Kapitel 11

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Ich habe offenbar total unruhig geschlafen und mich nur herumgewälzt. Das wäre zumindest die einzige Erklärung, warum ich am nächsten Morgen davon aufwache, dass ich dumpf auf dem Boden aufschlage. Leise stöhnend drehe ich mich auf den Rücken und schaue einen Moment an die Decke, um mich zu sammeln. Nach wenigen Minuten stehe ich schließlich auf.

Im Bad steige ich erstmal unter die Dusche, in welcher ich das Wasser erstmal auf die kälteste Stufe stellen muss, um mich nicht zu verbrühen. Merkwürdig. Aber mit einem kleinen Schulterzucken nehme ich das hin. Eingewickelt in ein Handtuch trete ich schließlich vor den Spiegel, wo ich ins Stocken gerate. Über Nacht hat eine solch starke Veränderung stattgefunden, dass ich es selbst nicht glauben kann.

Meine Augen scheinen aus flüssigem Silber zu bestehen und leuchten mir entgegen. Im Kontrast dazu stehen meine weißen und blauen Strähnen, welche nun in meinen eigentlich schwarzen Haaren zu finden sind. Eigentlich sollte mich diese Veränderung erschrecken, doch es lässt mich einfach kalt. Ich habe mich noch nie sonderlich für mein Aussehen interessiert und fange jetzt auch bestimmt nicht damit an. Außerdem war mir ja bewusst, dass sich meine Elemente früher oder später in meinem Aussehen offenbaren werden. Das beobachtet man im ersten Schuljahr sehr gespannt.

Da mir auch so ziemlich warm ist ziehe ich mir nur eine kurze Hose, ein Top und einfache Turnschuhe an. Meine Haare föhne ich leicht an und lasse sie dann Lufttrockenen, da es mir sonst viel zu heiß es. Meine leicht feuchten Haare binde ich zu einem einfachen Dutt zusammen und lasse einige meiner neuen bunten Strähnen heraushängen. Dann schminke ich mich noch, indem ich mir einen einfachen Lidstrich ziehe, und betrachte mich anschließend im Spiegel. Ich sehe aus als wäre Sommer, doch so warm finde ich es aktuell auch. Liegt wahrscheinlich an meinen Elementen, doch das macht mir inzwischen keine Angst mehr.

Mit meiner Tasche über der Schulter laufe ich gemütlich über den Schulhof und ignoriere die Blicke meiner Mitschüler. Die Meisten laufen herum als wäre Winter, mit dicker Jacke und Schal. Kopfschüttelnd gehe ich weiter und betrete wenig später die Mensa. Wenige Schüler sind bereits hier, unter anderem auch Levin, welcher allein am Tisch der Beliebten sitzt. Nachdem ich mir einen Kaffee und einige Pfannkuchen mit Nutella und Bananen geholt habe gehe ich direkt auf Levin zu und setze mich gegenüber hin.

„Ich darf doch, oder?", gebe ich halb fragend zurück, denn eigentlich ist es mir egal was er dazu sagt, doch meine Höflichkeit siegt. „Sicher doch.", gibt der Pflanzenelementar ruhig zurück und nickt mir zur Begrüßung zu. „Kayla Winter.", stelle ich mich schließlich vor und reiche ihm meine Hand. „Levin Sonn.", gibt er einfach zurück und widmet sich dann wieder seinem Toast mit Rührei. Ein ruhiger Mensch an Morgen. Gefällt mir!

In stillem Einvernehmen frühstücken wir und ignorieren dabei die Blicke aller anderen Schüler. Besonders als David und Isabell den Raum betreten und überrascht zu mir schauen beschließe ich mich vollkommen auf mein Essen zu konzentrieren. Was auch funktioniert, bis lautstark zwei Stühle gleichzeitig zurückgezogen werden.

Olivia und Adam setzen sich an den Tisch und sorgen damit dafür, dass alle Augen auf uns gerichtet sind. Wahrscheinlich vermuten alle, dass nun ein Kampf stattfinden wird. Was man Olivia tatsächlich zutrauen kann. Woran ich jedoch keinerlei Interesse habe. „Was verschafft uns denn die Ehre deiner Anwesenheit?", fragt Olivia mit einem bissigen Unterton, den ich jedoch einfach überhöre. „Ich darf sitzen, wo ich will und das werde ich auch tun.", gebe ich locker zurück und widme mich wieder meinem Essen.

Ich spüre, wie sich die Luft erhitzt, doch ehe es eskalieren kann greift überraschender Weise Adam ein. „Beruhige dich, Schwester. Sie macht nichts, sondern sitzt an unserem Tisch. Wenn du sie jetzt angreifst, werden alle denke sie ist eine Gefahr für dich und im Zweifelsfall zu ihr halten." Ich sehe noch nicht einmal auf, während Olivia wohl noch über die Worte ihres Bruders nachdenkt.

Doch den Ausschlag gibt wohl Jace, welcher sich in diesem Moment neben mich an den Tisch setzt. „Willkommen.", brummt er gelangweilt und widmet sich seinem mitgebrachten Müsli. Bis er fragend eine Augenbraue anhebt und in die Runde sieht. „Gibt es ein Problem?" Sichtlich zähneknirschend schüttelt Olivia den Kopf und Adam lehnt sich entspannt in seinem Stuhl zurück.

Die restliche Zeit herrscht Stille am Tisch, welche ich sicherlich merkwürdig gefunden hätte, doch momentan interessiert es mich einfach nicht. Ich will nur meine Ruhe haben, was mir hier am Ehesten gelingt. Überall sonst würden meine Freunde kommen und versuchen mit mir zu reden. Und das will ich nicht. Daher bietet der Ruf dieser Gruppe den besten Schutz, welchen ich auszunutzen gedenke. Wie lange halte ich mir noch offen. Doch für den Moment ist es das Beste so.

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