Kapitel 40

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Wir laufen ins Büro des Direktors. Den Weg kennt Jace ja glücklicher Weise. Wir haben eine Menge Kreuzungen passieren müssen, um hier anzukommen. Ich hätte es alleine niemals gefunden. Und ausgeschildert ist natürlich auch nichts. Ich frage mich, wie man als neuer Schüler den Weg hierher finden soll. Aber wahrscheinlich hat man noch mehr Probleme, wenn man hier her zitiert wird als nur den Weg zu finden.

Wir kommen an einer massiven Holztür an, welche Jace, mit einer Grimasse in meine Richtung, einfach öffnet ohne anzuklopfen. Ob es eine gute Idee ist seinen Vater noch weiter zu reizen halte ich ja für fraglich, doch andererseits ist es mir auch ziemlich egal. Wir werden nicht lange hier sein und wir sind nicht seine Schüler. Wenn Jace mit den Konsequenzen leben kann, dann verscherze ich es mir auch mit dem Direktor. Darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an.

„Guten Tag, Vater. Du wolltest uns sprechen?", höre ich Jace sehr respektlos von sich geben, während ich noch die Tür hinter mir schließe. So kann man natürlich auch ein Gespräch beginnen.

„Jace, kommt doch rein und setzt euch. Wir haben etwas zu besprechen." Diese Begrüßung kommt unerwartet. Besonders, da Jace nicht sonderlich höflich den Raum betreten hat. Doch ich setze mich kommentarlos auf den mir angebotenen Platz vor einem riesigen Holzschreibtisch, auf welchem sich diverse Papiere und Ordner stapeln. „Es freut mich zu sehen das du so weit gekommen bist. Ich war überrascht zu hören, dass du in einem Kampfteam bist. Und dann auch noch mit solch einer großartigen Begleiterin." Nun habe ich plötzlich die Aufmerksamkeit von Jace's Vater. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich die haben will.

„Kayla Winter. Von dir habe ich schon das ein oder andere gehört. Du hast eines meiner Teams ganz schön auseinandergenommen." „Das hätte ich ohne Jace nie geschafft.", gebe ich abwehrend zurück und bin nicht bereit die Schuld an den Verletzungen seiner Schüler allein auf mich zu nehmen. Auch, wenn ich glaube, dass er davon begeistert ist. Das sagt mir das Funkeln in seinen Augen, welche denen von Jace so ähnlich sind. Allgemein sehen sich die beiden sehr ähnlich. Sie haben die gleichen Gesichtszüge, eine ähnliche Frisur und auch die Auswirkungen ihrer Elemente scheint ähnlich zu sein. Vermutlich hat Mister Asbre die gleichen Fähigkeiten wie Jace.

„Es scheint wirklich, als hätte mein Sohn seinen Teil zu diesem Kampf beigetragen. Das ist auch der Grund, warum ich euch sprechen wollte." Herr Asbre lehnt sich in seinem großen, ledernen Bürostuhl zurück und mustert uns eindringlich. „Ich wollte euch beiden anbieten, auch dir Jace, an diese Schule zu wechseln. Solche Talente, wie ihr es seid, sollten gesondert gefördert werden. Und das hier ist die einzige Schule, die euch das bieten kann." Das trifft mich jetzt schon sehr unerwartet. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Eher mit einer Standpauke, wie wir es wagen konnten seine Schüler so ernsthaft zu verletzen. Aber nicht mit einer Einladung hier her.

Irritiert sehe ich zu Jace. Vielleicht sagt er mir ja jetzt auch einfach, dass das ein Scherz sein soll. Doch als ich ihn neben mir sitzen sehe, mit der unterdrückten Wut in seinen Augen, muss ich wohl daran glauben. Und bevor Jace hier vollkommen explodiert, ergreife ich lieber das Wort. „Das ist sehr freundlich von ihnen, Mister Asbre. Aber ich fühle mich an meiner Schule sehr wohl. Außerdem glaube ich nicht, dass es an ihrer Schule einen Eiselementar gibt. Von daher sehe ich keinen Grund an diese Schule zu kommen. Zumal ihre Schüler bisher alles andere als nett gewesen sind.", gebe ich möglichst ruhig von mir und versuche dabei so neutral zu klingen, wie ich nur kann.

