Haven:
Theo steht wortlos auf und nimmt Valentin in den Arm, der angefangen hatte bitterlich zu schluchzen.
Ich habe zwar auch Mitgefühl, aber alles was ich bisher weiß über Valentin ist, dass er raucht, Konrad betrogen hat und betrunken Scheiße baut. Nicht gerade positiv Eigenschaften, wenn du mich fragst.
Trotzdem versuche ich mich von meinen damit einhergehenden Vorurteilen nicht beeinflussen zu lassen. Ich schiebe sie beiseite und konzentriere mich erstmal auf Valentins Gefühlszustand, den man wohl eher als Chaos beschreiben sollte."Sieh es mal so, Valentin," spreche ich ihn an. Überrascht schaut er zu mir auf. "Du hast Konrad zwar verletzt, allerdings war es nicht deine Absicht und du bereust es. Das ist doch schon mal positiv. Ich finde es zwar absolut nicht gut, was du gemacht hast, aber es ist nicht alle Hoffnung verloren. Ich weiß wie sehr du Konrad verletzt hast, aber er empfindet immer noch was für dich. Ich denke wenn ihr mal richtig miteinander redet, dann könnt ihr die ganzen Probleme aus der Welt schaffen."
Theo lässt ihn wieder los und setzt sich zurück neben mich.
Etwas skeptisch blickt Valentin mich an und zuckt dann nur die Schultern. Eine Träne, die sich an seinen Wimpern verfangen hat löst sich und rinnt seine Wange hinunter. Generft von sich und der Situation wischt er sie mit dem Handrücken weg.
"Glaubst du wirklich? Glaubst du er will das alles hier?" abwertend deutet er an sich herunter. Resigniert schmeißt Valentin sich in die Kissen der Chouch und verbirgt wieder das Gesicht in den Händen.Jetzt beugt sich Anni zu ihm, zieht ihn hoch und drückt den großen fest an sich, "Hey, hey, alles wird gut okay? Ich kenne Haven schon eine ganze Weile und seinem Urteil, was Menschen angeht, kann man trauen. Ich bin sicher, das wird wieder." beruhigend streicht sie über seinen Kopf. Ich bin etwas irritiert davon, den schließlich war sie ein paar Minuten zuvor noch stocksauer auf Valentin, weil er sie verletzt hat, aber sie hat eben ein weiches Herz.
Anni lässt ihn wieder los, "Ich glaube es ist das beste, wenn du jetzt nach Hause gehst. Ich bring dich auch, okay Valle?"
fragt sie fürsorglich.
"Okay." kurz reibt er sich über das Gesicht und lässt sich dann von Anni hoch helfen.
Zerknirscht steht er dann mit roten Augen vor mir und Theo, seine Haare fallen im ins Gesicht und das Straßenlaternenlicht von draußen lässt die Schatten unter seinen Augen noch größer wirken."Sorry, Leute, dass ich euch den Abend versaut hab." betreten blickt Valentin zu seinem Freund Theo. Aber der winkt nur ab, steht auf und drückt ihn kurz zum Abschied. "Der Abend hat noch gar nicht angefangen." Theos lächelt mir leicht bei diesen Worten über Valentins Schulter hinweg zu.
Ich erwiedere es und stoße mich ebenfalls vom Boden ab. Wie ich dann so vor Valentin stehe merke ich mal wieder, wie klein ich bin. Kurz schauen wir uns unentschlossen an, beide unsicher was jetzt kommen soll, bis ich mich entscheide ihn einfach zu umarmen.
Etwas überrascht erwiedert Valentin die kurze Umarmung, die von außen wahrscheinlich urkomisch aussieht, wegen des Größenunterschieds.
"Du bist echt korrekt." verabschiedet sich Valentin noch von mir, nachdem wir uns losgelassen haben.Ich lächle ihn an, "Na das will ich mal schwer hoffen." Ich spüre, wie Theo seinen Arm um mich legt und mich erst an seine Brust drückt und mir dann einen Kuss auf den Kopf gibt. "Du bist mehr als das."
"Mehr als korrekt? Etwa ein Streber? Das will ich aber gar nicht sein." witzele ich herum, um die immer noch etwas gedrückt Stimmung aufzuheitern. Theos Lachen vibriert an meinem Rücken, Anni muss schmunzeln und Valentins Lippen verziehen sich kurz zu einem schwachen Lächeln.
"Also dann Leute, " Anni, die sich mittlerweile ihre Schuhe und Jacke angezogen hat, öffnet die Wohnungstür. Sie winkt mit der freien Hand und überlässt Valentin den Vortritt in den Hausfluhr.
Die Tür fällt mit einem lauten Knall ins Schloss, typisch Anni, und es wird wieder ruhig um uns."Tja... Das war irgendwie ganz schön heftig." Theo blickt auf seine Füße. "Ja," stimme ich ihm zu, "das habe ich jetzt echt nicht erwartet..."
Wir lassen uns beide wieder aufs Sofa fallen und etwas unsicher, was wir jetzt machen sollen blicke ich zu Theo auf.
"Und jetzt...?" frage ich nachdenklich und auch Theo überlegt. Dann hellt sich plötzlich sein Gesicht auf und er grinst über beide Ohren, so als wäre ihm entwas eingefallen.
"Naa, hast du da nicht was vergessen...?" abwartend blickt er mich an, hab ich das? "Ehm, nein? Keine Ahnung, wenn du so fragst anscheinend schon." schlussfolgere ich. Theo muss lachen und antwortet nur, "Richtig." Dann wartet er wieder, auf meine Antwort wie mir nach kurzem auffällt.
"Achso, eehm, ich weiß grad nicht? Was hab ich den vergessen?" "Wenn du nicht selbst drauf kommst werden wir es wohl niiiiee erfahren." Theo zuckt gespielt gleichgültig mit den Schultern, während ich fieberhaft überlege.Dann schießt mir ein Gedankenblitz durch den Kopf. Natürlich. Wie konnte ich das vergessen? Die Überraschung.
" Achsooo, die Überraschung..." Ich ziehe eine Grimasse, "Genauu." antwortet Theo und grinst mich erwartungsvoll an. "Naja," räume ich ein, "dafür ist es wohl schon ein bisschen zu spät."
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why not now? | ✅
Teen FictionA u s z u g 1 Das Licht der Straßenlaterne verschwimmt. Alles wird unscharf. Etwas tropft auf meine Wange. Ich schaue nach oben. Regnet es? Nein. Es regnet nicht. Nun tropft es auch auf meine Hand. Ich wische mir über die Wange. Ich weine? "Hey."...