Kapitel 42

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So schnell wir konnten haben wir unsere Sachen gepackt und uns auf den Weg gemacht. Auch, wenn es schon sehr spät gewesen ist und wir mitten in der Nacht ankommen würden. Doch das hat uns nicht davon abgehalten direkt aufzubrechen. Hauptsache wir sind von dieser gestörten Schule weggekommen.

Lange habe ich noch aus dem Fenster des Wagens gesehen, ehe mir schließlich doch die Augen zugefallen sind und ich erst wieder aufwache, als wir vor unserer Schule halten. Mitten in der Nacht, wie ich es befürchtet hatte. Daher verabschiede ich mich im Halbschlaf von Jace und Frau Klein und schlage den Weg zu meinem Zimmer ein. Meine Freunde werden mir sicherlich verzeihen das ich sie nicht geweckt habe, um sie zu begrüßen.

Nach einigen Stunden Schlaf bin ich schließlich soweit mich meinen Freunden und den anderen Schülern zu stellen. Doch als ich mein Zimmer verlasse steht bereits Jace dort und wartet auf mich. Fragend sehe ich ihn an, er zuckt jedoch nur mit den Schultern. „Flavia röstet mich, wenn ich ohne dich beim Frühstück aufschlage." Breit grinsend schüttele ich den Kopf, kann es ihm aber nicht verdenken. Flavia ist da etwas eigen.

Doch es zeigt sich uns ein vollkommen anderes Bild, als wir an unserem Tisch ankommen. Isabell und David haben einige Verbrennungen und Kratzer im Gesicht. Abgesehen davon, dass sie mehr als müde zu sein scheinen. Levin ist nirgends zu sehen, weshalb ich mir umgehend Sorgen mache. Doch am schlimmsten sieht Flavia aus. Und da habe ich ihr Gesicht noch nicht gesehen. Ihre roten Haare scheinen angesenkt zu sein, da sie an einigen Stellen schwarz wirken. Auch an den Armen sind Verbrennungen, Kratzer und blaue Flecken zu sehen. Daher nehme ich nicht an, dass sie im Gesicht anders aussieht.

Kurz werfen Jace und ich uns einen besorgten Blick zu, ehe wir uns einfach an den Tisch setzen. Nun werden wir auch erst von unseren Freunden bemerkt, welche sich ein Lächeln aufzwingen. Doch bei Isabell und David sieht es mehr als unglaubwürdig aus, während Flavia einfach nur eine Grimasse bildet. Mehr scheint sie aufgrund ihrer Verletzungen auch nicht zu Stande zu bekommen.

„Probiert es lieber gar nicht erst. Erzählt einfach direkt was passiert ist.", verlange ich umgehend und mustere alle aus zusammengekniffenen Augen. Wenn mir hier niemand die Wahrheit sagt, dann werde ich sie schon dazu zwingen. Und genau das versuche ich meiner störrischen besten Freundin auch mit meinem Blick zu sagen. Wir liefern uns ein langes Blickduell, bis sie schließlich einknickt und einmal tief durchatmet.

„Wir haben bei den Kämpfen zugesehen. David, Levin, Isabell, ich und Adam." Schon allein bei dem letzten Namen ziehe ich eine Augenbraue nach oben, sage aber nichts. Offenbar ist Flavia meiner Bitte nachgekommen und hat versucht Olivias Bruder in unsere Gruppe zu integrieren. Scheint nach hinten losgegangen zu sein. Sofort machen sich Schuldgefühle in mir breit. Doch Flavia schüttelt den Kopf. „Ich weiß was ihr jetzt denkt, doch so war es nicht. Lasst mich ausreden."

„Es war der Kampf von Ben und Olivia gegen das Team von Bens alter Schule. Auf jeden Fall lief es so ab, dass Ben direkt nach Kampfbeginn die Arena verlassen hat und Olivia allein war. Ihr wisst, wie sie ist. Sie würde niemals klein beigeben. Aber seien wir mal ehrlich, sie hatte keine Chance. Und die beiden Irren haben sich nicht einen Moment zurückgehalten. Sie haben weitergemacht, bis die Lehrer endlich eingegriffen haben. Ihr könnt euch vorstellen, wie es Adam ging.", meint Flavia leise und schaut betreten auf den Tisch. Ich weiß überhaupt nicht was ich sagen soll und schaue hilfesuchend zu Jace, welcher jedoch nur ein finsteres Gesicht macht. Es ist beinahe so, als würde ihn das Geschehen nicht überraschen. Doch danach werde ich ihn später fragen.

„Adam ist vollkommen ausgerastet, nachdem seine Schwester umgehend auf die Krankenstation transportiert worden ist und er nicht bei ihr sein durfte. Er ist direkt auf die Suche nach Ben gegangen und hat ihn schließlich gefunden. Natürlich sind wir ihm gefolgt. Du hattest nämlich recht, Kayla, er ist wirklich ein anständiger Typ, wenn seine Schwester nicht in der Nähe ist.", meint Flavia und ich meine ein wenig Röte auf ihren Wangen zu sehen. Auch, wenn man das durch die vielen Verletzungen nicht so gut sehen kann.

„Adam hat sich umgehend mit Ben angelegt, welcher jedoch unwissend getan hat. Dann ist er ausgerastet und die beiden haben sich einen ordentlichen Kampf geliefert. Doch leider ist Ben der Stärkere von beiden. Wir haben also eingreifen müssen. Dabei sind diese Verletzungen zu Stande gekommen. Doch wir haben es geschafft Ben zu überwältigen und Adam vor schlimmeren zu bewahren. Er ist gerade mit Levin auf der Krankenstation. Olivia ist noch immer nicht aufgewacht.", endet Flavia schließlich mit ihrer Erzählung und ich sitze einfach da wie betäubt. Das sind ein bisschen viele Informationen auf einmal.

„Ich wusste ja das Ben ein hirnloser Wurm ist, doch damit habe ich nicht gerechnet.", gebe ich schließlich von mir, noch bevor ich das alles so richtig verarbeitet habe. Alle ziehen eine Grimasse bei meinen Worten, nicken aber zustimmend. Eine solche Sache hätte absolut niemand erwartet. Kopfschüttelnd stehe ich auf. Auf den Schreck brauche ich erstmal mein Frühstück. Das wird mir sicherlich helfen.

Doch ich will mir gerade einen Kaffee eingießen, als ich fremdes Kichern und lautes Lachen hinter mir vernehme. Neugierig sehe ich mich um und kann beobachten, wie ein braunhaariges Mädchen mit grünen Strähnen und blauen Augen neben Benjamin herläuft und sich offenbar köstlich amüsiert. Auf ihrer anderen Seite ist ein großer und muskulöser Typ zu sehen, der kurzes schwarzes Haar mit blonden Spitzen hat und rote Augen zu besitzen scheint. Unser nächster Gegner. Das Team von Bens und Jace's ehemaliger Schule.

Mit zusammengekniffenen Augen beobachte ich die drei dabei, wie sie sich an den Tisch der oberen Schüler dieser Schule setzen. Mittig und erhöht. Nicht, dass wir diese Tradition noch weiter beibehalten hätten. Ich lasse meinen Kaffee stehen und steuere direkt auf den mittigen Tisch zu. Am Rande kann ich meine Freunde noch etwas rufen hören, doch das ignoriere ich einfach. Benjamin Rogers ist mein Ziel. Und als er mich auf sich zukommen sieht, schläft ihm kurz das Gesicht ein, ehe er sich wieder fangen kann. Das ist genau das, was ich gerne sehen wollte. Doch auch den anderen beiden Schülern ist es aufgefallen und sie mustern mich nun sowohl abschätzend als auch neugierig. Was mir jedoch egal ist.

„Benjamin Rogers. Ich wusste ja schon immer, dass du ein widerlicher, nichtsnutziger Haufen Abfall bist. Doch du schaffst es tatsächlich noch immer mich zu überraschen.", lege ich direkt los, ehe irgendjemand etwas sagen kann. Ich muss das jetzt loswerden, sonst platze ich noch vor lauter Wut, die bei seinem Anblick über mich gekommen ist. Denn auf seinem Gesicht ist kein Zeichen eines Kampfes zu erkennen. Er sieht so dumm aus wie immer.

„Kayla Winter, es freut mich dich kennen zu lernen.", beginnt der Muskelprotz, doch ich beachte ihn einfach nicht. „Hör mal zu Rogers. Wir wissen beide wozu ich fähig bin und ich bin über die letzten Wochen definitiv nicht schlechter geworden. Wenn du dich also noch einmal an meinen Freunden vergreifst, verwandele ich dich in eine Eisskulptur. Und dann ist es mir scheißegal, ob du dabei draufgehst. Haben wir uns verstanden!" Ich bin überrascht, dass Ben den Blick abwendet und auf den Tisch schaut, doch das versuche ich mir nicht anmerken zu lassen. Meine Aufgabe hier ist getan und die Fronten sind nun hoffentlich geklärt. Daher wende ich mich einfach ab und hole mir nun meinen Kaffee. Den habe ich mir wirklich verdient.

„Ich dachte Olivia Kaiser wäre die Königin dieser Schule gewesen. Wie es scheint haben wir doch noch einen spannenden Kampf vor uns.", lacht das Mädchen und in ihrem Ton ist schon zu hören, dass sie mich nicht für einen schweren Gegner hält. Wieder kommt Wut in mir hoch. Jeder kann den Mund voll nehmen, wenn er zu zweit gegen einen kämpft. Sich dann noch groß und stark zu fühlen ist einfach lächerlich. „Pass auf, dass dir dein Gesicht nicht in dieser Position einfriert. Dann wärst du noch hässlicher als so schon. Übrigens hast du etwas Mohn zwischen den Zähnen hängen.", rufe ich ihr so laut zu, dass es der komplette Saal hört und lächele scheinheilig.

Dannwende ich mich endgültig ab, ehe wir den Kampf noch vorzeitig hier hinverlegen. Ich habe schließlich noch nichts gegessen und mit leerem Magen kämpftes sich so schlecht. Insgeheim hoffe ich ja, dass ich den Mund nicht zu vollgenommen habe, aber das werden wir ja noch herausfinden. Diese beiden Idiotenwerden mich meine Worte schon bereuen lassen, wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen.Doch diesen Gedanken verdränge ich erstmal. Nun heißt es frühstücken und mirwährenddessen die Rügen meiner Freunde anhören. Sie sehen nämlich alles andereals begeistert aus. Wenn man uns jedoch nebeneinanderstellt, bin ich definitivglimpflicher davongekommen. Zumindest bist jetzt.

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