45.

112 7 0
                                    

Hey there!
Nächster Teil, wie versprochen :) Viel Spaß damit 🌸

----------------------------------------------------------------------------

Konrad:

Valentin.

Ich starre ihn an.

Er beugt sich zu mir vor und ich erwache aus meiner Starre und weiche schnell zurück. Dabei stoße ich mit dem Fuß gegen einen der Barhocker. Valentin reißt überrascht die Augen auf und ein verletzter Ausdruck tritt in sie, dann beginnt er zu sprechen, besser gesagt zu schreien, denn um uns tobt die Menge bei wummernder Musik. Jetzt verstehe ich wieso er sich vorgelehnt hat, er wollte etwas sagen.
Jetzt bin ich es der sich vorlehnt, wenn auch nur zögerlich, denn mein Herz rast und ich weiß gar nicht was ich denken soll.

"Komm mit, ich will mit dir reden, bitte Konrad."

Ich schlucke.
Will ich das?

Ich weiche wieder ein Stückchen zurück und schüttele den Kopf, "Nein, ich... Ich, nein, ich will mir das nicht mehr antun. Tut mir leid."

Ich löse seine Hand von meiner Schulter und will mich umdrehen, wieder in der Menge verschwinden und die Tränen in meinen Augen verstecken. Doch Valentin hält mich auf, greift nach meinem Arm, den ich einen Moment lang verwirrt anstarre. Dann schaue ich auf, meine Augen treffen auf seine und eine einzelne Träne löst sich aus meinen. Sie verfängt sich in meinen Wimpern und fällt dann hinab auf meine Wange, bahnt sich von dort ihren Weg nach unten. Valentin starrt sie ungläubig an, greift mit einer Hand nach meinem Gesicht und sein Daumen fährt unglaublich sanft über meine Wange und wischt sie weg.

Er lässt mich los und es ist als hätte diese eine Träne das Fass zum Überlaufen gebracht, sodass ich unkontrolliert anfange zu schluchzen.
Fuck, schnell schlage ich mir die Hände vors Gesicht und versuche es so vor ihm zu verstecken. Meine Schultern beben und ich zittere am ganzen Körper, scheiße. Wieso kann ich nicht einfach weg gehen? Ihn stehen lassen und mit allem abschließen? Er wird mir doch eh wieder nur weh tun und das will ich einfach nicht mehr. Das kann ich nicht mehr.

Doch zu meiner Überraschung zieht Valentin mich in seine Arme.

"Hey, hey, ganz ruhig, nicht weinen. Ich wollte dir doch niemals weh tun." Murmelt er an meinem Ohr und drückt mich fest an sich, aber ich weiß nicht ob ich ihn wegdrücken soll oder mich noch fester an ihn klammern. Immer wieder streicht Valentin mit seinen Händen über meinen Kopf. "Bitte komm mit Konrad, lass uns rausgehen und in Ruhe reden, ja?" fügt er nach einer Weile hinzu, er drückt mich noch einmal fest an sich und gibt mir dann einen kleinen Kuss auf den Kopf.
Von so viel offener Zuneigung von ihm gegenüber mir bin ich vollkommen überfordert und zudem eh schon völlig aufgelöst. Immer noch quellen mir die Tränen aus meinen Augen und ich kann ihn nur anstarren. Ich bin wütend und verletzt, gleichzeitig sehne ich mich nach ihm und mein Kopf und mein Herz wollen beide etwas anderes.

"Wieso?" frage ich ihn verbittert und wische mir wütend ein paar Tränen aus dem Gesicht. "Wieso sollte es jetzt besser sein? Wieso solltest du dich jetzt anders verhalten als zuvor? Wieso solltest du jetzt kein Arschloch mehr sein?"

"Weil du mir wichtig bist, verdammt. Ich mag dich Konrad und wenn es dir scheiße geht, dann tut mir das auch weh." seine Stimme bricht am Ende.

"Dann hör auf mich wie so ne billige Hure zu behandeln, zu der du kommst, wenn es dir passt und die man sonst mit dem Arsch nicht anschaut!"

Wütend stürme ich an ihm vorbei, weg von den Leuten, der Tanzfläche, dem Licht, dem Lärm, rein in die Dunkelheit der Nacht. Ich heule schon wieder verdammt. Oder immer noch.
Sobald mich die kühle Nachtluft des Raucherbereiches umfängt hole ich tief Luft und weine dann einfach ungebremst weiter. Zum Glück scheint hier kaum jemand zu sein, denn der Hof ist weitläufig und die meisten Leute stehen auf der anderen Seite. Ich lehne mich gegen die Hauswand und lasse mich daran herabsinken. Versuche meinen Atem zu beruhigen, indem ich nochmals tief einatme, doch auch dieser Atemzug endet in einem Schluchzer. Ich winkle die Knie an, lege meine Arme darauf und vergrabe meinen Kopf in ihnen. Alles was ich wahrnehme sind die salzigen Tränen und mein Schluchzen.

