Kapitel 47

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Die Feier findet schließlich am letzten Schultag, eine Woche nach dem Finale der Schulwettkämpfe statt. Der Vater von Jace, Direktor Asbre, ist die ganze Zeit hiergeblieben, weil Amelia noch nicht fit genug gewesen ist, um die Heimreise anzutreten. Und Timothy ist zwangsläufig auch noch hier. Doch die drei werden wohl kaum zu der heutigen Feier erscheinen.

Das Gute daran ist, dass Jace diese Woche mal die Zeit hatte, vernünftig mit seinem Vater zu sprechen. Die beiden streiten sich immer noch so sehr, dass wortwörtlich die Funken fliegen. Doch so langsam kommen sie miteinander zurecht. Und ich drücke die Daumen, dass es zwischen den beiden irgendwann wieder ein normales familiäres Verhältnis geben wird. Aber das liegt an den beiden und was die nächsten Jahre so bringen werden. Doch erstmal steht der letzte Schultag an.

In den letzten Tagen sind Pascal und Rene angereist und Jace und ich haben die beiden unseren Freunden vorgestellt. Wir hatten jede Menge Spaß. Besonders Levin war sehr erfreut einen anderen Pflanzenelementar kennen zu lernen. Man hat die Zwei kaum auseinanderbekommen. Und sie haben auch jede Menge Grünzeug zu jeder Zeit und überall entstehen lassen. Es war beinahe schon nervig. Doch so müssen meine Freunde sich am Anfang gefühlt haben, als ich noch alles eingefroren habe. Daher habe ich mich zurückgehalten, nichts gesagt und die beiden einfach machen lassen.

Am Abend der Feier mache ich mich schließlich alleine fertig. In diesem Schuljahr ist so viel passiert. Ich kann es einfach nicht glauben. Niemals hätte ich mit all dem gerechnet, als ich mich damals dazu entschieden habe dieses Getränk zu trinken und damit meine Fähigkeiten zu aktivieren. Aber ich würde auch eine Menge vermissen, müsste ich meine Fähigkeiten nun wieder abgeben. So wie es jetzt ist, finde ich es daher alles in allem gar nicht so schlecht.

In ein dunkelblaues Kleid mit silbernen Verzierungen gehüllt, die Haare in leichten Wellen über meinem Rücken und mit etwas Lippenstift versehen bin ich alleine auf dem Weg zur Feier. Flavia ist bereits vor gegangen und trifft sich mit Adam. Zwischen den zweien funkt es gewaltig und ich bin gespannt, wann sie endlich dazu stehen.

Doch bevor ich die Mensa betreten kann, werde ich von Jace abgefangen, welcher davor auf mich gewartet zu haben scheint. "Du siehst gut aus.", rutscht es ihm heraus und ich kann ihm ansehen, dass er das eigentlich gar nicht sagen wollte. Ich kann nicht anders als kurz aufzulachen und mich dann zu bedanken. Diese Situation ist irgendwie schon wieder merkwürdig.

"Ich werde morgen gemeinsam mit meinem Vater abreisen. Meine Mutter freut sich bereits das ich mal wieder nach Hause komme. Ich wollte dir danken das du mir dazu die Gelegenheit gegeben hast." Diese Worte kamen so schnell aus seinem Mund, dass ich erstmal einen Moment brauche um sie zu verarbeiten und zu verstehen. Dann kann ich aber nicht anders als zu lächeln. "Ich freue mich das ihr wieder miteinander sprecht." Mit einer Menge Wehmut denke ich an meine eigene Familie zurück, welche nichts mehr mit mir zu tun haben will. Es schmerzt zu wissen, dass ich meine Familie wahrscheinlich für immer verloren haben werde.

"Sei nicht traurig das ich über die Ferien nicht hier bin. Wir sehen uns doch im nächsten Schuljahr wieder. Auch, wenn ich sicher bin, dass du mich schmerzlich vermissen wirst.", meint Jace breit grinsend und reißt mich damit aus meinen trüben Gedanken. "Du Trottel!" Mit einem kurzen Auflachen boxe ich ihm gegen die Schulter und schaue zu Jace auf. Unsere Blicke treffen sich und ich muss schlagartig an den Kuss denken, welchen er mir vor dem Kampfbeginn gestohlen hat. Auch Jace scheint es so zu gehen, denn er beugt sich im nächsten Moment zu mir herunter und drückt seine Lippen erneut auf die meinen.

