt