Kapitel 23

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Gemeinsam sitzen wir alle in der Mensa. In den letzten Tagen haben Jace und ich uns wieder zusammengerauft. Wir üben jeden Tag, bis Frau Klein die Notbremse zieht. Aber es kann sich inzwischen schon sehen lassen. Ich kann mehrere Wassersäulen auf einmal kontrollieren und Jace trifft nun mit beinahe jedem Versuch. Etwas, worauf wir meiner Meinung nach stolz sein können. Jace und ich sind zwar keine Freunde, doch wir haben ein gemeinsames Ziel und akzeptieren den jeweils anderen nun. Und ich habe inzwischen zu schätzen gelernt einen etwa gleichstarken Trainingspartner zu haben.

Flavia erzählt gerade eine Geschichte aus ihrem Unterricht, als ich beobachte, wie Jace, welcher gegenüber von mir sitzt, ein finsteres Gesicht macht. Sein Blick ist hinter mich gerichtet und seine Lippen hat er fest aufeinandergepresst. Neugierig will ich mich gerade umdrehen und sehen, wen Jace so finster anstarrt, da er ausnahmsweise keine ruhige, arrogante Maske aufgesetzt hat, da ertönt eine Stimme hinter mir. Eine Stimme, welche ich aus hunderttausenden wiedererkennen würde.

„Ich habe gehört, dass das achte Element hier zu finden wäre. Wem darf ich denn meine Aufwartung machen?" Sofort wandert mein Blick zu Flavia, welche mit großen Augen hinter mich sieht. Kurz atme ich tief durch, dann straffe ich meine Schultern und setze eine spöttische Miene auf.

„Benjamin Rogers. Was verschafft uns denn die Ehre deiner Anwesenheit?", gebe ich herausfordernd von mir und schaffe es tatsächlich gänzlich jeglichen Hass aus meiner Stimme zu verbannen. Ein Wenig drehe ich mich in meinem Stuhl herum und schaue mit einer hoch gezogenen Augenbraue hinter mich. Dorthin, wo niemand anders als mein Exfreund steht. Benjamin. Groß, muskulös, mit kurzen braunen Haaren, welche mit roten Strähnen durchsetzt sind und seinen beinahe schwarzen Augen. So dunkel, wie seine Seele.

Wir waren zusammen, bevor wir an diese Schule kamen und er seine Fähigkeiten entdeckte. Die Elemente Feuer, Erde und Metall. Bevor er ein arrogantes Arschloch geworden ist, dass sich nur für Macht interessiert. Als er erfahren hat, dass in meiner Familie niemand ein Elementar ist, hat er mich verlassen. Ihm ist die Chance zu gering gewesen, dass ich überhaupt ein Element beherrschen würde. Und das wäre nicht gut für sein Image gewesen. Karma, das nun gerade ich über das achte Element verfüge.

Offensichtlich muss Benjamin einen Moment lang überlegen wer ich denn bin. Meine Elemente haben mich schließlich auch ganz schön verändert. Und auch ich bin nicht mehr das Mädchen, was er einst kannte. Die letzten Monate haben ihr Übriges dazu beigetragen. Es hat sich inzwischen beinahe alles verändert.

Doch dann blitzt erkennen in seinen Augen auf und ihm schläft vor Schreck das Gesicht ein. Nun verlässt sogar ein ehrliches Lachen meine Lippen und ich sehe aus den Augenwinkeln, wie auch meine Freunde lächeln. Sie haben damals alles mitbekommen und waren nach der Trennung für mich da. Besonders Flavia hat mir damals sehr geholfen. Am liebsten würde ich mein Handy nehmen und Bens blödes Gesicht fotografieren. Ein Ausdruck, den man für die Ewigkeit festhalten sollte. Doch leider erholt er sich recht schnell wieder von seinem Schock.

„Kayla Winter. Was sagt man denn dazu?" Und direkt setzt er sein größtes Aufreißerlächeln auf, mit welchem er schon einige Mädchenherzen erobert hat. Und anschließend gebrochen. Doch das wirkt schon lange nicht mehr bei mir. Ich bin nicht so naiv und falle mehrmals auf den gleichen Trick herein. „Am besten gar nichts. Es kommt doch sowieso nur Schwachsinn aus deinem Mund!" Mit diesen Worten drehe ich mich wieder zum Tisch und sehe das stolze Lächeln auf Flavias Gesicht. Während Jace nur verwirrt zwischen mir und Ben hin und her sieht.

„Das wirst du bereuen, Kayla. Mit mir legt sich niemand ungestraft an.", gibt Benjamin wütend von sich, worüber ich jedoch nur lachen kann. „Ich bereue eine Menge im Zusammenhang mit dir. Aber der heutige Tag gehört mit Sicherheit nicht dazu." Irgendein unverständliches Gemurmel ist hinter mir zu hören und auf einmal schießt eine Flamme direkt neben mir vorbei.