Dieses Mal lassen wir uns einen Moment länger Zeit für den Kuss. Langsam bewegen wir unsere Münder gegeneinander und eine Gänsehaut breitet sich über meinem kompletten Körper aus. Mein Herz schlägt dreimal so schnell, während alle Gedanken aus meinem Kopf verschwunden sind. Ich genieße einfach den Augenblick.

Bis Jace sich wieder von mir löst und einen Schritt zurücktritt. Beinahe wäre ich auf ihn gefallen, kann mich aber gerade noch so fangen. Verwirrt schaue ich in seine grauen Augen, in welchen ein Sturm zu toben scheint. Doch wieder kann ich keine seiner Emotionen in seinem Gesicht ablesen. "Wir sollten rein gehen. Die anderen warten sicher auf uns. Schließlich ist das eine Feier zu unseren Ehren.", ergreift Jace das Wort und wendet sich, ohne eine Antwort meinerseits abzuwarten, um.

"Jace! Jetzt warte doch mal!", rufe ich nun etwas aufgebracht und laufe ihn schnell hinterher. Zu seinem Glück dreht er sich augenblicklich zu mir herum, sonst hätte ich andere Maßnahmen ergreifen müssen. "Was ist denn noch?", will er wissen und scheint sich innerlich gegen irgendetwas zu wappnen. Hat er Angst, dass ich ihn in eine Eisstatue verwandeln will? Das habe ich nicht vor. Zumindest jetzt noch nicht.

"Was ist das zwischen uns?", frage ich leise nach und lasse ihn nicht aus den Augen. Diese Frage brennt mir bereits seit Wochen unter den Nägeln und endlich habe ich mich getraut sie zu stellen. Ich für meinen Teil weiß nicht so recht, wie ich für Jace empfinde. Manchmal will ich ihn einfach erwürgen und so lange in Eis einschließen, bis er aufhört mich zu nerven. Doch dann küsst er mich wieder und mein ganzer Körper beginnt zu kribbeln. Es ist zum verrückt werden. Daher bin ich so neugierig auf die Antwort. Welche ich jedoch leider nicht auf die Art und Weise erhalte, die ich mir erhofft habe.

"Ich weiß es nicht." Nachdenklich sieht Jace an mir vorbei, ehe sein grauer Blick wieder auf mich trifft und sich ein schelmisches Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitet. "Aber wie wäre es, wenn wir das im nächsten Schuljahr herausfinden? Und nun einfach nur die Zeit genießen. Schließlich müssen wir uns langsam mal auf einer Party blicken lassen. Was sagst du dazu?"

Auffordernd hält Jace mir seine Hand hin, welche ich nach einigem Zögern ergreife. Ich bin mir nicht sicher, was das mit uns wird und wohin uns die Reise führt. Doch im Moment fühlt es sich einfach gut so an, wie es gerade ist. Vielleicht ist es naiv und dumm, doch damit werde ich mich später auseinander setzen. Ich habe einige Wochen Zeit, um mir über meine Gefühle klar zu werden. Und bis dahin werde ich einfach mein Leben genießen. "In Ordnung. Wir sehen uns im nächsten Jahr.", gebe ich kopfschüttelnd, aber mit einem Lächeln auf den Lippen, zurück und lasse mich zur Tür ziehen.

Gemeinsam gehen wir ins Gebäude, in welchem bereits alle am Feiern sind. Unsere Freunde begrüßen uns direkt und wir tanzen bis zum nächsten Morgen. Dieses Schuljahr war ganz anders als erwartet.

Es gab jede Menge Höhen und Tiefen. Doch ich habe es gemeistert. Am Ende ist alles gut gegangen. Und wenn das nächste Schuljahr auch nur halb so aufregend wird wie dieses, dann kommt auch im nächsten Jahr sicherlich keine Langeweile auf. Ich freue mich darauf. Doch erstmal genieße ich den Moment. Denn es wird einer der Abende sein, welchen ich für immer im Gedächtnis behalten werde.

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