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Levin:

Ich sitzte lässig an einer Bar des Clubs in dem wir uns aktuell befinden und nippe an meinem Drink.
Schlussendlich hat Theo es wirklich ernst gemeint damit, dass er dieses Wochenende arbeiten muss und wollte nicht nur austesten, ob Heaven und ich es wirklich versuchen wollen, uns irgendwie zu vertragen.
Und so sind Heaven und ich nun hier in einem der unzähligen Clubs von Berlin, gemeinsam mit Nils und Konrad, die uns Gesellschaft leisten.

Als die beiden Chaoten zugestimmt haben mitzukommen, war ich unglaublich erleichtert, da ich Heaven nicht wirklich kannte, mal abgesehen von den falschen Eindrücken seines Insta-Selfs und meinen Vorurteile ihm gegenüber als Theos Freund. Wohlgemerkt auch erster Freund, was ich am Anfang auch nicht wirklich verstanden habe. Nicht den Teil, warum Theo plötzlich einen Freund und keine Freundin hat, sondern eher, das Heaven als solcher angesehen wird.
Ich hatte ihn ja das erste Mal auch nur flüchtig beim Frühstück gesehen, am Morgen nachdem er die K.O-Tropfen abbekommen hatte. So hielt ich ihn erst für ein Mädchen, dann später doch für einen Jungen, als Heaven mit "er" benannt wurde. Irgendwann hat dann irgendwer, vielleicht war es Karli gewesen, darüber geredet, dass er "non-binary" sei und da hat es endlich klick gemacht bei mir, so macht er viel mehr Sinn. Das alles hat bei mir für ganz schöne Verwirrung gesorgt und mich ehrlich gesagt auch ein bisschen eingeschüchtert.

Doch nun, über den Abend hinweg, hab ich ihn etwas besser kennen gelernt. Zwar glaube ich bei uns handelt es sich eher um eine Art "Zweck-Freundschaft", im Sinne von "wir währen nicht wirklich befreundet, wenn Heaven nicht mit meinem besten Freund zusammen wäre" . Doch trotzdem kommen wir gut aus und schließlich kenn ich ihn auch kaum und wirklich darum bemühen ihn kennenzulernen tue ich mich auch erst seit einigen Stunden.
In dieser Zeit hat sich herausgestellt, das Heaven ein ganz angenehmer Begleiter ist, vorallem weil wir mit zwei betrunken Vollidioten unterwegs sind die ab und zu einen Babysitter gebrauchen könnten.
Versteht mich nicht falsch, es ist mega lustig mit ihnen unterwegs zu sein, doch es ist auch ganz gut jemanden an seiner Seite zu haben, der sie davon abhält irgendeine sehr große Dummheit zu begehen. Und wir können sie gemeinsam auslachen, wenn irgendetwas bei den kleineren schief geht.
Falls sich hier irgendjemand fragt, wieso ich überhaupt feiern gehe wenn ich nicht mal trinke, dann könnte das einer der Hauptgründe sein, meine betrunken Freunde auslachen. Klingt doof, aber habt ihr das schonmal ausprobiert?
Und natürlich den Fahrer spielen und ein winziges bisschen auf sie aufzupassen. Außerdem kann man sehr gut ohne Alkohol Spaß haben. Und dieses Mal geht es ja auch vorallem darum, mich mit Heaven zu vertragen und eine Freundschaftsbasis aufzubauen.

Der Abend hat damit begonnen, dass Konrad sich an einem Späti ein paar Bier gekauft hat, um schonmal vorzuglühen während dem Abendessen, das wir uns auf dem Weg zum Feiern geholt hatten. Als er allen eins anbot, habe ich, mit einem genervtem Augenrollen und frechem Spruch, und Heaven dankend abgelehnt. Er mag kein Bier, das erste was ich wirklich von ihm über ihn gelernt habe.
Außerdem verträgt er nicht viel, wie Heaven schnell hinzugefügt hatte, als Konrad entrüstet gefragt hat, wie man denn bitte schön kein Bier mögen kann.
Dann haben er und Nils die vier Bierflaschen alleine getrunken und wir haben genüsslich unsere Pizzen weiter gefuttert. Gemerkt hat man den Alkohol bis dahin bei den zwei Riesen nicht.

