Kapitel 16

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Nachdem Frau Klein gegangen ist, habe ich einige meiner Rosen von dem großen Feld abgebrochen und mit in die Kantine genommen, in welcher ich mit meinen Freunden verabredet bin. Alle schauen mich überrascht an, als ich ihnen eine Rose aus Eis hinhalte, nur Levin lächelt in sich hinein.

„Die sind aber schön.", staunt Isabell und mustert den Gegenstand in ihrer Hand ganz genau. „Danke.", gebe ich leicht lächelnd von mir. Endlich kann ich den anderen auch zeigen, dass meine Fähigkeiten zu etwas gut sind. Nur Jace muss mal wieder ein Spielverderber sein.

„Ist sie auch feuerfest?", fragt er provozierend und scheint es auch direkt testen zu wollen. Mir ist bewusst, dass er mich einfach wieder nerven will, doch das kann ich nicht so einfach auf mir sitzen lassen. „Versuch doch einfach sie zu schmelzen.", gebe ich im gleichen Tonfall zurück und schaue ihm direkt in die grauen Augen.

Sofort verziehen sich seine Lippen zu einem herausfordernden Lächeln und ich sehe, wie sich Flammen um seine Fingerspitzen bilden. Gespannt mustern alle das Schauspiel, auch wenn Flavia nur mit offenem Mund zusehen kann. Ich glaube, dass sie in ihrem Inneren sehr neidisch darauf ist, wie leicht es Jace zu fallen scheint das Feuer zu beherrschen. Genauso, wie es mir ging als er den Luftwirbel hat entstehen lassen. Er scheint schon viel weiter zu sein als wir es sind. Und ich würde zu gerne wissen, wieso er so gut darin ist.

Doch zu meiner Freude schafft er es nicht meine Rose schmelzen zu lassen. Ich kann nicht sagen, woran es liegt. Ob ich unterbewusst meine Kräfte einsetze oder die Rose bei ihrer Entstehung schon eine solche Widerstandskraft und Kälte von mir bekommen hat, dass sie nicht schmilzt. Und offenbar unter keinen Umständen.

Die Flammen, welche nun um die Rose lodern, spenden jedem am Tisch Wärme. Sogar vom anderen Ende aus kann ich diese spüren. Aber mein Kunstwerk zeigt keinen Kratzer oder Schmelzeffekt. Weshalb ich mir ein breites Lächeln nicht verkneifen kann. „Du kannst sie gerne mitnehmen und mit allem bombardieren, was du hast. Sag mir doch aber bitte Bescheid, wie es ausgegangen ist. Und, bitte, brenn unsere Schule nicht auf die Grundmauern nieder.", kichere ich leise und beschließe dann, mir etwas zu Essen zu holen.

Der Tag ist ziemlich anstrengend gewesen und ich brauche etwas mehr Energie. Seine Elemente zu beherrschen erfordert einiges an Kraft. Daher nehme ich mir nicht nur eine große Portion Nudeln, sondern auch noch einen Schokopudding zum Nachtisch mit. Dann setze ich mich wieder an den Tisch zu meinen Freunden, wo Jace noch immer versucht meine Rose zum Schmelzen zu bringen.

Lachend kann ich mit meinen Freunden reden, während Jace noch immer sein Ziel vor Augen hat. „Wie läuft es bei euch im Unterricht so?", will ich kauend wissen und beobachte Flavia ganz genau. Doch sie sagt nichts, sondern lässt erst Isabell erzählen. „Es ist der Wahnsinn, was man alles mit Wasser machen kann. Unser Lehrer hat uns heute mal gezeigt, zu was wir irgendwann fähig sein könnten, wenn wir hart arbeiten.", spricht meine Freundin begeistert und hat ein unglaubliches Leuchten in den Augen.

Auch David sieht begeistert aus und nickt zustimmend. „Wenn wir mal Zeit haben, zeigen wir euch, was wir schon alles können.", meint er breit grinsend und lehnt sich in seinem Stuhl zurück, während er einen Arm um die Schulter von Isabell legt. „Hör auf so arrogant zu klingen! Wir können nicht mal ansatzweise mit Kayla mithalten.", weist diese ihren Freund zurück und schlägt ihm auf den Bauch. Sein leidendes Aufstöhnen bringt uns alle zum Lachen.

