Kapitel 3

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Vollkommen ungläubig sitze ich bei Lukas am Bett und warte darauf, dass er endlich aufwacht. Und gleichzeitig denke ich darüber nach, was sich jetzt alles für mich ändern wird. Gedankenverloren schaue ich aus dem Fenster und spiele mit dem Ende von Lukas' Decke, als sich auf einmal eine Hand auf meine legt und mich damit beinahe zu Tode erschreckt.

Erschrocken keuche ich auf und zucke zurück. Ich hasse mich manchmal selbst für meine Schreckhaftigkeit. Doch als ich sehe, dass Lukas endlich aufgewacht ist, habe ich meinen Schreck schon wieder vergessen. „Wie geht es dir?", will ich aufgeregt wissen und helfe ihm dabei sich aufzurichten.

Alles in allem sieht er, bis auf ein paar kleinere Blessuren und Kratzer, ganz gut aus. Aber das eigentlich wichtige ist ja, wie er mit der Erkenntnis zu Recht kommt über keine Magie zu verfügen. Ich weiß, wie sehr er es sich gewünscht hat und es schmerzt mich, dass ich ihm nicht einfach eins meiner Elemente abgeben kann. Wenn ich könnte, würde ich es tun. Das würde gleich zwei Probleme lösen.

„Ganz gut. In meinem Inneren wusste ich ja schon, dass ich kein Element haben werde.", seufzt Lukas ergeben und ich drücke mitfühlend seine Hand. Auch wenn er das so sagt, glaube ich nicht, dass ihm diese Erkenntnis überhaupt nichts ausmacht. Dafür kennen wir uns auch schon viel zu lange.

„Lass uns Mittagessen gehen. Du musst ja fast am verhungern sein.", durchbricht Lukas schließlich die angespannte Stille, in welcher ich absolut nicht mehr wusste, was ich sagen sollte. Aber in all den Jahren hat Lukas gelernt, dass er in solchen Situationen einfach das Thema wechseln muss, damit wir wieder ins Gespräch kommen. Und das Thema Essen funktioniert einfach immer.

„Wenn du deinen breiten Hintern aus dem Bett bewegen kannst, dann können wir auch los.", ziehe ich ihn daher augenblicklich auf und helfe ihm, als er aus dem Bett steigt. Kurz schwankt Lukas, als er wieder auf den Beinen steht, doch ich kann ihn stützen. Und nach einer Minute steht er auch schon wieder sicher.

„Was ist eigentlich mit dir? Wie ist es dir denn ergangen? Ich sehe keinen einzigen Kratzer.", spricht Lukas schließlich das Thema an, welches ich am liebsten vermieden hätte. Seufzend lasse ich meinen Blick über den Hof wandern, über welchen wir müssen, um von der Krankenstation zum Hauptgebäude zu kommen. Nur wenige Schüler sind unterwegs, da die Mittagspause bereits begonnen hat. „Lass uns erst zu den anderen stoßen. Ich will nicht alles hundert Mal erzählen.", gebe ich seufzend von mir und Lukas belässt es zum Glück dabei.

Gemeinsam laufen wir langsam über den Schulhof, vorbei an den anderen Schülern und direkt in die Mensa, in welcher wir uns zu unseren Freunden an den Tisch setzen. Wo bereits ein reger Austausch über die Elemente stattfindet. Und der Klatsch und Tratsch sich bereits verbreitet hat, wie ich zu meinem Leidwesen feststellen muss. Denn auch hier ist das achte Element ein großes Thema. „Ich wüsste zu gerne, wer über das achte Element verfügt.", denkt Flavia laut, während Lukas und ich uns an den Tisch setzen.

Um mich von dem Gespräch abzulenken, sehe ich in Richtung der Essenausgabe. Denn auch wenn ich krampfhaft nach einer Möglichkeit suche das Thema zu wechseln, habe ich doch unfassbaren Hunger. Und da es heute auch noch Pizza gibt, ist meine Aufmerksamkeit sowieso eher darauf gerichtet als auf alles andere. Sodass ich mal wieder unglaublich erschrecke, als ich auf einmal angestupst werde. Gerade noch so kann ich einen lauten Aufschrei unterdrücken und funkel Lukas, welcher mich so erschreckt hat, wütend an. „Lass den Mist!", zische ich ihm zu, sehe aber dann, dass alle Augen an unserem Tisch auf mich gerichtet sind.

„Was?", frage ich im nächsten Moment irritiert nach und ernte dafür einige Lacher. „Du bist schon wieder so hungrig, dass du deine Umwelt überhaupt nicht mehr mitbekommst.", lacht Isabell und die anderen grinsen mich breit an. „Worauf warten wir dann noch?", gebe ich jedoch nur genervt von mir. Meine Freunde wissen ganz genau, dass mit mir nichts anzufangen ist, wenn ich Hunger habe. „Na dann los, bevor du einen von uns isst.", lacht David auf und zwinkert mir scherzhaft zu, weshalb ich nun auch lachen muss. „Dich jedenfalls nicht. Da bekomme ich nur Ärger von Isabell. Schließlich will sie dich zuerst vernaschen!", gebe ich sofort zurück und sehe dabei zu, wie besagte Person augenblicklich rot im Gesicht wird. „Kayla!", zischt sie mir zu, doch David hält sie auf, indem er ihr einen Kuss auf die Lippen gibt. „Lass sie doch reden! Sie ist doch nur neidisch!"

