Kapitel 7

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Am nächsten Tag ging das Drama los. Alle haben den Schock über meine Kräfte überwunden und nun bin ich das Gesprächsthema Nummer eins in der ganzen Schule. Nicht mal meine Freunde können verbergen, wie genervt sie von dem ständigen Starren sind. Und Isabell hat sich sogar noch einmal entschuldigt, weil sie nicht geglaubt hat, dass es so schrecklich ist im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.

Genervt von meinen Mitschülern gehe ich nun zum Unterricht. Gespannt, was nun auf mich zukommt, setze ich mich wieder auf der Lichtung auf den Stein und schaue in den Himmel. Wieder kommen meine Mitschüler und haben nichts Besseres zu tun als mich anzustarren, was mich so extrem nervt, dass ich sie einfach nicht mehr ignorieren kann. „Wenn ihr nicht bald mal woanders hinseht, dann bekommen wir alle ein Problem miteinander! Wir sind doch hier nicht im Zoo!", zische ich sie an und sofort wenden die meisten den Blick ab. Abgesehen von Jace, welcher sich mit einem arroganten Grinsen neben mich setzt.

„Und was genau ist dein Problem?", hake ich genervt nach und sehe ihm in seine rauchgrauen Augen, welche mich amüsiert anfunkeln, auch wenn man sonst keine Emotion aus seinem Gesicht ablesen kann. „Darf ich dich nicht ansehen, Prinzessin?" Sofort balle ich meine Hände zu Fäusten. Dieser miese, arrogante Vollidiot! „Nein, darfst du nicht! Und wenn du mich noch einmal Prinzessin nennst, dann kannst du dich auf etwas gefasst machen.", zische ich ihn leise an, sodass niemand sonst meine Drohung hören kann. Das geht nämlich niemanden etwas an.

„Was willst du mir schon antun, Prinzessin?", gibt er provozierend von sich, wendet sich aber dann den Lehrkräften zu, die nun die Lichtung betreten. Drei sind es diesmal, was ich irritiert beobachten muss. Was hat unser Direktor denn heute geplant?

Wieder winkt er mich und Jace zu sich, während die Lehrerin für Luft ihren Unterricht beginnt. Zu viert laufen wir weiter Weg, ehe Herr Meyers das Wort ergreift. „Jace, wir beide werden uns heute auf das Element Feuer konzentrieren. Und da ich denke, dass es für dich einfacher ist, wirst du heute von Frau Klein in dem Element Wasser unterrichtet, Kayla." Da mir das ziemlich egal ist zucke ich nur mit den Schultern und folge schließlich still Frau Klein, welche mich eine ganze Weile abseits von den anderen führt.

Gemeinsam setzen wir uns auf eine kleine Lichtung auf den Boden. Aus dem Nichts heraus lässt Frau Klein etwas Wasser entstehen, welches sie als glatte runde Scheibe auf den Boden zu legen scheint. Es ist der Wahnsinn, wie viel Kontrolle sie ausüben kann und wie natürlich es bei ihr erscheint. Ich wünschte ich wüsste auch nur ansatzweise, wie ich das anstellen soll! Doch das Einzige was ich kann ist alles in Eis zu verwandeln. Und das auch noch ohne jegliche Kontrolle.

Seufzend sehe ich auf Frau Klein, welche mich nun eingehend mustert. „Wir beginnen am besten damit, dass du versuchst dieses Wasser nicht in Eis zu verwandeln, wenn du es berührst. Ich habe mich lange mit meinen Kollegen beraten und wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass es erst möglich ist dir die Elemente Wasser und Luft beizubringen, wenn du das achte Element gemeistert hast.", beginnt sie ruhig zu erklären, was mich nachdenklich nicken lässt. Das ist alles schön und gut, aber wie ich das anstellen soll, ist eine ganz andere Frage.

