Kapitel 29

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Doch meine Sorge ist komplett unbegründet. Jace lässt sich nämlich den ganzen Tag lang nicht blicken. Entspannt verbringe ich daher den kompletten Tag mit meinen Freunden. Wir albern herum und genießen die freie Zeit. Nach dem Abschlussball haben wir noch ein paar Tage frei, ehe das neue Halbjahr beginnt.

Levin geht ab und an mal nach Jace schauen und bringt ihm etwas zu Essen vorbei. Doch anscheinend fordert der gestrige Tag seinen Tribut. Oder Jace hat nach seinem Besuch bei mir auch keine Lust mich zu treffen und benutzt das nur als Ausrede. Auch möglich. Was mich hoffen lässt, dass er diesen Vorfall niemals erwähnen wird. Ich kann Flavias fassungslosen Blick vor meinem inneren Auge sehen und wie Isabell bei dieser Nachricht ausflippt und alles überdramatisiert.

Gerade befinden wir uns am See, an welchem ich letztens schwimmen gewesen bin und wo ich meinen Zusammenstoß mit Jace hatte. Das Ufer sieht noch immer etwas zerstört aus, doch das interessiert uns nicht.

Ich habe mich an den Rand des Sees gesetzt und beobachte gerade Isabell und David. Sie zeigen uns gerade, was sie bereits gelernt haben und wie gut sie ihr Element bereits beherrschen. Und ich muss zugeben, dass ich ein bisschen neidisch bin. So gut beherrsche ich das Wasser noch nicht, wie die beiden mir gerade deutlich vor Augen führen. Sie lassen das Wasser mühelos fließen, während ich mich bei beim Beherrschen dieses Elements noch stark konzentrieren muss.

Flavia hat sich inzwischen neben mich gesetzt und strahlt eine Wärme ab, die es beinahe mit der von Jace aufnehmen kann. Auch jetzt erkenne ich wieder den Unterschied zwischen Elementaren mit einem und mit drei Elementen. Die Macht, über die wir verfügen, ist unglaublich. Und, dass sich Menschen ohne jegliche Kräfte in unserer Nähe nicht wohlfühlen, kann ich gut nachvollziehen. Dennoch kann ich weder Lukas, noch meine Familie verstehen. Ich bin schließlich immer noch ich selbst!

Genervt von meinen eigenen Gedanken schüttele ich leicht den Kopf und konzentriere mich wieder auf das hier und jetzt. Die Zeit mit meinen Freunden ist kostbar und ich will all diese Momente in Erinnerung behalten. Besonders, da David und Isabell begonnen haben sich gegenseitig mit Wasserkugeln zu bewerfen, wie kleine Kinder mit Wasserbomben. Sie lachen gemeinsam und lassen das Wasser nur so spritzen.

„Denen wird beizeiten kalt werden.", höre ich Flavia mit einem Lächeln in der Stimme sagen und wende mich daher ihr zu. „Vielleicht sollten wir ein Feuer für unser sich neckendes Pärchen entfachen.", schlage ich grinsend vor und stehe auf. Flavia lässt sich von mir aufhelfen und gemeinsam suchen wir einige trockene Äste, von denen es hier jedoch nur wenige gibt. „Ich kann mir überhaupt nicht erklären, warum hier alles so vollkommen durchnässt ist.", höre ich Flavia sarkastisch murmeln, verkneife mir jedoch jeden Kommentar dazu. Sie wird sich sonst nur wieder ewig über unseren unverantwortlichen Schulleiter aufregen und darauf habe ich gerade keine Lust. Darum ignoriere ich ihr Gemurmel einfach.

Doch schließlich schaffen wir es einige halbtrockene Zweige zusammen zu suchen und Flavia kann daraus ein kleines Lagerfeuer zaubern. Auch sie ist inzwischen schon sehr gut und beherrscht ihr Element weitestgehend. Allerdings habe ich auch nichts anderes von ihr erwartet. Doch es ist trotzdem beeindruckend mit anzusehen.

Ich will mich gerade wieder setzen, als ich leises Tuscheln hören kann. Leider verstehe ich die Worte nicht, doch sie bedeuten sicherlich nichts Gutes. Misstrauisch wende ich mich daher dem unschuldig dreinschauenden Paar zu und mustere sie einen Moment eingehend. Doch Beide schauen einfach nur leicht lächelnd zurück. „Die haben doch etwas ausgeheckt.", murmelt Flavia leise neben mir und beobachtet die Zwei ebenfalls genauestens. „Meinst du, du kannst mein Eis rechtzeitig auftauen?", will ich leise von meiner besten Freundin wissen, welche mir ein hinterhältiges Lächeln schenkt und mit den Fingern knackt.

„Nur zu, ich bin bereit.", verkündet sie lachend und stellt sich etwas breitbeiniger auf, um einen besseren Stand zu haben. Dann schlagen wir noch kameradschaftlich unsere Fäuste gegeneinander und schauen herausfordernd zu David und Isabell, welche noch immer mitten auf dem See stehen. Nun kommt auch in die Beiden wieder Leben und sie geben es auf so zu tun, als hätten sie nicht schon längst geplant uns mit Wasserkugeln anzugreifen. Was sie im nächsten Moment auch versuchen.

Doch ich kann das auf uns zu fliegende Wasser aufhalten. Da ich mich jedoch nicht konzentriere, gefrieren diese automatisch, sobald ich meine Kräfte einsetze. Doch auf Flavia ist Verlass. Denn sobald ich die Kugeln aus Eis zurückwerfe, schmelzen sie auf dem Weg und werden wieder zu Wasser.

Lachend fangen David und Isabell die Wasserkugeln wieder auf, welche wir zurückgeworfen haben. So werden wir die beiden niemals besiegen können! „Es wird Zeit für eine größere Offensive.", gebe ich leise von mir und sehe Flavia aus dem Augenwinkel heraus nicken. „Du sagst Bescheid, wenn du es nicht mehr schaffst.", sage ich mahnend, denn ich will keinen meiner Freunde verletzen oder überfordern. „In Ordnung."

Nach Flavias Zustimmung sammele ich mich noch einmal kurz, dann lasse ich mehrere Eiskugeln aus dem Nichts heraus entstehen und vor uns in der Luft schweben. Einen kurzen Moment zögere ich noch, dann lasse schicke ich sie zu Isabell und David, welche sich gegenseitig einen überraschten Blick zuwerfen.

Doch schnell fangen sie sich wieder und schicken uns ihrerseits einige Wasserkugeln entgegen. Lachend bewerfen wir uns gegenseitig mit Wasser, bis David und Isabell schließlich aufgeben. Mit erhobenen Händen stehen sie da und lassen sich von unserem Angriff treffen. Einen Moment lang beschießen wir die beiden noch und genießen unseren Sieg, dann stellen auch wir unser Feuer ein.

Lachend, sichtbar erschöpft und pitschnass kommt das Pärchen vom See und zu uns ans Lagerfeuer. Hier setzen wir uns alle im Kreis und schauen in die Flammen oder beobachten den gerade stattfindenden Sonnenuntergang.

„Das sollten wir öfter machen.", gibt Isabell von sich und wir anderen stimmen ihr da voll und ganz zu. „Es war etwas durcheinander in letzter Zeit.", gebe ich leise zu und schaue in den dunkler werdenden Himmel. „Das ist nett ausgedrückt.", lacht David leise und ich spüre, wie sein Blick erst zu mir wandert, dann zu Flavia und schließlich bei Isabell hängen bleibt. „Doch es gibt nichts, was ich anders machen würde." „Ich auch nicht!", stimmt Flavia zu und fährt sich durch ihre feuerroten Haare.

„Und auch die nächsten Wochen werden wieder spannend. Jetzt kommen die Schulwettkämpfe. Meint ihr, dass unsere Schule eine Chance hat?", will Isabell leise wissen und schaut ebenfalls in den Himmel. „Mit Ben und Olivia? Bestimmt!", gibt Flavia spottend von sich. Doch, zugegebener Maßen, liegt auch ein Funken Wahrheit in ihrer Aussage. Die beiden Metallelementare sind nicht schwach und durchaus selbstbewusst genug, um sich mit nichts Geringerem als dem Sieg zufrieden zu geben.

„Wer sollte das denn sonst machen? Willst du dich mit anderen Schülern messen?", frage ich skeptisch nach und sehe in die Richtung meiner besten Freundin. „Wenn sich niemand geeignetes findet, dann bin ich bereit meinen Namen mit in den Topf zu werfen.", meint Flavia ernst und mustert mich nun ihrerseits. „Aber was ist mit dir? Du hast das achte Element. Als einzige derzeit. Wieso trittst du nicht an? Ich wette du würdest alle platt achten!", führt Flavia fort und beunruhigt mich mit ihren Worten ein wenig.

„Ich sehe keinen Sinn darin durch die Welt zu reisen und zu versuchen meine Gegner KO zu schlagen oder einzufrieren. Das reizt mich nicht. Ich sitze lieber mit euch hier am Lagerfeuer und genieße das Leben.", gebe ich ruhig zurück.

Wenn ich jetzt versuche Flavia auszureden, dass die Kämpfe eine gute Idee sind, wird sie einfach nur schon aus Prinzip daran teilnehmen. Nur, um mir zu beweisen, dass es ihr Ernst mit dem Kämpfen und dem Status unserer Schule ist. Denn eins ist dem Gewinner der Kämpfe gewiss. Alle Schüler werden ihn ehrfürchtig bewundern und er wird an allen Schulen bekannt und berühmt sein.

„Lassen wir das Thema lieber sein. Ich habe keine Lust mich mit euch zu streiten.", lenkt Flavia schließlich ein und legt sich ebenfalls neben das Feuer auf den Boden, um in den nun fast schon komplett dunklen Himmel zu schauen. Stumm stimmen wir zu.

Niemand sagt ein Wort. Und so lassen wir den Abend langsam ausklingen. Zu viert, stumm am Lagerfeuer. Es gibt nichts was ich mir mehr wünschen könnte als diese Freundschaften. Denn auch, wenn diese Gelegenheiten in den nächsten Wochen wieder abnehmen werden, weiß ich, dass unsere Freundschaft bestehen bleibt. An diesen Abend werde ich mich immer erinnern und glücklich darüber sein. Das nehme ich mir fest vor, während ich in den dunklen, von Sternen bedeckten Himmel schaue.


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Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen von diesem mal wieder etwas längeren Kapitel. 

Es hat sich glücklicher Weise nicht so sehr gewehrt wie das vorherige.   😊

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