4.

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Haven:

"Ich komm schon alleine... heim."

"Nein." hör ich den Jung hinter mir widersprechen, "du kannst nicht mal stehen. Ich bring dich heim." er blickt die Barkeeperin an. "Ich lass dir meinen Führerschein hier und komme ihn morgen, mit ihm, wieder abholen, dann weißt du, dass es ihm gut geht." Sie nickt ihm bestätigend zu.

"Theo?" fragt plötzlich jemand von irgenwo her. "Alles in Ordnung?"
"Ja." antwortet dieser "Ich geh nur schon und bringe den Jungen hier nach Hause, ihm gehts nicht so gut."
"Oke, dann komm ich mit."
"Sicher Nils? Du musst nicht."
"Nein das passt schon Theo, sicher ist sicher." "Oke, danke."

Mein Kopf dreht sich und meine Ohren rauschen, ich schwanke.

"Ich sag kurz den anderen Bescheid."
"Mach das. Wir gehen schon mal raus." Der Typ, Theo, nimmt eine Hand von meiner Schulter und holt irgendwas, gibt es über meinen Kopf hinweg an die Barkeeperin. "Hier. Ich bring ihn heim." Dann legt er die Hand wieder an meine Schulter und dreht mich weg von der Theke und nur das reicht schon aus, dass ich wieder schwanke. Kurzerhand schlingt er mir einen Arm um den Oberkörper, beugt sich zu mir und redet in mein Ohr "Wir gehen jetzt raus, okay? Damit du ein bisschen frische Luft bekommst und dann schauen wir wie du nach Hause kommst.
Du musst aber mitlaufen, sonst kommen wir nicht voran." Ich nicke, mein Kopf dreht sich und in meinen Ohren piepst es.
Er drückt mich an sich, damit ich aufrecht bleibe und geht los, sodass auch ich vorwärts stolpere, durch die Menschen.

Mein Kopf dreht sich, mein Mund wird trocken und ich sehe nichts mehr um mich herum. Das einzige was mir Halt gibt, ist der Arm der mich fest an ihn drückt und so konzentriert ich mich nur darauf. Wir laufen durch einen endlosen Tunnel aus Licht und Lärm.

Doch irgendwann wird es um mich leiser, sodass meine Ohren nur noch rauschen und es wird dunkler, auch das Lichtgewitter hat aufgehört. Frische Luft streicht um mein Gesicht und ich atme tief ein, das Pochen in meinem Kopf wir ein bisschen besser.

Plötzlich bewege ich mich nach unten auf den Boden zu, aber nur sehr langsam, der Druck des Arms und die Wärme verschwinden als ich auf dem Boden sitzend ankomme. Doch mein Kopf dreht sich wieder und ich lehne mich zurück, lege mich auf den Boden und schließe die Augen.

Ich reiße sie gleich darauf wieder panisch auf, denn nun dreht sich wirklich alles und mir wird übel. Ich stemme mich auf meinen linken Ellenbogen und drehe mich zur Seite, atme schwer durch den Mund und warte darauf, dass es besser wird. Augen schließen war eine beschissene Idee.

"Hey, alles in Ordnung?" eine Hand legt sich auf meine Schulter. "Schlecht." stoße ich keuchend hervor. "Oke. Alles gut. Bleib einfach so liegen." Er reibt mit seiner Hand kräftig über meinen Rücken und erzeugt so Wärme und Druck, die mich von meinem Schwindel etwas ablenken und mich besser fühlen lassen.

"Hat jemand Wasser?"
"Ja. Hier."
"Willst du was trinken?" Ich schüttele den Kopf. Dann nicke ich und drehe mich wieder auf den Rücken und stütze mich auf meine Ellbogen. Vorsichtig blinzele ich nach oben, seh aber nur unscharf ein paar Lichtpunkte. Er beugt sich zu mir, hebt mir die Flasche vorsichtig an die Lippen, umfasst dabei mit einer Hand meinen Hinterkopf. Ich nehme einen Schluck. Und noch einen.

Das Wasser strömt kühlend meine Kehle hinunter und bekämpft den Schwindel ein wenig, sodass ich meine Augen kurz schließen kann. "Danke." "Kein Problem." Ich atme einmal tief durch und nehme noch ein paar Schlucke. Dann stemme ich mich weiter hoch und setzte mich vorsichtig hin, beuge mich dabei aber nach vorne, damit ich nicht nach hinten umkippe.

"Weißt du wie du von hier aus nach Hause kommst? Dann können wir dich dorthin begleitet."
"Ich..." mein Kopf dreht sich wieder. "Mit dem Zug, aber das dauert zehn Stunden." Theo runzelt verwirrt die Stirn "Nein hier in Berlin. Wo schläfst du hier?" "Ich... Ich weiß nicht wie ich da hin komme. Ich... Bin mit Anni hierher gekommen. Sie weiß es... Ich..." Mein Kopf pocht heftig und ich kann mich nicht mehr konzentrieren. Ich... Von wo sind wir nochmal gekommen? Mit der U-Bahn oder... Mit der S-Bahn? Ich weiß es nicht mehr.
"Ist deine Freundin noch hier? Kannst du mit ihr nach Hause?" "Nein... Ich weiß nicht wo sie ist."
"Oke. Dann..." Er überlegt kurz. "Dann sag uns deine Adresse und wir finden einen Weg dich dahin zu bringen."
"Oke... Ich..." Mein Kopf pocht wieder und in meinen Ohren rauscht es. Ich sehe wie Theos Lippen sich bewegen, aber ich verstehe nicht was er sagt. Ich starre ihn an. Meine Adresse. Was ist meine Adresse? Ich...

"Ich weiß es nicht..." flüstere ich.

Das Licht der Straßenlaterne verschwimmt. Alles wird unscharf.
Etwas tropft auf meine Wange. Ich schaue nach oben.

Regnet es?

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