Kapitel 46

939 68 0
                                    

Mit einem unglaublichen Husten wache ich auf. Nachdem ich mich wieder beruhigt habe, wird mir klar, dass ich mich auf der Krankenstation befinde. Flavia ist hier und reicht mir ein Glas Wasser, welches ich dankbar entgegennehme.

Ich trinke das Wasser direkt aus, ehe ich mich wieder zurücklehne und Flavia betrachte. Sie sieht immer noch vollkommen zerstört aus, doch nun hat sie auch noch Spuren von Tränen im Gesicht. „Was hast du denn?", frage ich nach und bin überrascht von meiner eigenen kratzigen Stimme. Ich klinge sehr heißer und es tut auch sehr weh zu sprechen. Wieder bereue ich es an diesen Kämpfen teilgenommen zu haben.

„Du bist doch verrückt!", meint sie vorwurfsvoll und wischt sich die Tränen beiseite. Doch ich kann nur lächeln. „Besser ich als du." Wieder schüttelt sie den Kopf. „Ich wäre niemals so weit gekommen wie du. Wie ihr beide. Du und Jace, ihr habt die Kämpfe gewonnen." Vorsichtig umarmt Flavia mich und ich weiß nicht wer von uns glücklicher ist das es nun endlich vorbei ist. „Ich will nie wieder dabei zusehen müssen, wie du so etwas durchstehen musst ohne das ich dir helfen darf." „Ich versuche es."

Nach einem erneuten Hustenanfall und mehreren Untersuchungen darf ich endlich die Krankstation verlassen. Flavia begleitet mich auf mein Zimmer. Hier kann ich mich duschen und in Ruhe etwas erholen. Wieder in eine kurze Hose und ein Top gekleidet betrachte ich mich im Spiegel.

Meine blauweißen Haare fallen locker über meine Schultern, welche deutliche Quetschungen und Blutergüsse aufweisen. Genauso sehen auch meine Arme und Beine aus. Der Anzug hat mich Großteils vor Verbrennungen bewahrt, nur meine Hände haben etwas abbekommen. Und mein Hals ist in den schönen Farben blau, gelb und violett eingefärbt. Es wird eine Weile dauern, bis das verschwunden ist, befürchte ich.

Leise seufzend mache ich mich mit Flavia an meiner Seite auf den Weg in die Mensa. Ich habe riesigen Hunger und freue mich mal auf etwas Ruhe nach der stressigen Zeit. Viele Schüler schauen mich mitleidig an, als ihr Blick auf meinen Hals fällt, doch das ignoriere ich einfach. Auch Flavia sieht noch sehr mitgenommen aus, genauso wie die anderen unserer Gruppe. Wir müssen ein furchtbares Bild abgeben, schießt es mir durch den Kopf, als wir schließlich alle zusammen am Tisch sitzen. Jeder von uns hat eine Verletzung, abgesehen von Levin. Der schafft es irgendwie immer sich aus allem Ärger rauszuhalten. Ich wüsste zu gerne, wie er das anstellt.

„Wie geht es denn Timothy und Amelia?", traue ich mich schließlich zu fragen. „Willst du das wirklich wissen?" Die vorsichtige Frage von Levin lässt mich kurz stutzen, doch ich nicke einfach. Es nicht zu wissen und dann irgendwann beiläufig zu erfahren wäre schlimmer. „Timothy kann noch nicht laufen, doch ansonsten geht es ihm ganz gut. Sein Fuß wird in den nächsten Wochen langsam heilen. Es hat ihm sicherlich einen ordentlichen Dämpfer verpasst."

„Amelia musste mit einer großen Kraftanstrengung aus deinem Eis befreit werden. Sogar Direktor Asbre hat geholfen und mit seiner Elektrizität erst einige Löcher ins Eis gesprengt, ehe fünf Feuerelementare gleichzeitig den Rest geschmolzen haben. Amelias Herz ist zwischendrin stehen geblieben, doch mit ein wenig Wärme konnte sie wieder zurückgeholt werden. Es heißt aber, dass es knapp gewesen ist.", antwortet Levin mir leise und ich spüre, wie ich merklich blass werde. Soweit sollte es niemals kommen.

