Kapitel 32

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Die nächsten Tage, nachdem bekannt geworden ist welche Teams unsere Schule bei den Kämpfen vertreten, waren unglaublich nervtötend. Man wird von allen Schülern eingehend beobachtet und so oft wie möglich zu Zweikämpfen herausgefordert. Es ist fast so, als wäre man Freiwild und müsste auf seine Stärke getestet werden.

Das Gute ist jedoch, dass sich kaum jemand traut mich herauszufordern. Entweder haben sie sowieso schon Angst vor mir, weil ich über das achte Element verfüge oder sie haben gesehen, wie ich Astor Romanov, einen relativ starken Feuerelementar, einfach eingefroren habe. Damit habe ich wohl den ein oder anderen Schüler in Angst und Schrecken versetzt. Viele machen einen Bogen um mich oder wechseln sogar die Richtung, um mir aus dem Weg zu gehen.

Es stört mich nicht. Ich bin sogar eher begeistert von dieser Entwicklung. Doch es kommt trotzdem unerwartet. Jace, welcher ja nicht einmal einen Gegner hatte, hat da nicht so viel Glück. Er wird mindestens einmal täglich herausgefordert und hat dementsprechend nicht so entspannte Tage. Was jedoch dafür sorgt, dass Jace mir so gut wie nie von der Seite weicht. Denn wenn ich in der Nähe bin, haben die Schüler wieder zu viel Angst, um den Mund aufzumachen.

Einerseits gut, andererseits furchtbar. Denn, wenn ich etwas nicht wollte, dann noch mehr Zeit alleine mit Jace zu verbringen. Zumal wir noch immer nicht über die Nacht gesprochen haben, als er bei mir übernachtet hat. Wir umgehen das Thema so gut wir können. Doch wir sind beide angespannt. Früher oder später werden wir darüber reden müssen. Sonst werden wir einmal in einem ungünstigen Augenblick darauf zu sprechen kommen. Oder wir sind in einem Kampf nicht konzentriert und können uns nicht aufeinander verlassen. Das können wir uns nicht leisten.

Still nehme ich mir vor bei der nächsten Gelegenheit mit Jace zu sprechen. Wenn unsere Freunde und auch sonst niemand in der Nähe sind. Wir sollten das klären, bevor es noch unangenehmer wird. Doch leider komme ich nicht dazu in Ruhe mit Jace zu sprechen. Unsere Lehrerin Frau Klein ist bereits zu unserem nun wieder beginnenden Unterricht am See erschienen und sieht deutlich verärgert aus. Als ich bei den Beiden ankomme, legt sie auch schon los.

„Seid ihr Beiden eigentlich vollkommen verrückt geworden? Ihr habt gerade mal ein Element, welches ihr problemlos beherrscht. Die anderen Beiden habt ihr gerade mal angefangen zu üben! Und da wollt ihr euch mit Gegnern messen, die ihr niemals schlagen könnt? Wieso?", poltert die kleine Frau los und erwartet offensichtlich eine Antwort. Doch da kann ich nur nichtssagend mit den Schultern zucken.

„Besser ich als meine beste Freundin." Offensichtlich unzufrieden mit der Antwort fuchtelt Frau Klein hektisch mit den Händen in der Luft herum, ehe sie sich Jace zuwendet. „Und was ist deine Ausrede?"

Auch dieser scheint nicht wirklich eine Antwort für Frau Klein zu haben, das sagt mir bereits sein kleine Lächeln, welches sich auf seinem Gesicht ausbreitet. „Nun ja. Ich konnte Kayla ja nicht alleine kämpfen lassen. Oder mit jemanden, der ihr nicht gewachsen ist." Nun schließt Frau Klein kurz die Augen und atmet mehrmals tief durch. Ich glaube, wir tuen ihr nicht so gut. Dann hat sie sich jedoch gesammelt und mustert uns ernst.

„Gut, dann fangen wir mal mit dem Training an. Was habt ihr euch vorgestellt? Habt ihr schon eine Strategie und Pläne?", will sie wissen und scheint einiges von uns zu erwarten. Zum Glück haben wir uns im Vorfeld vorbereitet. Sonst wäre das jetzt sehr peinlich geworden. Und hätte wahrscheinlich zu einer weiteren wütenden Ansprache ihrerseits geführt.

„Wir haben Pläne und auch eine Strategie. Dazu muss ich das Wasser beherrschen und Jace die Luft.", gebe ich direkt von mir, was Frau Klein eine Augenbraue nach oben ziehen lässt. Das sind nicht viele Informationen für unsere Lehrerin, welche uns bisher sehr gut in allem unterstützt hat. Doch das muss ihr leider erstmal reichen. Wir wollen sie auch mit dem überraschen, was wir uns überlegt haben. Hoffentlich funktioniert es!