Was mir wohl ins Gesicht geschrieben scheint, denn nun lächelt Frau Klein mich sanft an. „Ja, dabei kann ich dir leider nicht sonderlich gut helfen. Das könnte wahrscheinlich nur jemand, der selbst vor dieser Aufgabe gestanden hat. Aber leider sind die Elementare, welche als erstes über ein drittes Element verfügt haben schon alle verstorben. Den Elementar, welcher als erstes über Elektrizität verfügt hat, hast du knapp um vier Jahre verpasst.", gibt sie bedauerlich von sich und ich habe das Gefühl, dass sie ihn ganz gut gekannt hat. Aber das ist nur eine Vermutung. Die mir momentan leider auch überhaupt nicht hilft.

„Dann kann mir also niemand helfen.", gebe ich bitter von mir und berühre mit meiner Fingerspitze das Wasser, welches augenblicklich gefriert. „Nein, leider nicht. Aber vor dir haben es schon andere geschafft, also wird es auch dir gelingen. Vielleicht brauchst du etwas länger als die anderen und musst auch mehr üben, um alles in den Griff zu bekommen, aber es lohnt sich sicherlich.", spricht Frau Klein mir Mut zu und ich kann nicht anders als ihr kleines Lächeln zu erwidern. Einen aufmuntern kann die Frau auf jeden Fall! „Wo fange ich damit nur an?", gebe ich seufzend von mir und weiß überhaupt nicht, wie ich am besten anfangen kann. Nun wird auch Frau Klein wieder ernst.

„Ich würde sagen, dass ich dir Wasser zur Verfügung stelle und du versuchst dich darauf zu konzentrieren es nicht einzufrieren. Wenn das nicht reicht, dann werde ich einen Feuerelementar dazu bitten, damit er es erwärmt. Es könnte schwieriger für dich sein warmes Wasser einzufrieren.", schlägt sie vor und lässt dieses Mal eine Kugel direkt vor mir entstehen. Entschlossen, da endlich mal jemand so etwas wie einen Plan zu haben scheint, schließe ich die Augen und versuche mich zu konzentrieren.

Wie fühlt es sich noch einmal an, wenn ich meine Kräfte benutze? Ich weiß es nicht. Aber vielleicht kann ich mich einfach darauf fokussieren normal zu sein? So wie früher, bevor ich mich mit diesem Mist herumschlagen musste. Doch eigentlich muss es ja funktionieren, schließlich kann ich auch ganz normal Zähne putzen und mich Waschen. Wieso gefriert da kein Wasser? Weil es selbstverständlich für mich ist? Vielleicht mache ich mir einfach zu viele Gedanken?

Seufzend öffne ich die Augen. Ich mache mir Gedanken übers Gedanken machen. Kein Wunder, dass hier nichts funktioniert! Mich zu konzentrieren ist einfach nicht möglich. „Ich glaube, ich muss erstmal damit zu Recht kommen, dass ich nun diese Kräfte in mir habe. Sie müssen wissen, dass ich ehrlich gesagt nicht mal damit gerechnet habe überhaupt über ein Element zu verfügen. Ich wollte ehrlich gesagt nicht mal eins haben.", flüstere ich leise und sehe meiner Lehrerin in ihre hellblauen Augen, in denen ich Verständnis aufblitzen sehe.

„Dann gebe ich dir die Erlaubnis erstmal nur für dich zu üben. Allerdings würde ich dich bitten darauf zu achten, dass du niemanden in Gefahr bringst. Wir werden uns einmal die Woche treffen, damit wir über Probleme oder Fortschritte sprechen können. Aber dich zu zwingen, wird uns nicht weiterbringen. Die Elemente werden sich nicht kontrollieren lassen, wenn du so durch den Wind bist. Lass dir einfach ein bisschen Zeit."

Lächelnd sehe ich Frau Klein an und ein Stein fällt mir vom Herzen. Ich habe jetzt eine Woche Zeit, um wieder zu mir selbst zu finden. Das sollte doch machbar sein! Wie Frau Klein schon sagte, haben es auch schon andere vor mir geschafft. Es sollte also durchaus im Bereich des Möglichen sein, dass ich das auch noch hinbekomme. Und wenn ich meine Elemente im Griff habe, hat meine Familie vielleicht auch keine Angst mehr vor mir.

Mit neuer Entschlossenheit folge ich Frau Klein zurück zur Schule und überlege mir einen Plan, wie ich nun am besten weitermachen soll.

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