28.

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Haven:

Still stehe ich in Theos Zimmer hinter der Tür zum Gang und lausche auf Geräusche von außen.
Zuerst höre ich nichts, dann wie die Jungs in den Gang kommen. Levin und Nils unterhalten sich und Nils bricht in schallendes Gelächter aus. Dann wird es wieder still. Worüber hat er gelacht? Wahrscheinlich stehen sie jetzt vor der Haustür und warten, dass Theo reinkommt. Die Zeit, in der ich nichts mehr von draußen wahrnehme, vergeht so langsam, dass ich das Gefühl habe sie steht still. Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe, ich hasse Warten. Aber was ich noch mehr hasse ist Ungewissheit, die mich gerade fast platzen lässt vor Neugierde. Ich hab keinen Ahnung was grad passiert und will es umbedingt wissen, doch gerade als ich an der Tür lauschen will, rührt sich etwas.

Die Haustür wird aufgerissen und alle auf dem Gang reden wild durcheinander. Ich höre lauter Begrüßungen für Theo, der seinerseits verwundert über das Empfangskomitee zurück grüßt. Dann schaft Nils wieder etwas Ordung ins Chaos. "Leute, seid mal kurz alle still." ruft er laut, damit ihn alle verstehen, sodass sogar ich ihn deutlich hören kann. Und als es endlich ruhig ist, so ruhig wie Mitglieder von Why Nils halt sein können, klärt Nils Theo auf. So halb zumindest. "Theo, komm mal her und mach die Augen zu. Wir haben eine Überraschung für dich." sagt Nils bestimmend und Theo murmelt irgendwas und ich höre wie jemanden daraufhin lacht. Dann näher sich Schritte...

Ich schiebe mich schnell wieder hinter die Tür, die kurz darauf aufgerissen wird. Theo wird von Nils ins Zimmer geführt, der ihm gleichzeitig auch die Augen zuhält. Das wäre nicht umbedingt nötig gewesen, da ich hinter der mittlerweile aufgeschwungenen Tür gut versteckt bin, aber es ist um so lustiger. Ich linse durch den Spalt zwischen Tür und Rahmen und sehe einen total verwirrten Theo, der fragt, "Und was kommt jetzt? Wir sind in meinem Zimmer oder? Und was machen wir hier?" Dann, nach einem kurzen Moment, kommt Theo anscheinend ein Gedanke, "Was habt ihr hier drin angestellt? Nils? Wo ist die Kamera?" Doch der Angesprochene lacht bloß und hebt die Hände von Theos Augen. "Nichts haben wir angestellt." antwortet Nils und Theo muss erstmal ins Sonnenlicht blinzeln. Dann schaut er sich kurz um, entdeckt mich aber nicht und wendet sich wieder Nils zu. "Häh? Ihr habt ja gar nichts gemacht?" "Sag ich doch."
Ich bewege mich ein Stück hinter der Tür vor, aber warte noch auf den richtigen Augenblick, um raus zu springen.

Ich freue mich grade mega, dass Theo da ist und es macht richtig Spaß Leute zu überraschen. Theo sieht wieder fragend zu Nils und den anderen, die ihn nur angrinsen und ich nutze den Moment, springe aus meinem Versteck und rufe "Tadaaa!"
Die Jungs fangen an zu lachen und reden alle durcheinander, mittlerweile steht auch Emil hinter Konrad, Nils und Samy und auch Levin steht etwas abseits im Gang, die ganze Bande versammelt. Theo schaut mich nur perplex an und schüttelt einmal ungläubig den Kopf, doch als ich mich nach einem Moment immer noch nicht in Luft aufgelöst habe, fängt er an zu grinsen. "Haven! Was machst du denn hier?"
Ich bin plötzlich so froh und erleichtert, dass er da ist und merke erst, wie sehr er mir eigentlich gefehlt hat.

