Zur gleichen Zeit in der Straßenbahn
Konrad:
Immer noch ungläubig streiche ich mit meinem Daumen über seine Hand. Ich muss erstmal noch klar kommen und der Rest Alkohol in meinem Blut hilft kein bisschen. Ich fühle mich als würde mein Kopf gleich explodieren vor lauter Glückshormone und das fette Grinsen in meinem Gesicht geht auch nicht mehr weg. Ich habs wirklich versucht und auch wenn ich mit Heaven und Theo mitfühle, kann ich einfach nicht anders.
Valentin stupst mich in die Seite und ich schrecke aus meinen Gedanken hoch, doch wenn es er ist, dann darf er das gerne tun. Ich blicke zu ihm auf, "Was ist?" Ich lächle ihn an, wahrscheinlich wirke ich wie ein lächerlich verknallter Teenager, oh man. Doch er lächelte mindestens genauso dämlich zurück und wir schauen uns einen Moment lang nur in die Augen."Ich..." er schluckt, hält inne und sortiert seine Gedanken, "Ich wollte mich nochmal bei dir entschuldigen, ich hab mich wie das größte Arschloch verhalten." er neigt den Kopf leicht nach vorne, sodass ihm seine Haare in die Stirn fallen. Ich strecke mich zu ihm hoch, da ich vor ihm sitzte und schiebe sie ihm aus dem Gesicht. Er steht vor mir und hält sich mit einer Hand an einer der Stangen der Bahn fest, diese schaukelt leicht hin und her, während sie losfährt.
"Hey," ich warte bis er mich anschaut und seine grau blauen, unergründlich Augen auf meine treffen, mein Herz schlägt schneller.
"Ja, du bist ein Arschloch." er schnaubt als ich das sage und verdreht die Augen, blickt wieder zu Boden, sodass ich mit einer Hand nach seinem Gesicht greife. Die andere immer noch mit seiner verbunden hebe ich sein Kinn an, bis er mich wieder ansieht."Aber, du bist mein Arschloch." Ich lächle ihn an, wer könnte ihm auch lange böse sein, wenn er so zerknirscht ausschaut wie jetzt. Ich sehe wie eine Last von ihm abfällt und er tritt einen Schritt näher an mich heran, sodass sich unsere Beine berühren. Nervös kaue ich auf meiner Lippe, während ich zu ihm aufschaue und er zu mir herab, die Welt um uns herum verschwindet komplett, obwohl ich sie eh schon kaum mehr wahrgenommen habe. Alles scheint sich zu entschleunigen und langsam nähern sich unsere Gesichter, Valentin löst seine Hand aus meiner, greift nach meinem Gesicht und fährt mit dem Daumen über meine Unterlippe. Fuck.
Ich spüre seinen Atem auf meinen Lippen, blicke auf in seine Augen und wieder hinab zu seinen Lippen, er öffnet sie einen Spalt breit.Die Bahn fährt um eine Kurve und schwingt Valentin so die letzten Zentimeter in meine Richtung. Unsere Lippen treffen sich trotzdem überraschend sanft, doch ihre Wirkung ist umso heftiger. Mich durchströmen unglaubliche Glücksgefühle, mir ist heiß und kalt gleichzeitig, während sich unsere Lippen gegeneinander bewegen, so unglaublich langsam und zart.
In diesem Moment ist es uns beiden scheiß egal, wer uns sieht, wer uns verurteilt, doch den Menschen in der Straßenbahn scheinen sich noch weniger darum zu kümmern. Und so fühle ich mich wohler als jeh zu vor auf einer Fahrt mit der Bahn.
Heaven:
Nervös stehe ich mit den Jungs vor der Eingangstür zur "Villa" und warte ungeduldig darauf, dass Nils die Tür aufschließt. Doch dessen Feinmotorik leidet immer noch unter dem Einfluss des Alkohols, sodass Levin ihm schließlich genervt den Schlussel abnimmt, als er ihm auf den Boden fällt. Dankbar nicke ich Theos besten Freund zu. Wir wissen immer noch nicht ob Theo wirklich zu Hause ist, denn er hat auf keinen unserer Anrufe geantwortet, aber gleich werden wir es erfahren.
Ich hoffe, dass er da ist. Auch wenn es vermutlich kein schönes Gespräch wird. Nervös balle ich die Hände zu Fäusten, während Levin endlich die Tür aufschwingt und uns hinein lässt.
Wenn Theo nicht da ist, dann weiß ich nicht was ich tun soll. Zitternd atme ich ein und aus in einem hilflosem Versuch mich zu beruhigen und trete schnell in den Flur, kicke mir die Schuhe von den Füßen und wende mich Theos Zimmer zu.Ein schmaler Lichtstreifen fällt unter der Tür hindurch. Er ist da.
