41.

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Heaven:

"Was war das denn?"
Mehr als nur empört schaut Levin mich an, sodass ich mich beinahe an meinem Cocktail verschlucke.
"Eine Konversation?" antworte ich etwas verwirrt, hab ich was falsch gemacht?

"Na offensichtlich hat sie mit dir geflirtet!" fährt mich der Blonde unsanft an. Aaah daher weht der Wind.
"Und das ist meine Schuld, weil...?" frage ich mit hochgezogenen Augenbrauen und nehme noch einen Schluck. Ja, der Alkohol lässt mich definitiv etwas unverschämter werden. Mein Frechheit zeigt Wirkung und Levin kratzt sich verlegen am Hinterkopf, "Ehmm." macht er, oder zumindest glaube ich das, denn der Ton geht im Lärmpegel unter.

"Hey, ich versteh dich, Levin an deiner Stelle wäre ich auch skeptisch, Theo kann froh sein dich zu haben." ich lächle ihm zu, "Aber bei mir brauchst du dir keine Gedanken machen, wirklich nicht. Ich interessiere mich nicht für sie," mein Daumen zeigt in Richtung Tea, der Barkeeperin. "Ich meine, wer würde sich denn noch für irgendwenn interessieren, wenn er Theo haben könnte?" Ich lache und zucke mit den Schultern, nehme einen weiteren Schluck.
Es ist wirklich so, ich bin unglaublich froh eine Chance mit Theo zu bekommen, da hab ich nur Augen für ihn.
Um ehrlich zu sein wäre es mir wahrscheinlich nicht aufgefallen, dass jemand mit mir flirtet, wenn es nicht Tea gewesen wäre, bei der es nicht das erste Mal war. Ich sollte ihr sagen, dass ich mittlerweile mit Theo zusammen bin, doch da wir noch nicht lange da sind und sie nun mal arbeitet, kam ich nicht dazu.

Überhaupt hab ich sie erst bemerkt als ich vorhin durstig ein Glas Wasser bestellt habe und sie es augenzwinkernd und mit einem grinsendem "Geht aufs Haus." serviert hat, bevor sie wieder verschwunden ist.
Überrascht, aber durchaus erfreut, dass ich keine vier Euro für n bisschen Wasser aus dem Fenster werfen musste, hab ich es getrunken und mich wieder der Tanzfläche zugewandt. Auf dieser sind Nils und Konrad immer noch wild durch die Gegend gehüpft.
Levin neben mir hat fast sein Getränk durch die Gegend geprustet, als Nils über irgendwen drübergestolpert ist und so eine Kettenreaktion mit menschlichen Dominos ausgelöst hat.
Auch ich habe mir ein Lachen verkneifen müssen und dabei fast verschluckt, sodass ich erstmal wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft geschnappt habe.
Levins Prusten hat das natürlich nichts abgetan, sodass wir eine Weile lachennd und jappsend da gesessen haben.
Dass ich fast von meinem Barhocker gefallen wäre erwähnen wir mal lieber nicht.

Doch so gut die Stimmung zwischen Levin und mir vorher auch noch war, jetzt ist sie es nicht mehr. Er gibt sich zwar alle Mühe sich die Skepsis nicht anmerken lassen, doch ich sehe ihm an, dass er nicht mehr so entspannt ist wie vorher, bevor die Barkeeperin mich angeflirtet hat.
Ich glaube er braucht einfach etwas Zeit um die alte Einstellung ab zu legen, ich verstehe ihn ja auch irgendwie. Aber trotzdem fühlt es sich unangenehm an, sodass ich in mein Glas seufze, bevor ich davon noch einen Schluck nehme.
Und noch etwas beschäftigt mich, mein Blick wandert zur Tanzfläche. Dort tanzt oder taumelt wohl eher, Konrad, sein ich weiß nicht wivieltes Glas Alkohol des Abends in der Hand, das er munter mit sich umher schwingt.
Nils scheint selber zu betrunken zu sein um zu bemerken wie sehr Konrad sich heute zulaufen lässt, denn er scheint völlig unbeschwert.

