Kapitel 27

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Mein Weg führt mich etwas weiter weg von dem Gebäude, in welchem noch immer die Party in vollem Gange ist. Gemütlich schlendere ich durch den etwa zehn Zentimeter hohen Schnee und schaue in den mit Sternen besetzten Himmel. Keine Wolke ist zu sehen und der Vollmond scheint hell zu mir herunter.

Die Ruhe entspannt mich wieder etwas und ich genieße die die Zeit, in welcher ich nicht beobachtet werde. Meine Mitschüler haben scheinbar so viel Angst, dass sie mich nicht aus den Augen lassen. Dabei bin ich eigentlich nicht die gefährlichste hier an der Schule. Abgesehen von meinem einen Ausrutscher, als ich die Kontrolle über meine Fähigkeiten verloren habe.

Langsam laufe ich wieder zurück zur Mensa. Sonst machen sich die anderen noch Sorgen und ich verderbe ihnen nur den Spaß, wenn sie mich suchen gehen.

Doch meine Bedenken sind unbegründet. Denn, als ich an unserem Schulgebäude ankomme, hat sich hier bereits eine Menschenmenge versammelt. Worunter auch meine Freunde sind. In der Mitte des gebildeten Halbkreises haben sich auf der einen Seite Olivia und Ben gegenüber von Jace aufgestellt. Was soll das denn werden? Neugierig gehe ich näher heran und stelle mich an den Rand, damit ich alles gut sehen kann.

„Du bist es eigentlich überhaupt nicht wert, dass wir uns die Finger schmutzig machen.", meint Olivia gelangweilt und sieht Jace an, als wäre er eine Kakerlake. Dieser begegnet ihrem Blick jedoch nur unbeeindruckt. Von ihr lässt er sich nicht aus der Fassung bringen. „Aber wir sollten dir mal eine Lektion erteilen. Damit es den anderen eine Lehre ist sich mit uns anzulegen.", gibt Ben arrogant von sich, weshalb ich wütend meine Augen zusammenkneife und die Hände zu Fäusten balle.

Genervt verdrehe ich die Augen und sehe zu Jace, welcher mich ebenfalls ansieht. Entschlossen nicke ich ihm zu. Wenn er das will, werde ich ihn gegen diese beiden Idioten unterstützen. Doch bevor Jace sich entscheiden kann, ob wir gemeinsam kämpfen sollen oder nicht, greifen die beiden ihn auch schon an. Die auf ihn zufliegenden Feuerkugeln kann Jace jedoch ohne Probleme in Luft auflösen. Schließlich ist das auch eins seiner Elemente.

Nachdem dieser Angriff, wie überraschend, nicht funktioniert hat, gehen sie zu Erde über. Welche Jace jedoch mit gezielten Luftstößen beiseite fliegen lässt. Wenn sie so weiter machen, dann wird das eine Lektion für sie, dass man sogar zwei gegen einen verlieren kann. Und das scheinen die beiden nun auch zu begreifen. Weshalb sie augenblicklich auf ihre Fähigkeit des Metalls zurückgreifen.

Und es ist erstaunlich was man damit machen kann. Und mit den normalen Elementen hat Jace ihnen nichts entgegenzusetzen. Und das merkt er auch selbst. Weshalb er sogleich seine Elektrizität herauf beschwört. Was als Außenstehender unglaublich einschüchternd aussieht. Wie die Funken um ihn herum knistern und er aussieht, als würde er in der Mitte von einem Feuerwerk stehen. Nicht, dass ich das jemals zugeben würde.

Doch davon lassen seine beiden Angreifer sich nicht abschrecken. Nun greifen Olivia und Ben mit allen Elementen gleichzeitig an, wogegen Jace absolut keine Chance hat. Schließlich trifft ihn eines von den Metallgeschossen und schleudert ihn mit einem Salto nach hinten. Erschrocken halte ich mir die Hände vor den Mund, um keinen Laut von mir zu geben. Doch um mich herum kann ich einige erschrockene Aufschreie hören. Das sieht nicht gut aus!

Jace liegt am Boden und bringt heftige Elektrizität hervor. Es ist so schlimm, dass sich mir trotz der Entfernung alle Härchen aufstellen. Das ist gar nicht gut! Wie bei mir letztens verliert er die Kontrolle über sein Element. Und bei den vielen Schaulustigen hier, wird das in einer Katastrophe enden. Und Olivia und Ben scheinen zu dumm zu sein, um das zu begreifen. Denn nun fangen sie an große Töne zu spucken, ohne die Gefahr zu bemerken, die von Jace ausgeht.

„Jetzt seht ihr was passiert, wenn ihr euch mit uns anlegt!", tönt Ben lautstark, doch meine Augen sind auf Jace gerichtet, der sich mühsam aufrichtet, aus einer Wunde an der Schulter stark blutend. Und wie ich es gedacht habe, kann er seine Kraft nicht mehr kontrollieren. Mit einem lauten Schrei explodiert er förmlich und Blitze schießen in alle Richtungen aus ihm heraus.

Da ich bereits damit gerechnet habe kann ich mich und meine Freunde mit einer Mauer aus Eis schützen. Auch einige andere schaffen es. Doch genauso viele können einfach nicht schnell genug reagieren. Die stärksten Blitze treffen jedoch Olivia und Ben, die in hohem Bogen davonfliegen und nun bewusstlos am Boden liegen. Adam eilt sofort zu seiner Schwester und hockt sich neben sie auf den Boden.

Doch mein Blick ist auf Jace gerichtet, der mit aller Macht versucht die Kontrolle zu behalten. „Schafft die Leute hier weg. Ich gebe euch Deckung.", wende ich mich leise meinen Freunden zu, welche mit besorgten Blicken zustimmend nicken. Daher gehe ich entschlossen auf Jace zu, welcher mich jedoch warnend ansieht. Mühsam versucht er sein Element in den Griff zu bekommen, doch es will ihm einfach nicht gelingen.

„Wenn du Feuerwerk machen willst, Blödmann, dann tu dir keinen Zwang an!", fordere ich ihn heraus und bilde eine Kuppel aus Eis um uns herum. „Bist du dir sicher?", fragt er noch einmal angestrengt nach, weshalb ich ihm ein kleines Lächeln schenke. „Du wolltest doch schon lange mal testen, wer von uns stärker ist.", grinse ich Jace breit an und verstärke die Eiskuppel um uns herum noch einmal.

„Wenn du das unbedingt so willst!", gibt er mit vor Anstrengung rauer Stimme von sich und schickt einige Blitze gegen meine Kuppel. Welche jedoch ohne einen Kratzer davon kommt. „Dann zeig mal was du draufhast!", gebe ich von mir und lasse zwischen uns ebenfalls eine Mauer aus Eis entstehen. In welche im nächsten Moment ein stärkerer Blitz einschlägt. Doch ich spüre, dass nur ein kleiner Riss entstanden ist.

Da ich jedoch nicht glaube, dass das alles gewesen ist, was Jace draufhat, verstärke ich die Wand noch weiter. Und wie der nächste Schlag beweist, geht es noch schlimmer. Schließlich kommt Jace richtig in Fahrt und scheint darauf zu vertrauen, dass ich weiß, was ich tue. Denn die Blitze kommen nun immer stärker und schneller auf mich zugeflogen. Nach einigen Minuten oder auch nur Sekunden verliere ich jegliches Gefühl. Ich kann mich nur noch darauf konzentrieren mein Element herauf zu beschwören.

Bis auf einmal Stille Eintritt. Keuchend sehe ich auf und komme hinter der etwa einen Meter dicken Wand hervor, in welcher ein etwa halber Meter tiefes schwarzes Loch entstanden ist. So viel hat da nicht mehr gefehlt. Die Kuppel um uns herum hat sich bereits aufgelöst, da ich alle Energie für meine Wand gebraucht habe, weshalb ich meinen Freunden lächelnd signalisieren kann, dass es mir gut geht. Die Erleichterung ist allen anzusehen.

Doch einer muss mal wieder den Moment zerstören. Ben scheint sich von seiner Bewusstlosigkeit erholt zu haben und stürmt mit einem Schwert aus Metall auf Jace zu, als wöllte er ihn wirklich töten. Dieser liegt jedoch mit dem Rücken auf dem Boden und scheint so erschöpft, dass er sich nicht mehr bewegen kann.

Ohne darüber nachzudenken formt sich in meiner Hand ein Eiszapfen und ich renne so schnell ich kann zwischen die beiden und schaffe es Jace vor schlimmeren zu bewahren. Doch meine Kraft ist vollkommen erschöpft, weshalb ich nach dem ersten Überraschungsmoment nichts mehr tun kann als mich entwaffnen zu lassen und dann keuchend neben Jace auf die Knie zu gehen.

Ich sehe schon das triumphierende Lächeln auf dem Gesicht meines Gegenübers, da greifen meine Freunde ein. David und Isabell schalten Ben gemeinsam mit einem gezielten Wasserstrahl aus, der ihn in der Seite trifft und einige Meter weiter gegen den nächsten Baum wirft. Ich hoffe, dass ihm das eine Lehre ist. Aber so viel Glück werde ich wahrscheinlich nicht haben.

Unfassbar müde lasse ich mich nach hinten fallen und sehe zu Jace, der nun neben mir liegt und mich mustert. „Auf dich aufzupassen ist verdammt anstrengend, Blödmann.", gebe ich leise von mir und piekse ihm in die Seite, was ihn zusammenzucken lässt. „Das hättest du ja nicht tun müssen." „Und diese beiden Vollidioten in ihrem Glauben die Größten zu sein unterstützen? Ich denke nicht! Ich habe es dir schon mal gesagt, Jace, wenn es um die Beiden geht, stehe ich auf deiner Seite, egal wie wütend ich auf dich bin."

Mit Mühe richte ich mich auf und lasse mir von Flavia auf die Beine helfen. Während Levin, David und Isabell sich um Jace kümmern. Auf die Umstehenden achte ich überhaupt nicht mehr. Ich will nur noch schlafen und meine Ruhe haben. Diese Aktion war eines der anstrengendsten Dinge, die ich je in meinem Leben getan habe.

Und wahrscheinlich auch der schlimmste Ball, den ich jemals erlebt habe. Auch, wenn es mein erster gewesen ist. Ich frage mich, was eigentlich der Grund für diesen Kampf gewesen ist. Doch ich bin zu müde, um das jetzt zu hinterfragen. Darum werde ich mich morgen kümmern, wenn wir alle wieder halbwegs fit sind. 

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