Ich antworte ihm nicht, sondern werfe einfach nur meine Arme um ihn und vergrabe mein Gesicht in seiner Brust. Theo nimmt mich ebenfalls in seine Arme und er lehnt seine Stirn an meine, "Hey, hey, hey, nicht so stürmisch." murmelt er und fügt noch ein "Ich freu mich auch, dich zu sehen." hinzu. Ich drücke ihn einfach noch fester an mich und atme seinen Geruch ein. Normalerweise lasse ich mich nicht so schnell auf Leute ein, ich hab Angst verletzt zu werden, besonders weil ich schon unschöne Erfahrungen gemacht habe. Doch zu Theo war ich von Anfang an offen und so hat er sich beängstigend schnell in mein Herz geschlichen. Wie sehr mich das beunruhigt und bewegt, merke ich gerade jetzt in diesem Moment. Meine Gedanken springen hin und her, doch ich fühle mich einfach wohl bei Theo...

Nachdem wir einige Zeit so da gestanden haben, es können Minuten oder Stunden gewesen sein, drückt er mich ein Stück weg, schaut mich an und fragt, "Alles in Ordnung bei dir?" Ich lächle ihn einfach nur an und nicke stumm, da ich keine Worte finde, aber innerlich tanze ich auf allen Tischen. Er lächelt mich zurück an, drückt mich wieder an sich und flüstert, "Ich hab dich vermisst." Unwillkürlich muss ich grinsen und flüstere zurück, "Ich dich auch." Die Anwesenheit der anderen hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon total verdrängt und auch ein mehrfach wiederholtes Räuspern aus Richtung Tür hat nichts daran geändert. Doch als die Jungs plötzlich alle los grölen, ist es schlagartig mit unserer gedachten Zweisamkeit vorbei.

"Küssen! Küssen!" rufen alle gemeinsam im Chor und mir schießt das Blut in die Wangen. Mir ist die Situation einerseits mega peinlich, andererseits was spricht dagegen? Ich blinzle zu Theo auf, dessen Kopf, ebenfalls wie meiner, einer Tomate Konkurrenz macht. Unsicher schauen wir uns an. Ich zucke nervös und unentschlossen mit den Schultern und mache dabei ein fragendes Gesicht.
Ach scheiß doch drauf.
Ich lege meine Hände an Theos Gesicht und ziehe seinen Kopf zu mir nach unten. Ich schaue in seine Augen, suche nach einer Bestätigung und presse meine Lippen schlussendlich auf seine.

In diesem Moment verschwinden alle rationale Gedanken, sowie Gedanken an die anderen und ich tauche völlig ein in den Gefühlen die mich überströmen. Wärme erfüllt mich, Glück, Zufriedenheit, Aufregung, Neugierde, aber auch Leidenschaft mischen sich mit einander.
Im Hintergrund fangen die anderen an zu applaudieren und zu pfeifen, sodass ich mich nun doch wieder von Theo löse.
Wir lächeln uns an und ich mustere sein Gesicht, seine blauen Augen, die Sommersprossen, welche er heute morgen kunstvoll in seinem Gesicht verteilt hat. Dann trete ich ein Stückchen von ihm weg und Nils fragt "Und ist die Überraschung gelungen?" "Mehr als das." antwortet Theo und schaut wieder zu mir. Ich wende mich aber empört zu Nils, "Hey, tu nicht so als wäre es deine Idee gewesen. Das habt ihr alles mir zu verdanken."

Ich strecke ihm kindisch, wie ich bin, die Zunge raus und lehne mich dann an Theo, der nach meiner Hand greift. Nils grinst bloß zufrieden.
"Und seid ihr jetzt zusammen?" fragt Konrad uns interessiert anblickend und auch Emil fällt mit ein, "Ja, wie sieht das denn aus Leute?" Dabei wackelt er neckend mit den Augenbrauen, doch ich bin schon mit der Frage beschäftigt, die für mich völlig aus dem blauen kommt. Sind wir zusammen? Irgendwie schon, aber offiziell? "Also ich, ehm... Wir sind..."
Doch da werde ich von Theo unterbrochen.

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