"Der trinkt ganz schön viel heute." starte ich einen Themenwechselversuch und Levin nickt zustimmend.
"Ja, leider. Ich weiß gar nicht, was ich davon halten soll. Konrad ist ja eigentlich selber groß, aber das...? Sollte man da was machen?" sein Blick wandert zwischen unseren beiden taumelnden Freunden hin und her.
Ich zucke die Schultern, "Aufpassen sollten wir auf ihn mindestens. Auf beide. Irgendwann sollte man auch den Alkohol wegnehmen, schätze ich.
Aber das darfst du dann machen." schief grinse ich Levin an und proste ihm mit meinem Glas zu, bevor ich den letzten Schluck nehme und es abstelle, zum ersten Mal seit ich es bekommen habe.
Mein Gegenüber verzieht das Gesicht," Konrad den Alkohol wegnehmen ist wie einem schlafendem Baby den Schnuller klauen. Aber einem betrunkenen Konrad das Bier abnehmen? Da hast du eine ganze Arme am Hals, die dich nieder macht." er schüttelt sich und ich muss lachen. "Ja das kann ich mir vorstellen." ich mache eine Pause, "trotzdem mach ich mir ein wenig Sorgen, die Sache mit Valentin scheint ihm ja ganz schön zu zusetzten."
Zustimmendes Nicken erfolgt während Levin das erneut Gesicht verzieht, diesmal mitleidig "Aber, ich finde," setzt er an, "sich deshalb so zu besaufen, ist auch beschissen, dass macht es ja nicht besser."

"Jap, da muss ich dir recht geben. Aber" füge ich hinzu, mein Gehirn leicht benebelt vom Alkohol, "ich muss jetzt erstmal kurz aufs Klo, dann können wir weiter über Konrads Probleme reden." Ich zwinkere ihm zu, stoße mich von der Bar ab und stehe etwas wackelig vom Barhocker auf. Man glaubt ja gar nicht wie weit der Weg von da runter bis zum Boden plötzlich sein kann.
Sicher angekommen gehe ich mit nicht ganz so sicheren, aber selbstbewussten Schritten die Theke entlang zu den Toiletten, den Weg dahin kenne ich ja schon, von meinem letzten Besuch hier.

Gerade als ich abbiege von der Tanzfläche in den Gang zur Toilette werde ich sanft an der Schulter gepackt, sodass ich mich überrascht umdrehe. Tea steht da und grinst mich an.
"Hab jetzt Schichtende, komm mal mit." sagt sie  und zieht mich ein Stück an den Händen unaufhaltsam mit sich, bevor ich irgendetwie reagieren kann.
"Was hast du den vor?" frage ich verunsichert und ziehe fragend eine Augenbraue hoch, eine ungute Ahnung macht sich in mir breit. Die zuckenden, tanzenden Lichter sind hinter uns, sodass wir im dunklen Flur stehen. Nur noch gedämpft dringen die Stimmen der anderen und die laute Musik zu uns. Lediglich die Bässe durchdringen meinen Körper und lassen meine Brust vibrieren und meinen alkoholvernebelten Kopf pochen.

Ich entziehe ihr meine Hände, die sich auf einmal ganz kalt anfühlen und will meine Arme verschränken, doch da hat sie mich schon an den Schultern wieder zu sich gezogen.

"Ich..." beginne ich, doch sanfte Lippen unterbrechen mich, sodass der Rest meiner Wörter verschluckt und meine Silben in ihren Atem gehüllt werden.
In meinen Gehirn kommt es zu einer Kurzschluss Reaktion und ich stoße die Barkeeperin unsanft von mir.
"Was soll das?" fahre ich sie grob an, mein Kopf immer noch im Ausnahmezustand und sie zuckt zusammen, "Ich..., ich dachte..." sie holt tief Luft, "Ach vergiss es, ist egal."
Sie dreht sich um, um davon zu stürmen, doch das verdächtige Glitzern in ihren Augen sehe ich noch. Sofort tut es mir Leid, sie so abweisend behandelt zu haben und mein Gehirn rastet endlich wieder ein, zurück in seine funktionstüchtige Form.

Schnell greife ich nach ihrem Arm, "Halt, warte mal, das tut mir Leid." sie dreht sich zu mir um und ich lasse los.
"Sorry, aber ich bin schon mit jemand anderem zusammen." ich fahre mir mit einer Hand angespannt durch die Haare, mein Blick wandert unruhig umher, nur nicht in ihr Gesicht. "Sorry, falls ich dir falsche Hoffnungen gemacht habe. Wollte es eigentlich schon vorher sagen." Ich starre nun angestrengt auf den Boden und seufzte, ich hasse es anderen Menschen so weh tun zu müssen.

"Oh. Okay." Eine Pause, dann kommt aus dem Dunkeln ein, "Na dann, machs gut Heaven."
Tea dreht sich um und geht, diesmal hindere ich sie nicht daran.
Als ihre Schritte verklungen sind blicke ich vorsichtig wieder auf, oh man dieser Club bringt mir echt kein Glück.

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Das Tea Tea heißt war übrigens keine bewusste Entscheidung, die Ähnlichkeit zu Theo ist mir gerade erst aufgefallen xD

Hoffe es hat euch gefallen :D

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