Mein Herz scheint erleichtert, wohingegen mein Verstand zu rasen beginnt. Was soll ich ihm sagen? Was wenn er mich nicht versteht? Wenn er nicht mit mir sprechen will? Verdammt, was mach ich hier bloß?
Levin scheint meine wachsende Unruhe zu spüren und fragt mich, "Soll ich zu erst mit ihm reden?"
"Nein," ich schüttele hektisch den Kopf und wippe ungeduldig auf meinen Füßen vor und zurück. "Ich muss das jetzt selber machen." Dann füge ich geistesabwesend noch ein Danke hinzu und klopfe schnell an Theo's Tür, bevor mich der Mut verlässt.Nichts passiert.
Vorsichtig klopfe ich nochmal und öffne die Tür ganz langsam und schiebe meinen Kopf durch den Spalt. Sein Zimmer ist in gedimmten, warm scheinenden Licht erleuchtet, doch von Theo auf den ersten Blick keine Spur. Als ich aber genauer hinsehe, finde ich hin in seinem Bett liegend den Kopf in den Kissen vergraben. Behutsam schiebe ich die Türe weiter auf, die daraufhin protestierend knarzt.
"Theo?" beim Klang meiner flüsternden Stimme richtet er sich ein Stückchen auf und lugt unter den Kissen hervor. Schaut mich einen Moment lang an, mit einer Verletzheit im Blick, die mir beinahe körperliche Schmerzen bereitet. Dann lässt er sein Kopf in die Hände fallen, vergräbt es darin und versteckt sich vor mir.Langsam gehe ich zu ihm und knie mich neben sein Bett.
"Hey, Theo. Ich...." tief hole ich Luft und wappne mich vor dem was kommt. "Das was du vorhin im Club gesehen hast, lass mich das erklären. Du hast da was falsch verstanden. Ich habe sie nicht geküsst und wollte das auch nicht. Die Barkeeperin, sie kennt mich von dem Abend mit den K.O. Tropfen, da hat sie bereits mit mir geflirtet. Und naja, dann hat sie das heute Abend wieder versucht und eigentlich wollte ich ihr sagen, dass ich mittlerweile vergeben bin, an dich. Doch da sie nun mal arbeitet und die ganze Zeit beschäftigt war, konnte ich das nicht und deshalb hat sie es falsch verstanden, als ich die Bar verlassen habe um aufs Klo zu gehen. Sie... " mittlerweile habe ich Tränen in den Augen und muss mich zusammen reißen, um nicht los zu heulen."Sie hat mich überrumpelt und geküsst. Ich wollte das nicht, hab sie weggestoßen und ihr gesagt, dass ich mit dir zusammen bin und nichts mit ihr anzufangen will. Ich möchte nur mit dir zusammen sein Theo, ich..." Doch ich bringe nicht hervor was ich sagen will, ein Klos verstopft meinen Hals. Ein leises Schniefen kommt von Theo, mehr nicht. Sein Gesicht und jegliche Reaktion bleiben versteckt."Naja, dann... Dann lass ich dich mal wieder alleine. Sorry, dass das alles passiert ist, das ist nicht fair. Du hast das nicht verdient. Ich... Ich geh dann mal."
Leise gehe ich rückwärts zur Tür, immer noch der Hoffnung, dass Theo antwortet, mir irgndwas sagt, egal was. Doch nichts dringt zwischen den Kissen hervor. Kein Laut.
Und so schlüpfe ich schnell durch die Tür und drücke sie geräuschlos hinter mir zu.Fuck.
Ich setzte mich wie benebelt auf die Treppe und starre ins Nichts vor mir.
Levin kommt aus dem Wohnzimmer und sieht mich erwartungsvoll an. Ich schüttele ganz langsam den Kopf und er wirft mir einen mitleidsvollen Blick zu. "Ich geh und rede mit ihm." Ich nicke und blinzle gegen die Tränen, während er kurz anklopft und dann im Zimmer verschwindet. Sobald sich die Tür schließt breche ich ihn Tränen aus.-------------------------------------------------------------------------
Wir nähern uns dem Ende :D
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Teen FictionA u s z u g 1 Das Licht der Straßenlaterne verschwimmt. Alles wird unscharf. Etwas tropft auf meine Wange. Ich schaue nach oben. Regnet es? Nein. Es regnet nicht. Nun tropft es auch auf meine Hand. Ich wische mir über die Wange. Ich weine? "Hey."...