Kapitel 2

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Überraschender Weise wache ich erst am nächsten Morgen wieder auf. Und trotz das ich stundenlang auf dem Boden geschlafen habe, geht es mir ziemlich gut. Nur ein wenig Rückenschmerzen habe ich. Aber mir ist weder schlecht noch schwindelig oder sonst irgendwas. Wenigstens habe ich diesen Teil größtenteils verschlafen. Mal sehen, wie es Flavia und den anderen ergangen ist. Doch erstmal muss ich mich wieder ordentlich herrichten. Glücklicherweise bin ich ja schon im Bad!

Nachdem ich mich geduscht und Zähne geputzt habe, habe ich meine längeren schwarzen Haare zusammengebunden und mich ein wenig geschminkt. Mit einer normalen Jeans und einem einfachen Pullover verlasse ich schließlich mein Zimmer und klopfe direkt gegenüber bei Flavia an. Keine Minute später hat sie auch schon die Tür geöffnet. „Guten Morgen Kayla. Wie geht es dir heute? Gestern sahst du ja echt schlecht aus."

„Mir gehts wieder gut. Danke für deine Hilfe. Wollen wir frühstücken gehen?", falle ich direkt mit der Tür ins Haus, denn inzwischen spüre ich den Hunger doch ziemlich. Schließlich habe ich gestern mein Frühstück wieder rausgebracht und den restlichen Tag auch nichts mehr gegessen. Lachend stimmt Flavia zu. „Ich schreib nur noch schnell den anderen, dann können wir los." Breit grinsend laufe ich neben meiner Freundin her und nach draußen, da der Speisesaal in einem anderen Gebäude liegt als unsere Zimmer. Deshalb habe ich eigentlich auch immer einen gut gefüllten Vorrat an Süßigkeiten, falls ich plötzlich Hunger bekomme und zu faul bin etwas essen zu gehen.

Doch wir kommen nicht weit. Direkt vor dem Eingang des Schulgebäudes stehen sich zwei Jungen gegenüber, wovon einer eher gelangweilt aussieht und der andere wütend. Der wütende Typ ist blond, etwa so groß wie ich und eher stämmig gebaut. Darüber täuschen auch seine komplett schwarzen Klamotten nicht hinweg. Der andere Junge ist eher sportlich, mit kurzen schwarzen Haaren und einem hoch gekrempelten weißen Hemd. Wie ihm nicht kalt sein kann ist mir ein Rätsel.

„Jetzt kämpfe endlich gegen mich!", brüllt der blonde Typ in unserer Nähe und zeigt mit dem Finger auf den dunkelhaarigen Jungen, welcher ihm gelangweilt entgegensieht. Beide stehen sich wie in einem Ring gegenüber und es haben sich schon einige Schaulustige versammelt. Solche Kämpfe sind jedoch nichts besonderes an einer Schule, an welcher immer und jederzeit jemand beweisen will wie stark und toll er ist. Weshalb Flavia und ich einfach weitergehen, ohne dem Ganzen große Aufmerksamkeit zu schenken.

„Ich kämpfe nicht gegen Schwächere." Das war offensichtlich die falsche Antwort des Dunkelhaarigen, denn der Blonde lässt im nächsten Moment Feuer in seiner Handfläche entstehen. Dann greift er nach Flavia, die damit nicht im Geringsten gerechnet hat, und zieht sie vor sich. „Entweder du kämpfst jetzt gegen mich oder die Zuckerpuppe hier wird das Bereuen." Schon allein bei dem Satz verziehe ich abwertend das Gesicht, geschweige denn bei der Drohung, die er gerade ausgesprochen hat.

Fieberhaft überlege ich, was ich denn nun machen könnte, als ich sehe, wie Flavia hilfesuchend eine Hand nach mir ausstreckt. Vorsichtig schleiche ich mich von hinten an die Beiden an und versuche dabei kein Geräusch zu verursachen. Da der Blonde jedoch in eine angeregte Diskussion mit dem Schwarzhaarigen vertieft ist, bekommt er wahrscheinlich überhaupt nichts mit. Ob der Typ gegenüber von uns mit Absicht die Aufmerksamkeit auf sich zieht oder es ihn überhaupt interessiert, dass Flavia in Gefahr ist, weiß ich nicht. Aber ich bin trotzdem dankbar über die Ablenkung.

Als ich direkt hinter den Beiden stehe, greife ich nach Flavias Hand und drücke sie kurz. Dann tippe ich drei Mal auf ihren Handrücken. Bei drei werde ich sie einfach von dem Blonden wegziehen. Ich hoffe, dass sie das versteht und es auch funktioniert. Und dann drücke ich ihre Hand erneut. Eins. Zwei. Drei. Im selben Moment, in welchem ich Flavia ruckartig an mich ziehe, springt sie in meine Richtung und schafft es so, sich von dem blonden Typen zu lösen, der damit überhaupt nicht gerechnet hat. Zwar gehen wir gemeinsam zu Boden, aber das ist eher unser kleinstes Problem. Denn nun haben wir beide die Aufmerksamkeit des Blonden auf uns gezogen und er sieht noch wütender aus als vorher. Auch, wenn ich das nicht mehr für möglich gehalten habe.

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