„Warum haben die Lehrer denn nicht unterbrochen?", will ich verwirrt wissen, doch meine Freunde zucken nur mit den Schultern. „Du bist die erste mit diesem Element. Wahrscheinlich haben sie unterschätzt, wie stark du bist.", meint Flavia und versucht sich an einem Lächeln, welches ihr jedoch nicht so recht gelingen will. Kurz ist die Stimmung am Boden, doch dann klatscht Isabell in die Hände und reißt uns aus unseren trüben Gedanken.

„Seid ihr denn bereit für die Abschlussparty zu euren Ehren?", will Isabell neugierig und aufgeregt wissen. „Was für ein Zeug?" Verwirrt wandert mein Blick zu Jace, welcher genervt das Gesicht verzieht. Offenbar weiß er genau um was es geht. „Die Feier, welche Aufgrund eures Sieges bei den Kämpfen stattfindet. Weißt du denn gar nichts?", meint eine raue Stimme bissig und ich muss dabei zusehen, wie Adam seiner Schwester auf den letzten freien Platz hilft, während er sich vom Nachbartisch noch einen Stuhl holt.

„Wer hat dich denn eingeladen?", schießt Flavia direkt zickig zurück, doch ich winke ab. Es ist sinnlos sich darüber aufzuregen. Zumal sich meine beste Freundin in Olivias Bruder verguckt hat. Man sollte sich nicht mit der Schwester seines Schwarms anlegen. Das kann bloß übel enden.

„Es hat mich ehrlich gesagt bisher überhaupt nicht interessiert. Aber klär uns doch auf, wenn du es uns unbedingt auf die Nase binden möchtest.", gebe ich mit einem scheinheiligen Lächeln zurück, weshalb Olivia wütend die Augen zusammenkneift. Am liebsten würde sie wahrscheinlich mit Feuer auf mich werfen, wird jedoch von Adam leise daran erinnert, dass sie versprochen hat sich zu benehmen. Was der Grund zu sein scheint, weshalb sie sich im nächsten Moment zusammenreißt.

„Die Schule des Siegerteams veranstaltet eine Feier, zu welcher ebenfalls die anderen Teams und ihre Direktoren eingeladen werden. Die Sieger stehen im Mittelpunkt und werden für ihre unfassbare Leistung geehrt. Aber davon mal abgesehen ist es wie der Winterball. Der Anlass ist nur ein anderer.", erklärt Olivia nun ruhig und ich kann beobachten, wie der ein oder andere bei ihrer Erklärung zustimmend nickt.

„Also brauche ich schon wieder ein Kleid?" Das kann doch wohl nicht wahr sein! Wieso sagt einem das denn niemand vorher? Das Kleid für den Winterball habe ich ja direkt danach in den Müll werfen müssen. Ich werde von meinen Gedanken abgelenkt, als Isabell und Flavia in lautes Gelächter ausbrechen, während Olivia mich entsetzt ansieht. „Du hast kein Kleid?" Genervt winke ich ab. Ihr das nun zu erklären ist mir zu anstrengend. Ich sollte lieber mal schnell das Internet bemühen und mir am besten das gleiche Kleid vom letzten Mal noch einmal bestellen.

Aber vielleicht wird der Abend ja gar nicht so schlimm wie der letzte Ball. Olivia ist ja jetzt mehr oder weniger auf unserer Seite. Und Ben wird sich hüten uns anzugreifen. Vielleicht ist eine letzte Feier vor den Ferien gar nicht so schlecht, bevor wir uns alle für eine ganze Weile nicht mehr zu Gesicht bekommen. Zwei Monate sind dann Ferien, ehe unser letztes Schuljahr beginnt. Und das hoffentlich etwas ruhiger und geordneter.

Leider glaube ich keinen Moment daran. Das Glück habe ich nicht. Aber wir werden das Beste daraus machen. Meine Freunde werden es schon schaffen, dass auch unser letztes gemeinsames Schuljahr unvergessen wird. Darauf kann ich mich verlassen. Doch diese Gedanken müssen erstmal warten. Nun gilt es ein Kleid zu finden und am Abend der Feier unseres Sieges nicht vollkommen lächerlich auszusehen.

Akademie der Elemente - Die Macht der MagieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt