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Heaven:

Ungeduldig, ich halte es nicht mehr aus, hacke ich doch nach, "Was ist? Was ist denn, Theo?" frage ich ihn eindringlich, doch er streckt mir nun nur den Bildschirm entgegen, "Stimmt das?" seine Stimme ist leise und es schwingt ein bitterer Unterton mit, überrascht schaue ich auf, in sein Gesicht, weg von der Hand. Ich kann mir nichts vorstellen, was diesen enttäuschten, verletzt Ausdruck in Theos Gesicht hervorrufen könnte, sodass ich mit einer Hand nach ihm greife, sie auf seine Schulter legen, an sein Gesicht schmiegen will. Doch, bevor meine Hand sein Ziel erreicht, weicht er einen Schritt zurück, schüttelt den Kopf und streckt mir wieder nur den Bildschirm entgegen, wortlos.

Ich blinzele gegen die Helligkeit des Screens, greife danach und blinzele gleich nochmal, weil ich nicht glauben kann was ich da lese. Ich lasse meinen Blick nochmal prüfend über die Ziffern wandern, doch es besteht kein Zweifel, das da ist mein Instagram Account. Die letzte Nachricht von mir lautet an levinhotho lautet:

"Hey Levin,
Du bekommst ja mit, wie glücklich Theo mit mir ist, ich gebe ihm etwas, dass du als Freund ihm nicht zugeben vermagst. Damit das auch in Zukunft so bleibt möchte ich, dass du mir auf Insta folgst und mich promotest. Ich will auch so erfolgreich werden und du wirst mir dabei helfen! Wie wäre es mit einem gemeinsamen Bild auf dem du mich markierst?
Falls du entscheidest, dass Theo dir egal ist, ich weiß wo deine Familie lebt...
Liebe Grüße
Heaven"

Darunter Levins Antwort

"Häh? Wtf, was soll das ganze Heaven, willst du mich verarschen? Ist das ein Prank? Was ist dein Problem?!"

Als letzte Nachricht ist ein Bild zu sehen, dass von meiner Seite aus kam. Ich klicke darauf, denn es ist unscharf und lädt einen Moment, doch dann stockt mir der Atem, ist das...
Ich schaue genauer hin. Doch, kein Zweifel, das ist Levin zusammen mit einem Jungen, ein paar Jahre jünger als er, wahrscheinlich sein Bruder. Sie sitzten an einem Gartentisch und im Hintergrund erkennt man zwei Erwachsene, es könnten seine Eltern sein.

Sonntag Abend hat Levin die letzte Nachricht geschickt, das Bild darauf kam am Montag... Er hat also die ganze Zeit auf glühenden Kohlen gesessen und gewartet, aber ich... Ich war das nicht, wie sollte ich diese Drohungen also war werden lassen? Ich hab das nicht geschrieben, niemals würde ich so eine Scheiße von mir geben, aber wer war das dann? Niemand weiß meine Social Media Passwörter.

Verwirrt, verunsichert, aber trotzdem wütend blicke ich auf, direkt in Levins abwartendes Gesicht.
"Ich war das nicht." mit fester Stimme durchbreche ich die Stille, die sich um uns herum aufgebaut hat.
"Ja klar," Levin schnaubt verächtlich, "Ist ja nur dein Account."
Ich schüttele ungläubig den Kopf, "Sag, dass das ein schlechter Scherz ist." ich blicke zurück zu Theo, der den Kopf hängen lässt, sodass ihm die Haare ins Gesicht fallen und ich seinen Ausdruck nicht deuten kann.
"Jetzt hör schon auf zu schauspielern, wir haben dich durchschaut. Gibs zu." Ich schüttele erneut den Kopf, "Nein Levin, ich war das nicht" Doch er scheint mir nicht zu glauben, genauso wenig wie Theo, dessen Blick immer noch star zu Boden gerichtet ist. Scheiße, was mache ich denn jetzt? Ich würde das niemals tun, ich bin nicht interessiert an Erfolg auf Social Media, zumindest nicht auf so einem Wege, Theo ist mir viel wichtiger. Doch das scheint Levin überhaupt nicht bewusst zu sein.

"Man, wie kannst du es wagen Theo so zu missbrauchen?!" beginnt Levin mich anzuschreien. "Wie kannst du ihm das antun, verdammt? Gerade du weißt doch wie sehr er bereits verletzt wurde! Und dann noch die scheiße mit meiner Familie, wie kamst du denn auf die blöde Idee? Und dass alles nur für Likes und Follower?"
Doch während er immer lauter wird beginnen sich meine Gedanken weiter zu drehen und ich drifte ab.

Wie kann ich ihnen klar machen, dass ich so etwas niemals schreiben würde? Dass ich nie Theo von seinen Freunden oder Verwandten fern halten wollen würde? Ich könnte das gar nicht, ich hab das nicht geschrieben und das Bild habe ich auch nicht gemacht! Ich weiß ja gar nicht wo Levins Familie wohnt! Und wie sollte ich da erst hinkommen? Nein...
Ich... Ich liebe Theo, ich würde ihn verlassen, wenn es ihm damit besser ginge, auch wenn ich es nicht aushalten würde ihn nicht zu sehen... Trotzdem würde ich es tun, mit dem Wissen, dass es ihm besser geht würde ich es aushalten. Aber... ich,... ich war das nicht! Ich könnte ihn niemals benutzen! Ich lasse mein Gesicht in die Hände sinken und reibe mir die Augen. Wie konnte das pssieren...? Wie kann ich ihnen beweisen, dass ich es nicht war? Nach allem was Theo und die anderen für mich getan haben sollten sie so etwas von mir denken...?
Und da kommt mir plötzlich eine zündende Idee.

Ich drehe mich auf den Fersen um und laufe in den Flur zurück, lasse den brüllenden Levin und den stummen Theo stehen und suche fieberhaft in meinen Jackentaschen nach meiner hoffentlichen Lösung für dieses scheußlich absurde Problem.

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