Breit grinsend zeige ich ihm meinen Mittelfinger und stehe auf. Ohne auf die anderen zu warten, hole ich mir eine Schinken Pizza mit ordentlich Käse. Käse macht immerhin alles besser. Auch so einen Tag wie heute. Wesentlich besser gelaunt als gerade eben noch beiße ich in mein Stück und genieße die kurze Verschnaufpause, bis Flavia wieder mit dem alten Thema beginnt, welches sie offenbar sehr beschäftigt. Wenn ich nicht bald mit der Sprache rausrücke, werden mich meine Freunde lynchen.

Daher lege ich meine angebissene Pizza wieder auf den Teller und sehe mich in unserer Gruppe um. Das letzte Jahr ist chaotisch gewesen und hat uns zusammengeschweißt. Ich hoffe, dass es auch zukünftig so sein wird. Das wir trotz unserer unterschiedlichen Veranlagungen Freunde bleiben und uns aufeinander verlassen können. „Ich muss euch was sagen.", gebe ich schließlich leise von mir und warte, bis auch der Letzte mir seine Aufmerksamkeit geschenkt hat. Doch bevor ich ansetzen kann etwas zu sagen, zieht schon der beliebteste Tisch der Schule die Aufmerksamkeit auf sich.

Der Tisch mit den Leuten, die über mehr als ein Element verfügen. Leute, zu denen ich jetzt dazu zähle. Bei dem Gedanken kann ich nicht anders als abwertend das Gesicht zu verziehen. Zu denen werde ich niemals gehören! So viel ist mal sicher.

Um besser gesehen zu werden stellt sich Olivia Kaiser auf den Tisch und sieht sich einmal im Raum um. Da sie das einzige Mädchen dort ist, wurde sie auch automatisch zur Königin der Schule gewählt. Was sie nur zu gut auszunutzen weiß. Und ihr Bruder Adam ist da kein bisschen besser. Beide verfügen über die Elemente Feuer und Erde und können damit auch Metall beherrschen.

Der dritte ist Levin Sonn und eher ein ruhiger Typ. Mit Erde und Wasser als Element ist das auch typisch. Die meisten dieser Elementare sind so. Auch wenn es ab und zu ein paar Ausnahmen gibt, wie es beinahe überall der Fall ist.

Und der letzte im Bunde der arroganten Angeber ist der dunkelhaarige Junge, wegen dem Flavia und ich beinahe gegrillt worden sind. Jace, wie die Jungs gestern berichtet haben. Der einzige, dem es egal zu sein scheint, was Olivia zu sagen hat. Neben mir. Denn ich halte von dieser zur Schau Stellung von Macht überhaupt nichts.

„Wir haben gehört, dass wir ein neues Mitglied begrüßen dürfen! Wen dürfen wir denn ab heute hier an unserem Tisch willkommen heißen?", fragt sie in die Runde und lässt ihre Augen durch den Raum schweifen. Aber wenn sie glaubt, dass ich mich jetzt freudestrahlend erhebe und dort an den Tisch setze, ist sie schief gewickelt. Darauf kann sie lange warten.

Entspannt lehne ich mich in meinem Stuhl zurück, esse meine Pizza und beobachte, wie langsam Getuschel ausbricht. Und wie Olivia sichtlich verärgert, noch immer auf dem Tisch steht. Doch ich sehe nur gehässig lächelnd durch den Raum und achte dabei in keinster Weise auf die skeptischen Blicke, die mir meine Freunde zuwerfen.

„Dann finden wir das wohl nur auf die harte Tour heraus.", höre ich Adam genervt sagen und sehe dabei zu, wie er Levin einen auffordernden Blick zuwirft. Sichtbar resigniert steht dieser auf und erzeugt aus dem Nichts einige Wasserkugeln. Was für einen Unterschied das macht, wenn man schon eine Klasse höher ist. Keine Sekunde später schießt er auf jeden Tisch eine solche Kugel ab.

Und ich hätte einfach das Wasser auf unseren Tisch fliegen lassen sollen. Einfach Augen zu und keine Reaktion zeigen. Doch aus irgendeinem Grund kann ich nicht anders als die Hand auszustrecken und die Wasserkugel zu mir zu ziehen. Und kaum berühre ich sie, gefriert sie augenblicklich zu Eis. Erschrockene Laute sind von allen Schülern zu hören, weshalb ich genervt die Augen verdrehe.

„Schön, dass wir das jetzt geklärt haben. Bekommt ihr mit besten Grüßen zurück!", gebe ich laut von mir und werfe die Eiskugel genau auf Olivia. Welche jedoch nur die Hand ausstreckt. Wahrscheinlich, um das Wasser einfach verdunsten zu lassen, welches nun jedoch keines mehr ist.

Und wie ich erwartet habe, schafft Olivia es nicht, das Wasser gleichzeitig zu schmelzen und verdunsten zu lassen. Weshalb keine Sekunde später die Wasserkugel sein Ziel trifft und Olivia vom Tisch fegt. Zum Glück steht ihr Bruder direkt hinter ihr und schafft es sie aufzufangen. Nur das jetzt beide nass sind.

Mit großen Augen sehen mich meine Freunde an, doch ich kann meinen Blick nicht von den beiden nassen Personen nehmen. Und ohne mein Zutun zucken meine Mundwinkel und ich muss mich bemühen nicht in lautes Gelächter auszubrechen. Um mich abzulenken, sehe ich zu meinen Freunden, die es mir jedoch nicht leichter machen mich zusammen zu reißen.

Ihre dummen Gesichter sind einfach unglaublich. „Ihr solltet mal eure Gesichter sehen.", gebe ich bemüht ruhig zurück, auch wenn mein Grinsen immer breiter wird. Diese Situation ist einfach so unrealistisch. Und dieses Gefühl wird wahrscheinlich noch eine ganze Weile so bleiben.

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