Haven:
Die Sonne scheint ins Zimmer und mit goldgelben Strahlen erzeugt sie ein Fleckenmuster durch meinen Rolladen hindurch, in welchem Staubwölkchen um die Wette tanzen. Gern würde ich sagen, das warme Licht auf meinem Gesicht hat mich geweckt, aber leider liege ich schon seit zwei Stunden wach, weil neben an ein Laster mit durchdringendem Rückfahrpiepen eine halbe Stunde eingeparkt hat. Außerdem sind schon mindestens zehn Motoräder durch meine Straße gedröhnt und einige Mopeds haben jämmerlich laut knatternd die Vögel verscheucht. Und wäre das nicht schon alles genug des Lärms ab sechs Uhr morgens, nein auch meine Nachbarn über uns haben mitgemacht und Möbelverrücken gespielt und meine Mitbewohnerin war duschen, ihre Gesangseinlagen sind nur laut, leider nicht umbedingt musikalisch.
Ich seufzte laut und drücke mir mein Kopfkissen wieder aufs Gesicht.Willkommen in Berlin, du bist wohl immer noch ein Landkind.
Nachdem ich bereits seit über zwei Stunden wach im Bett liege ist auch nicht mehr an Schlaf zu denken und ich stemme mich schweren Herzens aus dem Bett.
Obwohl ich erst seit zwei Wochen hier wohne ist mein Zimmer bereits komplett eingerichtet, was zugegebenermaßen auch nicht so schwer war, da ich nicht übermäßig viel mit genommen habe. Ich habe eine lange, aber nur Oberschenkel hohe Komode mit meinen Klamotten, meine Gitarre und Ukulele an der einen Wand, dazu der Verstärker, daneben mein Keyboard und an der anderen mein Bett. Außerdem noch einen einfachen Schreibtisch mit Leptop etc. Ich mag dieses Zimmer, ich bin stolz darauf, weil es mein erstes eigenes ohne Eltern ist.Ich schlürfe in die Küche, wo ich auf Anni (Englisch ausgesprochen: Änni) treffe, meine Mitbewohnerin / Internetfreundin die mir es überhaupt erst möglich gemacht hat hier her zu ziehen. Ich gähne.
"Guten Morgen"
"Morgen Haven" mampft sie zurück, einen Muffin in der Hand. " du hast ja lang geschlafen."
Das ich nicht lache, "Ich wünschte so wäre es" stöhne ich "aber dieser beschissene Laster, der meinte er müsse den Vögeln Konkurrenz machen, war anderer Meinung. Warum hast du mir nicht erzählt, das man hier nicht ausschlafen kann bevor ich hergekommen bin?"
Anni lacht "Na weil du dann nie aus deinem verschlafenen Loch rausgekommen wärst, um die echte Welt zu entdecken" dabei deutet sie mit einer theatralischen Geste um sich herum.
"Du meinst diese Wohnung?" stichel ich sie spielerisch, " na ich weiß nicht." Sie schaut mich entrüstet an und lacht dann. Ja, wir verstehn uns echt gut, weswegen ich auch einen ihrer Muffins klaue und sie fragend ansehe. "Keine Spur von Tierleid enthalten" antwortet sie mir und nickt selbst zufrieden, worauf ich herzhaft in das gute Stück beiße und genüsslich kaue. Gefräßiges Schweigen kehrt ein."Heute Abend gehn wir beide aus, du und ich. Und zwar nicht in einen deiner ABC Clubs." tönt es von Anni, die mittlerweile auf der Couch sitzt. "Lgbtq+" antworte ich, denn das meint sie eigentlich damit, sie kann sich nur die Reihenfolge der Buchstaben nicht merken.
"Genau. Da gehst du heute nicht hin, da warst du die letzten zwei Wochenenden schon und nicht sonderlich erfolgreich." Ich schaue sie mit hochgezogener Augenbraue an und schüttle den Kopf. "Naja... Also dann kommst du mit wegen mir, ich brauche Begleitschutzt." sagt sie im Brustton der Überzeugung und schüttelt sich kurz darauf vor Lachen und auch ich muss schmunzeln, denn, dass sie keinen Schutzt braucht beim Ausgehen ist noch klarer als das ich ein Nichtsnutz dabei wäre, denn dafür bin ich einfach zu klein. "Egal, du kommst mit mir mit und Punkt."Ich war schon lange nicht mehr in einem normalen Club, aber mittlerweile habe ich so viel Selbstbewusstsein, dass ich mich dort auch wieder hintraue und außerdem geh ich hier wahrscheinlich eh in der Masse unter. Ich zucke also mit den Schultern "Wieso nicht?" und Anni springt mir um den Hals vor Freude " Ich wusste du würdest ja sagen! Weißt du schon was du anziehst?" Natürlich weiß ich das noch nicht und so zieht sie ab in mein Zimmer, um mein frisch eingerichtet Kleiderschrank auf den Kopf zu stellen.
Und oh boy, hätte ich gewusst, was mich an diesem Abend alles erwarten wird... Hätte ich mich anders entschieden?
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why not now? | ✅
Teen FictionA u s z u g 1 Das Licht der Straßenlaterne verschwimmt. Alles wird unscharf. Etwas tropft auf meine Wange. Ich schaue nach oben. Regnet es? Nein. Es regnet nicht. Nun tropft es auch auf meine Hand. Ich wische mir über die Wange. Ich weine? "Hey."...