Kapitel 12

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Nach meinem Zusammenbruch sind nun schon zwei Tage vergangen, in denen ich nichts getan habe, außer zu versuchen nicht alles einzufrieren. Mit mäßigem Erfolg. Doch ich habe herausgefunden, dass ich eine Menge durch meine Emotionen beeinflussen kann. Je wütender und genervter ich werde, desto schneller friere ich alles in meiner Umgebung ein. Und Jace Asbre ist wirklich begnadet darin mir wirklich richtig auf die Nerven zu gehen.

Ich dachte eigentlich, dass ich meine Gefühle beiseitegeschoben hätte. Doch dieser Junge sorgt in regelmäßigen Abständen dafür, dass ich ihn am liebsten in eine Eisskluptur verwandeln will. Was leider nicht funktioniert, ich habe es versucht. Wenn jemand gegen meine Kräfte bestehen kann, dann ist das Jace Asbre. Was mich noch mehr nervt als so schon.

Meine Freunde konnte ich bisher auf Abstand halten, auch wenn mir bewusst ist, dass sich Flavia nicht mehr lange zurückhalten wird. Ich sehe ihr an, dass sie kurz davor ist zu explodieren. Und entsprechend ihrem Element wird es meistens ziemlich unangenehm, wenn Flavia einmal ihrem losen Mundwerk freien Lauf lässt. Doch das alles schiebe ich beiseite. Noch bin ich nicht bereit mich mit meinen Freunden auseinander zu setzen, zumal Lukas immer noch ziemlich häufig mit am Tisch sitzt und mich immer nur hasserfüllt anstarrt, wenn wir uns sehen.

Daher unterhalte ich mich immer mit dem stillen Levin, der wider Erwarten, ein interessanter und angenehmer Gesprächspartner ist. Denn nachdem er erstmal etwas lockerer geworden ist, fängt er auch mal gelegentlich von sich aus ein Gespräch an. „Wie kommst du eigentlich mit deinem Selbststudium voran?", fragt er mich irgendwann aus heiterem Himmel, als wir mittags zusammen an unserem Tisch sitzen. Überrascht sehe ich ihn von der Seite an, während ich ein Seufzen nicht zurückhalten kann.

„Schleppend.", gestehe ich leise und verziehe abwertend das Gesicht. „Ich kann inzwischen halbwegs steuern, wann und ob ich etwas einfriere. Aber gezielt meine Fähigkeit einzusetzen ist noch Zukunftsmusik. Das habe ich letztens mit Frau Klein probiert. Kaum soll ich Luft oder Wasser benutzen ist alle Kontrolle wieder hin." Es nervt mich total, dass ich offenbar so vollkommen unfähig bin, während ich um mich herum immer wieder sehen kann, wie meine Mitschüler vorankommen.

Nachdenklich mustert Levin mich und ich sehe, wie er gerade antworten will, da setzt sich Jace uns gegenüber und zerstört die angenehme Stimmung. „Hallo, Prinzessin. Zieh doch nicht so ein finsteres Gesicht, dass ziert sich nicht!" Sofort balle ich meine Hände zur Faust und würde ihm die am liebsten ins Gesicht rammen. „Ich werde dir gleich mal zeigen, was ich alles machen kann. Und das wird sich gleich gar nicht zieren!", zische ich giftig zurück und meine innere Ruhe ist wie weggeblasen.

Doch Levins leises Kichern reißt mich aus meiner Diskussion mit Jace. Ich habe diesen stillen, blonden Jungen noch nie Lachen hören. Auch in Jace' Augen zeigt sich Überraschung, während er sonst keine Miene verzieht. Doch seine Augen verraten ihn jedes Mal aufs Neue. Oft frage ich mich, wieso er so ist wie er ist. Dann sagt er jedoch meist wieder irgendwas und mein Interesse ihn wieder loszuwerden steigt eher an, als dass er mich als Person interessiert.

„Entschuldigt.", meint Levin direkt, als er unser Starren bemerkt und wird ein bisschen rot, weshalb ich ein ehrliches Lächeln nicht zurückalten kann. „Du solltest öfter Lachen. Es steht dir." Nun ist es der Pflanzenelementar, der überrascht schaut. „Du siehst auch um Längen besser aus, wenn du lächelst, Prinzessin.", meldet sich Jace wieder zu Wort und mein Gesicht verzieht sich direkt wieder zu einer finsteren Miene. „Dass du immer noch einen draufsetzen musst! Kannst du nicht einfach den Mund halten und mich einmal nicht nerven?", frage ich eher rhetorisch, erhalte aber leider trotzdem eine Antwort.

„Aber das würde doch nur halb so viel Spaß machen. Außerdem würdest du mich doch vermissen, wenn ich dich nicht mit meiner Anwesenheit beglücken würde." Die Arroganz in diesen Worten spricht Bände, doch nun muss auch ich laut Auflachen. „Ich würde dich vermissen wie einen Pickel in meinem Gesicht." Bei dieser Vorstellung verzieht sogar Jace bestürzt das Gesicht, was mich noch mehr zum Lachen bringt. Und auch Levin stimmt leise mit ein.

Das wir von unseren Mitschülern überrascht beobachtet werden interessiert uns alle dabei kein bisschen. Wir genießen die angenehme Zeit miteinander. Ich habe das Gefühl, dass Levin ein guter Freund sein könnte, wenn ich ihn an mich ranlassen würde. Und sogar Jace traue ich zu, dass man mit ihm eine Menge Spaß haben könnte, wenn er nicht immer so ein Idiot wäre.

Doch so weit ist es noch lange nicht. Erstmal muss ich mich meinen Freunden stellen. Und die Sache mit Lukas aus der Welt schaffen. Denn bei einem bin ich mir sicher. Ich will wissen, warum mein ältester und bester Freund mir so in den Rücken gefallen ist, dass nicht nur unsere Freundschaft zerbrochen ist, sondern auch mein Vertrauen in die gesamte Menschheit. Und nun, durch Levin und Jace, fühle ich mich endlich in der Lage mit diesem Problem aufzuräumen.

Stellt sich nur die Frage, wie ich das denn am besten anfangen soll.

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