„Wir sollten wirklich wieder mehr miteinander unternehmen.", wirft Flavia ein und bringt uns damit alle zum Nachdenken. „Wir sehen uns eigentlich nur noch zum Essen hier an diesem Tisch. Sonst haben wir Unterricht oder trainieren getrennt voneinander unsere Fähigkeiten." Überrascht sehen wir uns alle an. „Das stimmt wohl. Aber ich bin über Weihnachten und Silvester hier und habe nichts zu tun. Wie wäre es, wenn wir uns mal wieder zusammensetzen.", schlage ich schließlich vor, als niemand anderes sich zu Wort meldet. Sogar Jace hat aufgehört zu versuchen meine Rose zum Schmelzen zu bringen und mustert uns alle eingehend. Dann zuckt er mit den Schultern.

„Warum nicht. Ich bin dabei." Augenverdrehend sehe ich ihn an. „Dich hat überhaupt niemand eingeladen.", gebe ich provozierend von mir und schneide eine entsprechende Grimasse, welche alle anderen am Tisch zum Lachen bringt. „Von dir, Eisprinzessin, lasse ich mich doch nicht von irgendetwas abhalten. Außerdem musst du doch langsam mal einsehen, dass du mich vermissen würdest, wenn ich nicht mehr da wäre.", gibt Jace mit seinem arrogantesten Tonfall zurück. Daher kann ich überhaupt nicht anders, als möglichst ironisch zu antworten. „Ach Jace, du hast mich durchschaut. Mein Herz schlägt einzig und allein nur für dich!", lachend und mit einem Luftkuss in seine Richtung, nehme ich mir mein leeres Tablett und schaffe es weg, während meine Freunde in lautes Gelächter ausbrechen und damit alle Aufmerksamkeit auf uns ziehen.

„Da hat sie es dir aber gegeben!", höre ich Flavia noch lachen, dann bin ich außer Hörweite. Noch immer vor mich hin grinsend laufe ich wieder zu meinem Tisch, um meine Tasche zu holen und mich dann wieder meinem Training zu widmen. Beim Verlassen der Kantine bleiben meine Augen jedoch an einem bekannten Gesicht hängen. Lukas. Kurz verhaken sich unsere Blicke und ich kann die Trauer und die Reue in seinen Augen erkennen. Doch ich bin noch nicht bereit ihm zu verzeihen. Daher wende ich mich einfach ab und ihm den Rücken zu.

Auch meine Freunde begleiten mich noch mit hinaus aus dem Gebäude, bis sich unsere Wege trennen und jeder zu seinem Unterricht aufbricht.

Ich will gerade wieder in den Wald laufen und dort weiter an meinen Eisrosen arbeiten, als ich Jace in einiger Entfernung erkenne, wie er noch immer versucht meine Rose zum Schmelzen zu bringen. Ich gehe gerade einen Schritt weiter, als ich es knacken höre. Es ist nicht laut, aber trotzdem breitet sich auf meiner Haut eine Gänsehaut aus. Und die liegt nicht daran, dass ich bei etwa zehn Zentimetern Schnee draußen im T-Shirt stehe. Nein, es liegt daran, dass Jace meiner Rose einen Riss verpasst hat. Auch er hat es nun bemerkt und hält einen Moment inne, in welchem ich wieder etwas näher herantrete.

Doch als er es erneut versucht, passiert nichts. Stirnrunzelnd trete ich einige Schritte zurück und dann bricht auf einmal ein Stück des Stiels ab. Nun bin ich mir meiner Sache sicher. Meine Kräfte sind begrenzt. Vermutlich auch bezüglich meiner Ausdauer und Kraft. Aber besonders im Hinblick auf meine Reichweite.

Eine interessante Tatsache, welche ich weiter ergründen möchte. Doch erstmal verschwinde ich von hier und lasse Jace seinen Sieg über meine Fähigkeiten. Eigentlich müsste ich mich dafür bei ihm bedanken, doch dafür ärgert er mich einfach zu oft. Da verschwinde ich lieber in der Stille des Waldes und mache mir über das Gedanken, was gerade passiert ist. 

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