Kapitel 5

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Am nächsten Morgen beginnt die erste Stunde unseres Elementunterrichts. Nach dem Gespräch gestern mit meinen Eltern habe ich absolut keine Motivation für irgendwas. Nicht für den Unterricht, meine Freunde oder sonst etwas. Am liebsten würde ich mich in meinem Bett verkriechen und nie wieder rauskommen. Doch leider siegt meine Vernunft und ich schleppe mich trotzdem in die Mensa zum Frühstück, wo ich alle anderen ignoriere.

Als erstes habe ich das Element Luft, welches angeblich einfacher zu handhaben sein soll als Wasser. Wobei ich das nicht so ganz glauben kann. Bisher habe ich es lediglich geschafft alles einzufrieren zu lassen. Wie soll ich es da hinbekommen Luft zu bewegen?

Seufzend mache ich mich nach dem Frühstück allein und unmotiviert auf den Weg zum Unterricht. Da meine Freunde alle keine Verbindung zum Element Luft haben laufe ich genervt nach draußen, da dieses Fach unter freiem Himmel gelehrt wird. Doch entgegen meiner Befürchtung, dass ich den kompletten Unterricht frierend erleben muss, da es um diese Uhrzeit noch nicht sonderlich warm ist, habe ich überhaupt keine Probleme. Im Gegensatz zu meinen Mitschülern, muss ich feststellen, als ich an unserem Trainingsplatz ankomme. Diese haben alle dicke Jacken an und reiben sich die Hände, während ich mich einfach auf den nächsten Stein setze.

Im Grunde fühle ich von der Kälte überhaupt nichts. Merkwürdig. Aber ehe ich mir darüber weitere Gedanken machen kann, zieht schon mein neuer Mitschüler alle Aufmerksamkeit auf sich. Jace tritt, wieder mit einem hochgekrempelten Hemd und einer tiefsitzenden schwarzen Hose den Platz. Sofort hat er die ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich und beinahe sämtliche Mädchen werfen sich ihm an den Hals. Augenverdrehend wende ich mich von dem Szenario ab und sehe in die Gesichter der Jungs, die mit finsterem Blick das Ganze verfolgen. Wie armselig!

Doch leider bleibe ich nicht verschont. Kurz nach seinem Eintreffen wandert auch der Blick von Jace umher und ich kann aus den Augenwinkeln heraus erkennen, dass er direkt auf mich zusteuert als er mich entdeckt. Da ich mich inzwischen halbwegs bequem auf den Stein gelegt habe und in den Himmel schaue, schaffe ich es auch noch eine Weile ihn glaubhaft zu ignorieren. Doch als er sich zu mir auf den Stein setzt, kann ich Jace nicht mehr mit Ignoranz strafen. Seine Aktion mit dem blonden Typen, die sowohl Flavia als auch mich in Gefahr gebracht hat, habe ich noch deutlich vor Augen. Genauso wie die warnenden Worte von David und Lukas.

„Und du bist?", gibt Jace fragend von sich und schaut mich intensiv an. Doch ich kann seinem Blick standhalten. „Nicht interessiert.", erwidere ich jedoch nur trocken und wende meinen Blick wieder in den Himmel. Zum Glück dauert es nicht lange und unsere Lehrerin erscheint, dicht gefolgt von unserem Direktor persönlich. Sofort richte ich mich auf, bleibe aber ansonsten auf dem Stein sitzen. Jetzt kommt bestimmt noch irgendeine komische Ansprache. Und ich behalte mit meiner Vermutung recht.

„Guten Morgen liebe Schülerinnen und Schüler. Ich freue mich, dass ihr euch für diese Schule entschieden habt. Aber ich will euch nicht weiter mit meiner Ansprache langweilen oder von eurem kostbaren Unterricht abhalten. Jace Asbre und Kayla Winter? Bitte folgt mir!" Überrascht erhebe ich mich von dem Stein und folge, unter den neidischen und interessierten Blicken meiner Mitschüler, dem Direktor. Jace läuft direkt neben mir, doch ich ignoriere ihn einfach weiterhin. Etwa hundert Meter weiter bleiben wir schließlich stehen.

„Ich bin heute hier, um euch Beide zu unterrichten.", beginnt Herr Meyers schließlich direkt und sieht uns nacheinander an. Kurz sehe ich skeptisch zu Jace, welcher noch immer seine ausdrucklose Miene zur Schau stellt, und dann wieder zum Direktor. Aufmerksam mustert er uns und scheint auf eine Antwort zu warten. „Okay.", gebe ich daher schließlich von mir und zucke mit den Schultern. Was bleibt mir auch anderes übrig?

Auch Jace zuckt desinteressiert mit den Schultern, was unser Direktor offenbar als Zustimmung ansieht, denn im nächsten Moment beginnt er mit dem Unterricht. „Kayla, du wartest bitte einen Moment. Ich will erstmal sehen was Jace schon beherrscht und ihm einige Übungen zeigen, ehe wir uns dir zuwenden." Entspannt setzte ich mich etwas abseits auf den Boden und beobachte die Beiden.

Jace scheint schon ziemlich gut zu sein. Scheinbar problemlos kann er aus dem Nichts eine kleine Windhose entfachen, welche in einer gleichmäßigen Bewegung immer um ihn herum weht. Sieht interessant aus. Innerlich frage ich mich, ob ich das vielleicht auch kann.

„Sehr gut für den Anfang. Und jetzt bitte eine Kugel. Wirf sie irgendwo hin.", fordert Herr Meyers Jace auf, welcher die Windhose sofort verschwinden lässt. Dann wandert sein Blick kurz zu mir und ein hinterlistiges Funkeln tritt in die Augen des Dunkelhaarigen. Das bedeutet bestimmt nichts Gutes!

Und wie erwartet passiert im nächsten Moment etwas, womit Herr Meyers nicht gerechnet hat. Jace bildet in seinen Händen eine Kugel aus Luft und wendet sich dann mir zu. „Hier, Prinzessin, Fang!", ruft er rüber und hat die Kugel schon geworfen, bevor unser Lehrer einschreiten kann. Da ich jedoch nicht mehr ausweichen kann halte ich einfach meine Hände nach vorne und hoffe, dass sich die Kugel teilt, wie es bei meinem Elementtest der Fall gewesen ist.

Doch wieder passiert etwas Unerwartetes. Als die Luft an meinen Händen ankommt gefriert sie scheinbar, wie es mit Wasser ebenfalls der Fall ist. Erschrocken zucke ich zurück und die Kugel fällt zu Boden, wo sie in tausend Teile zerfällt. Ich habe im Leben nicht daran geglaubt, dass man Wasser einfrieren kann. Ist das physikalisch überhaupt möglich?

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