Doch ohne das etwas passiert fliegt diese zu Jace und verschwindet in seiner Handfläche. Kurz nicken wir uns zu, dann besitzt Ben wieder unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. „Wolltest du mich gerade hinterrücks angreifen?", fauche ich meinen Exfreund giftig an und schlage mit der Faust auf den Tisch. Wobei versehentlich alles gefriert. Wenn ich wütend bin, geschieht das leider noch sehr häufig. Und wenn ich eins bin, dann unglaublich angepisst.

„Das ist aber nicht sonderlich nett einer Dame gegenüber.", schaltet sich nun Jace ein und wird nun erstmalig von Ben wahrgenommen. „Asbre! Was machst du denn hier!", meint Benjamin herablassend und amüsiert zugleich. Die Zwei scheinen ebenfalls eine gemeinsame Vergangenheit zu haben. Und offenbar keine, an die man sich gerne zurück erinner möchte.

„Hast du aus deiner letzten Krankenhausaufnahme nichts gelernt? Du weißt, dass man sich besser nicht mit mir anlegen sollte." Während meine Freunde erschrocken schauen, kann ich nur eine ausdrucklose Miene aufsetzen und die Hände zu Fäusten ballen. Das ist nicht mein Kampf und ich werde mich auch nicht einmischen.

„Damals hattest du bereits deine Elemente und ich nicht. Mit unfairen Mitteln spielen kann jeder, Rogers. Jetzt sieht die Welt anders aus.", gibt Jace in seinem gewohnt gelangweilten Tonfall zurück, doch ich kann in seinen Augen einen leichten Zweifel erkennen, weshalb ich nun doch eingreife. „Genau. Und wenn du dich mit einem von uns anlegst, dann tust du es mit uns allen. Wir haben keine Angst vor dir und daher bitte ich dich diese miese zur Schau Stellung von Armseligkeit zu beenden und wieder zu deinesgleichen zurückzukehren.", gebe ich so herablassend und hochmütig von mir wie ich kann und setze ein eiskaltes Lächeln auf.

„Du hast Kayla gehört, Rogers. Wir wollen dich hier nicht. Also verpiss dich wieder unter den Stein, unter dem du hervorgekrochen bist und lass uns in Frieden. Bei deinem Anblick vergeht mir ja der Appetit.", stimmt mir Flavia in ihrer gewohnten Manier zu und bringt damit alle am Tisch zum Grinsen. „Das werdet ihr noch bereuen!", knurrt Ben, verschwindet dann jedoch so schnell wie möglich.

Augenblicklich drehe ich mich wieder zum Tisch um und setze mich mit finsterer Miene. „Was für ein hohler, aufgeblasener Arsch!", platzt es aus mir heraus, ehe ich mich wieder meinen Nudeln zuwende. Jace oder Flavia müssen den Tisch nach meinem Ausbruch wieder aufgetaut haben. Wenigstens ist das Essen dadurch nicht ruiniert.

Nach einiger Zeit bemerke ich die Blicke meiner Freunde, welche immer wieder zu Jace wandern, was er jedoch vollkommen angespannt zu ignorieren versucht. Er will offensichtlich nicht darüber reden und ich kann das Verstehen. Und da ich letztens schon zu neugierig gewesen bin, werde ich nun nicht nachfragen.

„Jace.", beginne ich ruhig und warte, dass er mich ansieht, was er nach einiger Zeit auch macht. „Es interessiert mich nicht, was du für ein Problem mit Ben hast. Und es geht mich auch überhaupt nichts an. Aber vielleicht kommt irgendwann der Zeitpunkt, wo entweder du oder ich Hilfe gegen ihn gebrauchen können. Und diese möchte ich dir nun versprechen. Mein Wort darauf, gegen diese widerliche, aufgeblasene, kleine Kakerlake arbeite ich mit dir zusammen. Egal, wie sauer ich gerade auf dich bin.", gebe ich entschlossen von mir und halte Jace meine Hand hin.

Eine Weile zögert er noch und überlegt wahrscheinlich, ob er mir vertrauen kann. Doch dann schlägt er ein. Und wir nicken uns noch einmal gegenseitig zu. Benjamin Rogers, das Lachen wird dir schon sehr bald vergehen. Mach dich darauf gefasst, dass du es hier nicht so leicht haben wirst, wie es in der Vergangenheit der Fall gewesen ist. Wer sich mit einem von uns anlegt, der legt sich mit allen an. Noch einmal kommst du nicht damit durch!

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Und es geht weiter.

Vielen Dank an alle, die immer noch dabei sind.

Viele Spaß beim Lesen.

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