Doch sobald ich mich mit der Situation abgefunden habe, höre ich Schritte und blicke auf.
Valentin.
Schon wieder. Er muss mir gefolgt sein, denn nun steht er im Eingang zum Innenhof und schaut sich suchend um. Ich hoffe er geht einfach wieder weg und lass meinen Kopf auf die Arme fallen. Oder er sieht mich nicht.

"Konrad!"

Fehlanzeige.
"Konrad, hey!" ich höre Schritte, aber starre weiterhin auf meine Schuhspitzen, bis ein weiteres Paar in meinem von Tränen verschleiertem Blickfeld erscheint. Die weißen Converse treten nervös auf und ab.

"Bitte, Konrad. Du hast jedes Recht sauer auf mich zu sein. Aber können wir nicht wenigstens reden? Es tut mir so leid."

Ich lache leise ironisch auf, "Mir tut es auch Leid. Wortwörtlich. Ich sitze hier und fühle mich scheiße. "

Valentin lässt sich neben mich auf den Boden fallen. "Weißt du noch, als wir das erste Mal so richtig über uns beide gesprochen haben? Ich hatte solche Angst gleich von Anfang alles zu vermasseln, da wollte ich es lieber gleich sein lassen. Jedoch hast du mir zugehört und mich verstanden und sogar die gleichen Befürchtungen gehabt wie ich, sodass ich dachte es könnte doch möglich sein. Ich könnte von meinen bisherigen Ängsten los kommen und bei dir bleiben. Doch so leicht wie ich es mir vorgestellt habe war es doch nicht. " er schweigt und kickt einen Kieselstein von uns.

"Ich hätte einfach mit meinen Gefühlen zu dir kommen sollen, stattdessen hab ich Ausreden gesucht um nicht in der Gegenwart der anderen bei dir sein zu müssen. Damit wir ihnen nichts vorspielen müssen und sie es nicht ausversehen herausfinden, bevor es überhaupt irgendetwas ist. Ich hatte so viel Angst davor es zu vermasseln, sodass ich es vermasselt habe. Ich bin einfach wieder in meine alten Muster gefallen und ich habe versucht... " er holt tief Luft," Ich habe versucht meine Gedanken und Gefühle zu ertränken, weißt du? Vor allem an diesen einem Abend, " Valentin schluckt und ich schaue ihn aus den Augenwinkeln verstohlen an, sehe wie er mit sich kämpft. "Bevor das mit Anni passiert ist, ich wollte das eigentlich gar nicht. Aber ich war einfach viel zu betrunken, ich hätte mit jedem geschlafen. Dabei hätte ich mit niemandem schlafen sollen. Und dann habe ich versucht dir noch mehr aus dem Weg zu gehen, damit du es nicht raus findest. Ich dachte... Ich dachte irgendwann ist es einfach wieder von alleine gut, aber dann hab ich mich nochmal so betrunken, weil es sich beschissen angefühlt hat es dir zu verheimlichen und es ist wieder passiert. Das, das sollte es nicht. Es tut mir so Leid, ich weiß das ist unverzeihlich, aber ich wusste es einfach nicht besser. " Jetzt schaut er mich an und ich muss schlucken, er sieht den Schmerz in meinen Augen und ich die Tränen in seinen. Endlich bin ich nicht mehr der einzige der heult. "Es tut mir Leid Konrad, echt, sorry. Eigentlich möchte ich es so machen, wie wir ausgemacht hatten, dass wir einfach schauen wo hin das hier führt und wir nichts anfangen, was den anderen verletzen könnte."

"Aber das habe ich ja schon lange getan, also wenn du jetzt nichts mehr von mir willst, dann verstehe ich das. Aber ich habe gelernt, dass nicht alles perfekt laufen wird und es schwieriger sein kann als es scheint. Aber ich bin das bereit in Kauf zu nehmen, denn dadurch wachsen Beziehungen und werden stark. Und ich möchte das gerne, mit dir. Nur mit dir und niemand anderen. Scheiße auf was andere Leute denken, scheiß auf die Why Nils Crew, die stehen sowieso hinter uns." Bei diesen Worten muss ich innerlich schmunzeln, da hat er wohl nicht ganz Unrecht.
"Ich bin hier, Konrad, wenn du willst. Ansonsten lass ich dich in Ruhe und hör mit der ganzen Scheiße auf. Aber ich will, dass du weißt, dass ich immer für dich da bin und du mir unglaublich viel bedeutest."

Mit Tränen in den Augen wende ich mich ihm zu, "Valentin, ich... Ich kann nicht... "

why not now? | ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt