Kapitel 44

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Der Tag des Kampfes kam viel zu schnell über uns. Nur drei Tage nach unserer Ankunft müssen wir uns wieder in unsere schwarzen Kampfanzüge quetschen und auf der einen Seite der Arena warten. Frau Klein hat uns bereits viel Erfolg gewünscht, doch ich habe in ihren Augen gesehen, dass sie selbst nicht daran glaubt. Doch wir sind heute hier, um ihr und jedem anderen das Gegenteil zu beweisen.

Nervös knete ich mir die Hände und versuche angestrengt mich zu beruhigen. Das Kommende wird nicht einfach und ich schaffe es einfach nicht meine aufkommende Angst zu unterdrücken. In den letzten Tagen habe ich Amelia und Timothy ein bisschen erleben können. Und wären wir hier an ihrer Schule, dann hätten wir sicherlich Tage des Horrors erlebt. Doch so haben sie nur Ben herum scheuchen und sich untereinander über uns lustig machen können.

„Jetzt lass das endlich. Wir sind hier, weil du so stur bist. Jetzt reiß dich zusammen! Wo ist denn deine Entschlossenheit geblieben?", höre ich Jace nahe an meinem Ohr flüstern, was mich deutlich zusammenzucken lässt. Doch ich zucke nur hilflos mit den Schultern. Sobald der Kampf beginnt, wird meine Entschlossenheit zurückkehren. Hoffe ich zumindest.

„Ihr müsst los!", hören wir beide Frau Klein rufen und ich schüttele nervös meine Hände aus. „Das kann man ja nicht mit ansehen.", sagt Jace neben mir, zieht mich im nächsten Moment an sich und drückt seine Lippen auf meine. Ein kurzer Kuss, mehr nicht. Doch es bringt mich komplett durcheinander. Schnell löst er sich wieder von mir und legt eine Hand auf meinen Rücken, um mich so nach draußen zu manövrieren.

„Was sollte das?", will ich leise wissen und schaue verstohlen nach oben. Nur, um seinem schelmischen Lächeln zu begegnen. „Ich wollte meine Chance nutzen, ehe ich heute sterbe.", gibt er breit grinsend zurück und bringt mich damit ebenfalls zum Lachen. „Du bist ein Idiot!", kichere ich leise und boxe ihm gegen die Schulter. Dann betreten wir die Halle.

Die Tribünen sind voll besetzt. Ganz vorne kann ich meine Freunde erkennen, welche laut klatschen und pfeifen. Doch bevor wir auf den Kampfplatz treten können, begegnen wir Adam, welcher seine Schwester stützt. Überrascht bleiben wir stehen und mustern uns gegenseitig. Olivia ist nicht mehr wiederzuerkennen. Ihre Haare sind beinahe komplett ab, nur noch einige Stoppeln sind zu sehen. Die Haut ist an so vielen Stellen verbrannt, dass man gar nicht erkennen kann, wo überhaupt noch etwas heil ist. Das sie hier ist und nicht auf der Krankenstation wundert mich wirklich.

„Ihr werden den beiden die Hölle heiß machen. Sie haben es verdient zu leiden, wie ich gelitten habe. Zeigt keine Gnade mit ihnen.", verlangt Olivia und sogar ihre Stimme ist kratzig und hat nichts mehr mit ihrer vorherigen Erscheinung zu tun. „Das werden wir.", flüstere ich entschlossen und Jace stimmt mir direkt zu. „Sie betteln ja um eine Abreibung."

Mein Blick wandert auf den Platz, auf welchem Amelia und Timothy stehen und so tun, als würden sie sich furchtbar langweilen. Sie gähnen und strecken sich, werden von unseren Mitschülern jedoch nur skeptisch beäugt. „Ob sie sich einen Hexenschuss holen, wenn wir sie einfach damit weitermachen lassen?", frage ich irritiert, was alle um mich herum zum Lachen bringt. „So viel Glück werden wir nicht haben.", gibt Jace bedauernd zurück, was auch mich nun zum Lächeln bringt. Dieser Kampf ist jetzt schon eine Achterbahn der Gefühle. Und dabei hat er noch nicht mal angefangen.

„Dann müssen wir wohl los." Wir verabschieden uns von Adam und Olivia, winken noch einmal unseren Freunden zu und betreten dann den Kampfplatz. „Das wird ja auch mal langsam Zeit.", gibt Amelia laut genug von sich, damit es alle hören können, was zu lauten Buhrufen führt.

Nun betritt Herr Meyer, gefolgt von Herrn Asbre, den Platz. Beide stellen sich in die Mitte und unser Direktor ruft alle zur Ruhe auf. „Wir werden heute das Finale der Schulkämpfe sehen. Ich hoffe auf einen spektakulären Kampf und den Respekt beider Seiten füreinander." Skeptisch werfen Jace und ich uns einen Blick zu, zucken dann jedoch beide mit den Schultern. Das kann Herr Meyer einfach nicht ernst meinen.

„Wir wünschen beiden Seiten viel Erfolg!", ruft nun Direktor Asbre und nickt uns sogar noch einmal anerkennend zu. Dieser Mann ist unglaublich merkwürdig. Aber vielleicht hat unser Ausflug an seine Schule geholfen zu erkennen, dass er einen Sohn hat, um welchen er sich mal kümmern sollte. Ich wünsche es Jace auf jeden Fall.

Stille tritt ein, in welcher wir uns gegenseitig mustern und darauf warten, dass einer den ersten Schritt macht. „Zeigt den Trotteln was ihr drauf habt!", brüllt eine mir sehr bekannte Stimme durch die Halle und ich kann es nicht glauben. Lukas steht mitten auf der Tribüne und zeigt mir beide Daumen nach oben. Ich bin vollkommen überrascht, erwidere jedoch die Geste. Und wieder ertönt jede Menge Applaus und Rufen von allen Seiten.

Doch das ist auch genau der Moment, auf den Timothy und Amelia gewartet haben. Timothy stürmt mit großen Schritten auf uns zu, während Amelia Wasser aus dem Nichts herauf beschwört. Auch die beiden haben sich eine deutliche Strategie bereitgelegt, welche sie auch umgehend versuchen umzusetzen.

Timothy schickt uns einen Luftstoß, welcher Jace und mich auseinanderspringen lässt. Dann läuft er weiter auf mich zu, während Amelia Jaca attackiert.

Ein wenig verzweifelt versuche ich ihn zu stoppen, indem ich eine Wand aus Eis nach der anderen aufstelle. Doch sobald er mit seinem elektrifizierten Körper mein Eis berührt, explodiert dieses. Ich habe der Elektrizität einfach nichts entgegen zu setzen. Seinen Schwung kann ich erst bremsen, als ich eine massive Luftmasse gegen ihn schicke, mit der er nicht gerechnet hat. Diese zieht ihn den Boden unter den Füßen weg und lässt ihn einige Meter nach hinten fliegen. Ich kann meine Kräfte dahingehend einfach noch nicht einschätzen. Doch ausnahmsweise kommt mir dies in diesem Fall zugute.

Es gibt mir nämlich die Chance einen Blick auf Jace zu werfen. Dieser bemüht sich die ihn inzwischen umgebende Wassermasse, von welcher er nach und nach eingeschlossen wird, mit Feuer zu bekämpfen. Doch das scheint sich schwierig zu gestalten.

Am Rande bekomme ich mit, dass Timothy sich wieder aufrichtet, doch das ignoriere ich erstmal. Etwas Zeit bleibt mir noch, bis er wieder bereit ist. Sicherheitshalber fixiere ich ihn noch vorübergehend mit einigen Schlingen aus Eis. Doch mir ist klar, dass das nicht lange halten wird. Dafür bin ich zu weit von ihm entfernt. Und die Kraft seines Feuers und der Elektrizität ist zu stark.

Doch die Zeit reicht aus, um zu Jace zu eilen und die Wasserwand zu ihm zu durchbrechen. Leider startet Amelia in diesem Moment ihren Angriff. Eine Lawine aus Wasser kommt auf uns zugeschossen und will uns einschließen. Doch mit Hilfe meiner eigenen Kräfte kann ich dem zumindest etwas entgegen wirken.

Ich verwandele den Boden in eine Eisfläche und schubse Jace zur Seite. Dieser rutscht wegen dieser unerwarteten Aktion einfach weg und genau da entlang, wo ich es geplant habe. Weg von Amelias Angriff und noch in einige Entfernung von Timothy. Am Rande bemerke ich jedoch, dass dieser sich langsam von meinen Fesseln befreit und seine Aufmerksamkeit auf Jace richtet.

Doch diesem kann ich nun erstmal nicht helfen, denn ich werde von einer Wasserwelle verschlungen. Nun heißt es Amelia gegen mich und Timothy gegen Jace. Wir werden sehen, wie das ausgeht. 

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