„In Ordnung. Wasser und Luft also. Dann lasst mich mal kurz überlegen, wie wir euch Beide am besten mit diesen Elementen vertraut machen." Frau Klein mustert uns einen Moment, dann die Umgebung. Schließlich klatscht sie in die Hände. „Kayla. Du und ich, wir liefern uns nun erstmal eine Wasserschlacht. Jace. Du versuchst unterdessen, ohne das Wasser zu berühren, über den See zu gelangen. Sich schweben zu lassen ist eine hohe Kunst, doch du bist ein starker Elementar. Es sollte dir also gelingen. Und wenn das funktioniert, dann beherrschst du schon sehr viel von deinem Element." Jace ist deutlich irritiert, während ich mich schon auf den Weg zum See mache und einfach bis zu den Knien hineinlaufe.

Frau Klein folgt mir etwas langsamer, während Jace am Rand zurückbleibt. Er sieht etwas überfordert mit der Situation aus, scheint sich aber schnell wieder zu fangen. Ich spüre, wie stärkerer Wind aufkommt und wie Jace davon erfasst wird. Doch nun wende ich mich Frau Klein zu. Jace schafft das schon. Das muss er!

„Ich werde dir nun zeigen, was alles mit dem Element Wasser möglich ist. Besonders bei den Kämpfen werden euch vermutlich Dinge begegnen, an die ihr in euren Träumen noch nicht gedacht habt. Das Wichtigste ist eigentlich, dass ihr kreativ genug seid, um die Gegner zu überraschen."

Frau Klein hebt die Hände und lässt eine Wasserkugel aus dem See nach oben schweben. Diese teilt sich nun in viele kleine Kugeln. Dann winkt meine Lehrerin einmal mit den Fingern und die Kugeln beginnen zu rotieren. Und sie werden dabei immer schneller. Sie drehen sich im Kreis und bilden dabei verschiedene Scheiben, bestehend aus vielen kleinen Wasserkügelchen.

„Versuch es zu durchbrechen.", fordert mich Frau Klein auf und ich bilde einen Schneeball in meiner Hand. Am Ende ist es ja nur Wasser. Das sollte ja nicht so schwer sein! Diesen Schneeball werfe ich auf eine der Scheiben und sehe dabei zu, wie mehrere Streifen des Schneeballs auf der anderen Seite wieder herauskommen. Wie nett.

Nun versuche ich es mit einem Eiszapfen. Doch auch diesen ereilt das gleiche Schicksal. Das ist ja der Wahnsinn! Das hätte ich niemals erwartet. „Du hast also verstanden, was ich dir zeigen will. Diese Methode ist sowohl zum Angriff als auch zur Verteidigung sehr gut einsetzbar. Das Einzige, was bisher noch nicht funktioniert hat sind dickere Metallblöcke. Du solltest also bei Metallelementaren mit dieser Methode darauf achten, dass du dann gegebenenfalls mehrere hintereinander aufreihst. Das sorgt für den besseren Schutz."

Ich nicke verstehend und versuche es nun meinerseits. Ein Seitenblick auf Jace verrät mir, dass er nun schwankend etwa fünf Zentimeter in der Luft steht und versuch das Gleichgewicht zu halten. Doch er kippt immer wieder zur Seite weg. Das werden offensichtlich drei sehr harte Wochen. Doch wir sind motiviert und werden das schon irgendwie hinbekommen. Ich glaube an uns.

Und irgendwann können Jace und ich sicherlich auch noch über unsere zwischenmenschliche Beziehung sprechen. Oder was auch immer da zwischen uns ist. Da bin ich mir selbst noch nicht mal so sicher. Vielleicht sollte ich auch erstmal darüber nachdenken. Über mich und Jace. Dieser Gedanke ist schon wieder sehr absurd und störend. Seufzend schüttele ich ihn ab. Ich muss mich auf andere Sachen konzentrieren. Ich habe ein Ziel, das ich erreichen will. Da sollte ich mich nicht so sehr ablenken lassen. Ich werde später einmal in aller Ruhe darüber nachdenken. Das nehme ich mir fest vor.


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Da mein Hirn heute Freigang hat und gemeinsam mit meiner Fantasie und jeder Menge Kaffee unterwegs ist, bekommt ihr heute sogar noch ein zweites Kapitel. 

Eigentlich wollte ich schon letztes Wochenende weiterschreiben, doch irgendwer ist auf die blöde Idee gekommen einen Frühjahrsputz zu veranstalten. Und da habe ich leider keine kreativen Ideen aufgefunden. 

Ich hoffe ihr seid mir nicht böse das es wieder so lange gedauert hat und hattet nun viel Spaß mit den beiden Kapiteln. 

Liebe Grüße, eure Phine. 

Akademie der Elemente - Die Macht der MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt