Haven:
Wild tanzende Lichter zucken um die Wette mit den Menschen auf der Tanzfläche. Dazu qualmt Nebel aus einer Maschine unter der Decke und die Bässe dröhnen mir in den Ohren, machen jeden Konversationsversuch zu nichte, genau so wie ich es mag.
Ich und Anni tanzen ausgelassen in der Menschenmasse und ich muss sagen, trotz das ich fast nicht in den Club gekommen wäre, hab ich hier drin echt viel Spaß. Denn auf meinem Ausweis habe ich noch lange Haare und das Bild ist auch schon etwas älter, aber dank Anni bin ich trotzdem durch gekommen.Apropos Anni, die ist gerade in der tanzenden Meute um mich herum verschwunden. Mist. Bei meiner Körpergröße, oder sollte es nicht eher Körperkleine heißen, hab ich keine Chance sie hier auf der Tanzfläche wieder zu finden und ich begebe mich auf den Weg zur Bar bzw. quetsche mich durch die Menge, was wiederum einfacher geht wenn man klein ist.
Dort angekommen bestelle ich mir ein Cuba Libre mit dem ich auf Anni warte. Genüsslich schlürfend, was man auf Grund der Musik nicht hören kann und ich deshalb voll ausnutzte, halte ich nach ihr Ausschau. Doch auch als sich nach einer viertel Stunde nur noch Eiswürfel in meinem Glas befinden, das ich aus Langeweile leer getrunken habe, ist sie noch nicht aufgetaucht. Ich entscheide mich ihr zu schreiben und zieh mein Handy aus der Tasche und tippe kurz Wo bist du? Ich warte an der Bar. und sehe dabei eine andere Nachricht auf meinem Display aufblinken, sodass ich das Handy schnell wieder wegpacke.Ich starre vor mir Löcher in die Luft, lasse meine Gedanken schweifen und kreise die Eiswürfel in meinem Glas. "Noch einen?" fragt mich plötzlich jemand und ich drehe mich wieder zur Bar um, der ich den Rücken zugekehrt hatte. Die Barkeeperin sieht mich mit einem fragenden Lächel an und ich schaue auf mein Glas und überlege kurz. Ich muss noch Anni finden und mit ihr nach Hause kommen, also ist mehr Alkohol keine gute Idee. "Nein danke." lächele ich schief zurück und will mich gerade wieder umdrehen, als sie sich etwas zu mir beugt, um nicht so schreien zu müssen und fragt "Wartest du auf jemanden?" Ich nicke und füge nach kurzem zögern hin "Ja auf meine Freundin."
Enttäuschung macht sich auf ihrem Gesicht breit und sie stößt sich von der Theke ab, als ich realisiere was sie verstanden hat und hastig hinzufüge "Also sie ist nicht meine... Em... Sie ist nur eine Freundin, also freundschaftlich... Sie ist nur meine Mitbewohnerin." Oh Gott, was laber ich den da? Sie versucht ganz eindeutig mit mir zu flirten und ich habs nicht mal mitbekommen, peinlich.
Die Barkeeperin lächelt "Na dann, ich bin da drüben falls du was brauchst." Und sie wendet sich wieder anderen Gästen zu. Oh man, das erste Mal wieder in einem normalen Club und ich check gar nichts, weil ich überhaupt nicht damit gerechnet habe. Jetzt hört sich ein zweiter Drink doch gar nicht so schlecht an, aber halt, erst Anni finden. Ich seuftzte und starre wieder Richtung Tanzfläche, aber außer im zuckenden Licht verzerrte, bleiche Gesichter erkenne ich nichts. Ob mich die Barkeeperin für einen Jungen gehalten hat? Oder vielleicht steht sie auf Frauen, oder...
Egal worauf sie steht, sie findet mich irgendwie attraktiv. Ein warmes Gefühl steigt in mir auf und ein Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus.
Japp ich bin eindeutig in Berlin, einer Großstadt in der sich Menschen nicht an so Dingen stören wie ob das jetzt ein Junge ist oder ein Mädchen und das macht mich glücklich. Ich lehne mich gegen die Theke, deutlich entspannter und muss feststellen, dass der Abend bisher ein echter Erfolg war. Naja, außer, dass ich Anni verloren habe bzw. sie mich und so schaue ich wieder auf mein Handy.
Nichts.Doch gerade als ich es wieder wegstecken will vibriert es und eine Nachricht kommt an. Von Anni, endlich.
Oke, mir geht es gut, hab jemanden kennengelernt, aber ich bin in einer Viertelstunde bei dir.
Das klingt nach Anni, ich muss schmunzeln, aber noch länger warten will ich auch nicht.
Soll ich doch noch was trinken? Vielleicht wenn sie wieder bei mir ist, aber so langsam muss ich echt aufs Klo und so drück ich mich von der Theke ab um mich dort hinzubegeben, das Neonschild mit WC habe ich schon vorher gesehen. Ich dreh mich also um Richtung WC und stoße prompt mit irgendjemand zusammen. Meine Stirn landet in einem Hemd und eine Hand stützt sich gegen meine Schulter.
"Fuck. Sorry."Ich seh nicht in wen ich da rein gelaufen bin und mache hastig einen Schritt zurück und merke dabei wie mir dabei der Geruch von Wodka und Zitrone in die Nase steigt. Meine Brust fühlt sich auf einmal kalt an und ich schaue an mir runter, nur um festzustellen, dass der Typ mir seinen Drink übergekippt hat.
Mist. Verdammt.
"Scheiße" stoße ich zwischen meinen Zähnen hervor. Jetzt ist mein Hemd hin und mein Kopf fängt an zu ratern. Ich werde unsicher."Hey Mann, das tut mir echt Leid. Ich... Kauf dir ein neues wenn du willst." diese Worte bringen mich dazu aufzuschauen und meine Augen treffen auf seine blauen. Ich blinzle kurz "Nicht nötig." antworte ich kurz angebunden und musster ihn nochmal kurz, seine blonden halblangen Haare und sein Gesicht, mit einem Nasenpiercing. "Danke." füge ich noch hinzu und schiebe mich an ihm vorbei Richtung Toilette.
Verdammt, ich trage ein weißes Hemd, das jetzt vorne komplett nass ist, weil irgend so ein Typ mir seinen Wodka Lemon übergekippt hat. Ich könnte durchdrehen.
Der Grund warum ich deswegen so am Rad drehe ist, weil man nun meinen Binder durchsehen kann und mir das extrem unangenehm ist. Ich kreuze meine Arme vor der Brust und laufe weiter zur Toilette.
Man, musste das passieren ? Der Abend lief doch so gut und jetzt das. Ich habe Angst, dass mich nun Leute deswegen blöd anmachen und anstarren und habe schon das Gefühl das Gespött des Jahrhunderts zu sein und dabei schaut mich wahrscheinlich nicht mal jemand an. Trotzdem beeil ich mich weiter zu kommen, als ich vor den Toiletten vor dem nächsten Problem stehe: Mann oder Frau?Ich entscheide mich kurzer Hand fürs Frauen Klo, weil mir das in dieser Situation angemessener erscheint und stoße die Tür auf. Zum Glück nicht viel los und ich hole mir direkt am Waschbecken ein paar Papierhandtücher um mein Hemd zu trocknen. Dabei stelle ich im Spiegel fest, dass man meinen Binder wirklich schon sehen kann, obwohl er den gleichen Farbton hat, wie meine Haut. Na toll.
Ich tu also mein bestes um das Hemd trocken zu reiben und beschließe mich für einige Minuten in eine Klokabine zusetzen um es dort in etwas mehr Privatsphäre weiter zu trocknen. Während ich also auf dem geschlossenen Klodeckel sitzte, fällt mir ein, dass ich noch Anni bescheid geben sollte, da mein Hemd wahrscheinlich nicht rechtzeitig trocken sein wird. Ich tippe ihr schnell eine Nachricht, dass ich auf dem Klo bin und sie auf mich warten soll. Und so warte ich noch einige Zeit bis ich das Gefühl habe mein Hemd ist nicht mehr klatschnass und verlasse die Kabine, um im Spiegel festzustellen, dass es wieder einigermaßen blickdicht ist. Ich atme tief durch um mich kurz zu beruhigen und verlasse das Klo, gehe zurück zur Bar, zur Musik.
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Teen FictionA u s z u g 1 Das Licht der Straßenlaterne verschwimmt. Alles wird unscharf. Etwas tropft auf meine Wange. Ich schaue nach oben. Regnet es? Nein. Es regnet nicht. Nun tropft es auch auf meine Hand. Ich wische mir über die Wange. Ich weine? "Hey."...