Heaven:
Mit verschleiertem Blick und leise schluchzend sitzte ich auf den Stufen und vergrabe mein Gesicht in den Händen, als sich eine Hand auf meine Schulter legt.
Vorsichtig schaue ich auf, schniefe und wische mir über die Augen."So schlimm?" mitfühled schaut mich Nils an, er steht oberhalb von mir auf der Treppe und muss gerade herunter gekommen sein. Ich schüttele den Kopf, nicke dann und fange direkt wieder an zu weinen. Verdammt. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen, alles dreht sich nur um Theo.
"Na komm her." fordert Nils mich auf und zieht mich hoch, sodass ich vor ihm stehe. Er kommt die letzten Stufen zu mir herunter und nimmt mich fest in den Arm, sodass ich mein Gesicht in seiner Brust vergraben kann. Nun gibt es für mich keinen Halt mehr und ich schluchze los, meine Schultern beben. Theo bedeutet mir so viel, ich will ihn nicht verlieren.
Behutsam streicht mir Nils über den Kopf und hält mich einfach ein Weilchen fest. Dann schiebt er mich vorsichtig ein Stückchen von sich weg und schaut mich an, ich starre auf sein vollgeheultes Shirt.
"Sorry" schluchze ich und lege mir eine Hand über die Augen, versuche der Realität zu entfliehen."Kein Problem, Heaven. Komm, lass uns hochgehen zu mir, dann kannst du dich ein bisschen hin legen. Es ist schon ziemlich spät, du bist sicher müde." Ich nicke bloß und lasse die Hand langsam wieder von meinen Augen sinken. Nils schiebt mich zur Treppe und bucksiert sie mich hoch in den ersten Stock. Dann weiter nach oben in das nächste Stockwerk, in sein Zimmer.
"Leg dich einfach hin, du kannst mein Bett haben, ich schlaf auf der Couch." Zu fertig um zu widersprechen nicke ich einfach nur und lege mich hin, rolle mich auf der Seite zusammen und starre mit vom weinen brennenden Augen auf die Wand neben dem Bett.
Nils räuspert sich, wahrscheinlich weiß er nicht was er sagen soll, doch ich noch viel weniger.
"Also ich geh runter, soll ich dir noch was zum drinken mitbringen, bevor ich mich hinlege?" Fügt er nach kurzem Zögern hinzu, aber ich zucke bloß lustlos mit den Schultern, "Dann bring ich dir ein Wasser hoch, okay? Bin gleich wieder da." Mit diesen Worten in denen seine Besorgnis mitschwingt verschwindet Nils durch die Tür nach unten.Wieder alleine versinke ich in meinen Gedanken, die sich unaufhörlich drehen.
Wie konnte das nur passieren? Ich weiß doch, wie es Theo in der Vergangenheit erging, ich hätte noch vorsichtiger sein müssen. Jetzt geht es uns beiden scheiße, nur wegen mir...
Und ich wusste ja sogar, dass sie auf mich steht, ich hätte es doch ahnen müssen? Wieso nur habe ich nichts getan? Es ist alles meine Schuld. Ich bin so ein verdammter Idiot. Unruhig wälze ich mich auf die andere Seite und starre nichts wahrnehmend vor mich hin. Nicht das ich besoders viel sehen würde, denn immer noch verschleiern Tränen meine Sicht, meine Nase läuft und ich schluchze wieder. Meine Atem geht unregelmäßig und ich spüre wie sich die nächste Panickattacke anbahnt. Scheiße.Ich habe zwar endlich keinen Druck mehr von außen, keine zuckenden Lichter und Menschenmassen in dröhnender Musik, doch gerade das Fehlen dieser gibt dem inneren Druck noch mehr Raum. Zu viel. Meine Gedanken sind das einzige was ich noch wahrnehme. Unbewusst bohre ich meine Fingernägel in die Handballen, krampfe sie zusammen und kaue an meiner Lippe. Fuck.
Der ganze Abend hat sich zu einem Desaster entwickelt. Ich habe Theo unverzeihlich verletzt und das wars jetzt vermutlich mit unserer Beziehung. Ach was mache ich mir noch Gedanken, das war es definitiv. Aber ich will das nicht, ich kann das nicht...
Der Gedanke daran bereitet mir körperliche Schmerzen und ich krümme mich enger zusammen, um den schmerzenden Punkt, mein Herz, zu schützen. Aber das Gefühl in meiner Brust lässt sich nicht abstellen. Stattdessen nehme ich es immer intensiver war je länger ich versuche es auszublenden. Mein Atem geht schneller und meine Sicht verschwimmt in Tränen.Gerade als ich vollkommen in meinen Gedanken verschwinden zu scheine wird die Tür aufgerissen und bringt mich mit einem Schlag wieder zurück ins hier und jetzt. Etwas erleichtert, aber auch verwirrt drehe ich mich der Tür zu und stüze mich auf einen Ellenbogen. Immer noch unregelmäßig hole ich Luft, doch kann ich mich jetzt wieder auf etwas anderes konzentrieren als meinen Kopf.
Levin steckt seinen Kopf durch die Türe, lächerlich vorsichtig, nachdem er sie so schwungvoll aufgerissen hat."Heaven?"
Ich wische mir ein paar Tränen aus dem Gesicht, "Was ist?" schniefe ich.
"Theo will mit dir reden."Was?
Ein kleines, zufriedenes Lächeln ziert Levins Lippen.
"Was?" echoe ich meinen Gedanken nach, wieso denn das? Was will er? Worüber will er reden? Will er Schluss machen? Oder etwa...?"Wann?" frage ich Theos besten Freund, unterbreche so meine Gedanken und setzte mich aufrechter aufs Bett.
"Jetzt." Und dann fügt er nach einer kurzen Pause grinsend hinzu, "Er steht schon hier, vor der Tür." Und damit zieht er besagte Person an sich vorbei und schiebt sie energisch zu mir ins Zimmer. "Und jetzt redet!" fordert er uns auf und zieht schnell mit einem lauten Knall die Tür zu. Das wir mittlerweile schon vier Uhr Nacht haben scheint ihn keineswegs daran zu hindern.Ungläubig blicke ich zu Theo, der nur seine Füße anschaut. Ohje, das bedeutet wohl eher nichts gutes? Vollkommen überfordert von der neuen Situation starre ich ihn weiter einige Sekunden an bevor ich seinem Beispiel folge und auch auf meine Füße starre. Diese hatte ich vorher schnell aus dem Bett geschwungen, doch nun lies ich sie nur hilflos über die Kante baumeln. Was soll ich tun? Mein Kopf scheint plötzlich wie leer gefegt und ich frage mich wie meine scheinbar nie zu Ende gehenden Gedanken plötzlich verschwunden sein können, als ich ein Räuspern vernehme.
Blitzartig schaue ich auf und meine Augen treffen genau auf Theos, wir starren uns an und unsere Blicke verhacken sich ineinander. Eine Ewigkeit scheint es still um uns zu bleiben und selbst die Großstadt scheint mal ihren Atem anzuhalten.
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why not now? | ✅
Teen FictionA u s z u g 1 Das Licht der Straßenlaterne verschwimmt. Alles wird unscharf. Etwas tropft auf meine Wange. Ich schaue nach oben. Regnet es? Nein. Es regnet nicht. Nun tropft es auch auf meine Hand. Ich wische mir über die Wange. Ich weine? "Hey."...