Erst später nachdem wir einige Stunden bei einer  Rave waren, waren sie betrunken, ziemlich betrunken. Heaven dagegen war höchstens angeheitert und somit offener und weniger zurückhaltend, als normalerweise. Er hatte auch um einiges weniger getrunken als die Jungs, bei ihrem Alkoholkonsum wäre Heaven bereits im Krankenhaus und ich wahrscheinlich auch.
Um kurz vor zwölf verließen wir den Rave, weil die Musik immer schlechter wurde, zumindest meiner und Heavens Meinung nach, den anderen beiden war es wohl schon egal. Denn sie beschwerten sich eine Weile lang darüber, dass wir schon gehen und Konrad maulte vor sich hin, was uns alle zum lachen brachte.
So zogen wir danach ein wenig ziellos um die Häuser bis zu einem Späti, in dem Konrad nochmals Alk kaufte. Er trank schon den ganzen Abend auffällig viel, was mir Sorgen bereitet, doch reden wollte er nicht darüber.
Trotzdem war die Stimmung ausgelassen und wir beschlossen nach einiger Zeit noch einen Club aufzusuchen.

Und so sind wir hier gelandet, im Meer aus schwitzenden, zuckenden Menschen mit, zugegeben, besserer Musik als bei dem Rave und viel Alkohol. Anscheinend kennen die anderen diesen Club, den Nils hat vorhin Heaven gefragt, ob es überhaupt okay wäre wenn wir hier her gehen, da er hier die K.O.-Tropfen abbekommen hat. Doch der zuckte nur mit den Schultern und meinte es würde ihn nicht stören, sein Glas ließe er nie mehr unbeaufsichtigt, egal wo.
Mir wäre an seiner Stelle echt mulmig zumute und auch ich umklammere mein Glas solange sich etwas darin befindet. Doch noch etwas anderes trübt meine Laune: Konrad. Er trinkt immer noch viel, obwohl er schon durch die Gegend taumelt. Wobei das vermutlich gut ist, weil er so die Hälfte seines Drinks beim Tanzen verschüttet, ich sollte vermutlich hingehen und ihm das Glas wegnehmen, doch da ist er auch schon mit Nils wieder in der Menge verschwunden.

Also steh ich lieber hier an der Bar und sehe den Leuten beim Tanzen zu. Auch wenn man gerade von mir etwas anderes erwarten könnte, so als Tiktok-Tänzer, aber ich hab heute keine Lust da unten rumzuhampeln, auch nicht um mich zu Konrad durch die Menge zu quetschen. Schließlich ist er erwachsen und weiß selber was er tut, hoffe ich zumindest.
Als sie wieder auftauchen filme ich Nils und Konrad stattdessen ab und zu, wenn sie etwas besonders peinliches vollführen, um es ihnen morgen vorzuhalten und unterhalte mich mit Heaven.
Er sitzt auch bei mir an der Bar, obwohl er zwar anfangs getanzt hat, doch davon war er durstig geworden und trinkt nun seit gut zwanzig Minuten an seinem Cocktail, welchen er gleich nach einem Glas Wasser bestellt hat.

Ich lasse meinen Blick erneut über die Menge wandern, Nils und Konrad sind wieder untergetaucht, sodass er wieder zurück zur Bar schweift. Dort sehe ich wie Heaven sich mit der Barkeeperin unterhält, die eindeutig mit ihm flirtet. Bevor ich irgendetwas denken oder zu ihnen sagen kann, ist die junge Frau schon wieder davongeeilt, um ihrer Arbeit nachzugehen.
Verwirrt und etwas entrüstet schaue ich zu Heaven, der sich nach einem Schluck aus seinem Glas mir zuwendet.
"Was war das denn?"

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