Jace sitzt noch immer vollkommen angespannt neben mir und ich spüre, wie die Temperatur leicht ansteigt. Das sollte er lieber sein lassen. Einen Kampf gegen den Schuldirektor und besonders gegen seinen eigenen Vater sollte man nicht anfangen. Daher versuche ich ihn aus seiner Wut zu helfen, indem ich einfach seinen hölzernen Stuhl an der Rückenlehne einfriere. Das sollte zu ihm durchdringen.

Nach einigen Sekunden der ohrenbetäubenden Stille blinzelt er schließlich kurz, ehe er über seine Schulter hinter sich sieht. Und ein kleines Lächeln auf sein Gesicht tritt, welches jedoch direkt wieder verschwindet. „Jace, auch von dir erwarte ich eine Antwort." Nun scheint Herr Asbre doch sein wahres Gesicht zu zeigen. Und er ist scheinbar nicht erfreut darüber, dass ich nicht direkt nach seiner Pfeife tanze.

„Nein, auch ich lehne es ab wieder hierher zurückzukehren. Du sagtest, wenn ich einmal gehe, dann ist die Entscheidung für immer. Wieso sollte sich daran nun plötzlich etwas ändern?" Jace sagt das alles andere als nett, doch ich kann ihn verstehen. Und während wir Jace's Vater dabei beobachten, wie sein Gesicht langsam rot anläuft, legt mein Teampartner noch einmal nach.

„Außerdem würden wir disqualifiziert werden, wenn einer von uns einen Wechsel bekannt geben würde. Wir würden als parteilich angesehen werden. Das ist es doch, was dir eigentlich zuwider ist. Es könnte tatsächlich sein, dass wir gewinnen. Und dann hätte das erste Mal, seitdem du Schuldirektor bist keines deiner Teams gewonnen."

Nun sieht man die Wut deutlich im Gesicht unseres Gegenübers. Was mir langsam Sorgen bereitet. Denn es entsteht eine Spannung in der Luft, die nicht ausschließlich von unserem Gespräch stammt. Elektrizität. Die Fähigkeit, vor der ich am meisten Respekt habe. Vielleicht sollten wir langsam hier verschwinden?

Leicht nervös schaue ich zu Jace, welcher jedoch angespannt seinen Vater im Blick behält. Vielleicht hat auch er nun begriffen, dass er es etwas übertrieben hat. Das kommt allerdings etwas spät.

„Wir sollten jetzt gehen. Nach unserer Anreise sind wir entsprechend müde und müssen uns etwas ausruhen.", versuche ich es noch einmal nett und freundlich, doch die Anspannung lässt kaum nach. Und nun habe ich die Aufmerksamkeit des Direktors auf mir. „Es war ein Fehler von euch mein Angebot abzulehnen."

Nun reicht es mir. Ich lasse mich doch hier nicht bedrohen! „Jetzt hören sie mir mal zu. Es ist mir wirklich egal, was ihr Problem mit uns ist. Aber wir werden hier nur so lange bleiben, wie wir müssen. Und durch sie oder ihre Schüler lassen wir uns nicht davon abhalten hier unser bestes zu geben. Also lassen sie die Einschüchterungstaktik.", gebe ich von mir und stehe auf. Es reicht langsam wirklich. Dabei fällt mir eine gefüllte Kaffeetasse auf, die auf der Seite des Tisches steht. Und ein Gedanke formt sich in meinem Kopf.

„Wir werden jetzt auf unsere Zimmer gehen. Und ich erwarte, dass sie und ihre Schüler sich an die geltenden Regeln halten. In der Zwischenzeit können sie sich ja etwas abkühlen.", gebe ich mit einem Augenzwinkern von mir und wende mich ab. Dann ziehe ich Jace auf die Beine und bedeute ihm, einfach den Mund zu halten und zu gehen. Was er auch tatsächlich mit sich machen lässt.

Wir sind gerade aus der Tür und dem Gang hinunter, da hören wir den Direktor laut fluchen. Ein leises Kichern kann ich dabei nicht unterdrücken, während Jace mich fragend ansieht. „Unter Umständen habe ich seinen Kaffee eingefroren. Wir sollten also schnell verschwinden." Nun zeigt sich auch endlich wieder dieses verschmitzte Grinsen auf dem Gesicht von Jace, welches mich sonst immer in den Wahnsinn treibt. Doch inzwischen habe ich es auch ein wenig vermisst.

„Du bist unglaublich!" Lachend verschwinden wir in den Gängen. Ich hoffe nur, dass ich es nicht bereue, so unglaublich gewesen zu sein. Das kann ich allerdings nur abwarten. Mal sehen was noch so kommt.

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