35.

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Haven:

Träge blinzele ich ins Halbdunkle hinein, drehe mich ein mal um, kuschle mich in die Kissen und versuche nochmal zurück in den Schlaf zu entfliehen. Doch, so wie das nun einmal ist, bleibt mein Bewusstsein aktiv und ich werde langsam wacher.
Trotzdem noch schlaftrunken linse ich durch die Wimpern meiner halb geschlossener Augen und kann meine Umgebung zunächst nicht einordnen, sodas ich mich verwirrt auf einen Arm stütze, um mir etwas Überblick zu verschaffen. Es ist nicht mein Zimmer, aber unbekannt ist es hier auch nich, beginnt mein noch schlafendes Hirn die Arbeit. Ich gähne herzhaft und schüttele mir die Haare aus der Stirn. Ich befinde mich im Wohnzimmer, stelle ich nun mit offenen Augen fest. Ich drehe mich zurück zur Couch, um mich wieder in die Kissen zu schmeißen, doch da liegt schon jemand anderes.

Theo. Er liegt da, schlafend und einige Strähnen seines gold blondenen Haares in der Stirn. Mein Blick ruht auf ihm und eine Welle der Zuneigung durchströmt mich, die mich dazu bringt eine Hand an seine Wange zu legen. Auf meinen Lippen liegt ein Lächeln.
Doch als mein Blick weiter über ihn wandert stockt mir kurz der Atem, denn er trägt kein Oberteil und die Decke über seiner Hüfte hängt gefährlich tief, doch trotzdem ist keine Hose zu sehen. Hat er etwa nichts an? Was ist mit seinen Klamotten passiert? Oh Gott wir haben doch nicht etwa...? Was? Nein... Das kann gar nicht sein... Das wüsste ich doch, oder nicht? Schnell blicke ich an mir herunter und erkenne meine Schlafkleidung. Was für ein dämlicher Gedanke das auch war. Ich schüttele den Kopf, um ihn zu klären und über meine eigene Dummheit, linse aber trotzdem unter die Decke und sehe, zum Glück, sonst wäre ich gestroben, eine Boxershort.
Gefährlich tief und seehr schief sitzend bedeckt sie Theo trotzdem genau an den richtigen Stellen. Mein Herzschlag beschleunigt sich. Ohjee, was hätte ich nur getan wenn Theo eine dieser Personen gewesen wäre, die komplett nackt schläft... Versteht mich nicht falsch, es hätte auch Vorteile, aber das würde mich dann schon etwas überfordern.

Vorsichtig lasse ich die Decke wieder los und lasse mich erleichtert auf mein Kissen zurück sinken. Dann rutsche ich vorsichtig näher an den Jungen neben mir und lehne meinen Kopf an seine Brust. Ganz vorsichtig nehme ich meine Hand und lege sie behutsam ebenfalls darauf. Dann beginne ich Kreise mit meinen Fingern zu zeichnen, als plötzlich Bewegung in Theo kommt und seinen kräftigen Arme mich an ihn ziehen.
"Guten Morgen" murmelt er in meine Haare und ich erstarre in seinem Griff.
"Wie lange bist du schon wach?" frage ich ihn und versuche die leichte Panik in meiner Stimme zu unterdrücken.
Als er mir antwortet kann ich das Schmunzeln in seiner Stimme hören, "Lange genug."

Ich schlage mir die Hände vors Gesicht und möchte am liebsten im Boden verschwinden, peinlich ...

Wenig später sitzten wir gemeinsam an meinem und Annis Esstisch in der Küche und frühstücken. Genüsslich beiße ich in eine Scheibe Brot, die dick mit einem meiner Lieblingsaufstriche, Mango Papaya, bestrichen ist und linse dabei über den Rand hinweg zu Theo. Dieser grinst mich nur wieder an und wackelt anzüglich mit den Augenbrauen, während er einen großen Bissen von seinem Brot mit Nussnougatcreme nimmt. Etwas genervt, da mir die Anspielung auf vorhin sowohl bewusst als auch peinlich ist, verdrehe ich die Augen und nehme einen großen Schluck Wasser, als er mich plötzlich mit dem Fuß von gegenüber an mein Bein tippt. Ich blicke wieder zu ihm, die Lippen immer noch am Glas und hebe abwartend eine Augenbraue.
Theo versucht zwar es zu unterdrücken, doch sobald er anfängt zu sprechen hat er das fetteste Grinsen im Gesicht kleben.
"Heaven, also wenn du, mehr von mir sehen möchtest, wenn du weiter gehen willst, daannn..." sagt er gedehnt, begleitet von einem altbekanntem Augenbrauen wackeln," Du musst nur Bescheid sagen." schließt er selbstsicher.

Ich verschlucke mich prompt am Wasser über seine Direktheit und spüre wie mir das Blut in die Wangen schießt. Jede Tomate würde in diesem Moment vor Neid erblassen.
Ich fange an das Wasser aus meiner Luftröhre zu husten und versuche gleichzeitig klarzustellen, was Sache war und cool zu wirken. "Das," 'hust, hust' "War nicht so... Wie du denkst. Ich wollte nur," erneut muss ich innehalten, um zu husten und anschließend wieder nach Luft zu schnappen, Mission gescheitert, "Ich wollte mich nur vergewissern, dass du was an hast, ich meine einen nackt schlafenden Psychopathen hätte ich nicht in meinenm Bett gebrauchen können. Wer weiß denn schon was du für Absichten hegst?" Ziehe ich ihn erst etwas auf, doch dann fahre ich in ernsterem Ton fort, "Gestern Abend hattest du noch alles an und dann heute morgen plötzlich nichts mehr? Deine Kleider waren einfach nicht zu sehen und da dachte ich, da dachte ich halt kurz... Ich hab halt... " fange ich plötzlich an zu stammeln, nachdem ich den Anfang runtergerattert habe." Naja, also ich dachte halt, dass... Naja, dass-"
Theo greift über den Tisch hinweg nach meinen Händen und drückt sie kurz, bevor er sie in seinen hält und bringt mich so zum schweigen. "Hey, mach mal halb lang, alles ist gut, kein Stress. Atme einmal tief durch."
Ich schüttele kurz meinen Kopf, um die Gedanken zu ordnen und hole tief Luft, merke da erst, dass ich sie angehalten hatte und versuche es dann erneut.

"Also ich war einfach verwirrt davon, dass du nichts mehr an hattest und hab dann halt gedacht, dass wir miteinander ... Naja, du weißt schon, obwohl das ja total absurd ist, aber ich hatte einfach plötzlich diesen Gedanken und das hat mir Angst gemacht." Ich mache eine kurze Pause um dann wieder mit spielerischem Ton fortzufahren," Aber wer weiß, vielleicht hab ich auch nur gespannert..."

Theo steht auf, lässt meine Hände los und geht den kurzen Weg um den Tisch herum zu mir und schließt mich in die Arme. Er lässt sich nicht von mir täuschen. "Ich weiß doch, dass du keine bösen Absicht hast und selbst wenn du mich nur auschecken wolltest würde ich es dir nicht übel nehmen. Du darfst das, du bist immerhin mein Freund." Mein Herz macht einen kleinen Freudensprung bei diesen Worten und ich schlinge meine Arme auch um ihn. "Und ich würde niemals etwas mit dir machen, dass du nicht willst, ich warte bis du bereit bist. Du musst keine Angst haben. Und, ehmm, mir war einfach warm heute Nacht, da hab ich irgendwann mein T-Shirt ausgezogen, ich habe ja dich als menschliche Heizung." Er pickst mich in die Seite, sodass ich überrascht aufquicke, aber ich drücke mich gleich wieder an ihn.
"Die Jeans war halt einfach zu unbequem zum schlafen, die hab ich auch irgendwann ausgezogen. Also siehst du? Kein Psycho der nackt bei Leuten im Bett schläft..." Ich höre das Schmunzeln in seiner Stimme und ziehe selbst einen Mundwinkel nach oben.

"Danke" ich hebe den Kopf und gebe ihm einen langen Kuss, den er mit einem kleinen Kuss auf meine Stirn beendet.
"Es hat mir übrigens gefallen."
"Hm? Was?"
"Was ich gesehen habe... "

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