Kapitel 21

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Nachdem ich mich in mein Zimmer geschleppt habe, konnte ich es kaum erwarten den Dreck und den Schlamm loszuwerden. Entspannt lehne ich mich in der Badewanne zurück und lasse die Hände durch das Wasser gleiten. Das es tatsächlich funktioniert hat das Wasser zu kontrollieren, verwundet mich selbst ein bisschen. Gedankenverloren lasse ich einige Wellen entstehen und reflektiere den Kampf noch einmal.

Wenn man es genau nimmt, dann hat mich unser Kampf viel schneller dazu gebracht das Wasser zu kontrollieren. Doch trotzdem finde ich es immer noch nicht in Ordnung. Allerdings habe ich letztendlich mitgemacht. Ich hätte ja auch einfach gehen können. Oder mich weigern. Doch beides habe ich nicht getan. Ich bin selbst Mitschuld an der ganzen Sache.

Genervt steige ich wieder aus der Badewanne und trockne mich ab, ehe ich einen Blick in den Spiegel werfe und genervt das Gesicht verziehe. Schon wieder haben meine Fähigkeiten mein Aussehen verändert. Meine Augen sind noch immer grau, doch meine Haare sind nun weiß geworden und die Spitzen haben sich in ein dunkles blau gefärbt. Ich sollte es ja inzwischen schon gewohnt sein, doch diese ständigen Veränderungen nerven mich doch schon ziemlich.

Da ich das jedoch nicht ändern kann, ziehe ich mich einfach an und gehe in die Mensa. Vielleicht habe ich ja Glück und Jace ist kommt heute nicht mehr. Mich heute weiterhin mit ihm herumzuärgern, dafür fehlen mir jetzt die Nerven. Ich würde selbst auch lieber nicht hingehen, doch ich habe unglaublichen Hunger. So viel zu üben, kostet einfach Kraft und die muss ich wieder auffüllen. Am besten mit Pizza und Schokoladenpudding. Und dann gehe ich in mein Zimmer und genieße die Ruhe. Auch wenn es erst nachmittags gegen sechszehn Uhr ist. Heute habe ich mir das verdient.

Wann ich zuletzt einfach nur irgendwo gesessen und nichts getan habe, weiß ich schon gar nicht mehr. Eigentlich habe ich die letzten Monate ununterbrochen daran gearbeitet mein Eis unter Kontrolle zu bekommen.

Da mir das jedoch inzwischen sehr gut gelingt und ich auch mit dem Wasser Fortschritte gemacht habe, sehe ich keinen Grund mich nicht mal einen Nachmittag lang auszuruhen. Außerdem, was wollen die Lehrer schon machen? Unser Direktor wird sich hüten heute noch mit uns zu sprechen. Und Frau Klein ist eine sehr verständnisvolle Lehrerin. Sie wird akzeptieren, dass ich auch mal eine Pause brauche.

Mit diesem Plan im Kopf steigt meine Laune umgehend. Schnell mache ich mich daher auf den Weg und minimiere so die Chance, dass ich Jace über den Weg laufe. Er wird sicherlich noch etwas länger brauchen, um sich von unserem Zusammenstoß zu erholen. Das hoffe ich zumindest.

Als ich schließlich vollbeladen mit Essen an unserem Stammtisch ankomme, habe ich Glück. Lediglich Flavia sitzt bereits hier und sieht ebenfalls fertig aus. Die Haare hat sie sich streng nach hinten zusammengebunden und in ihrem Gesicht ist ein wenig Ruß zu sehen. Der Unterricht scheint auch bei den anderen ihren Tribut zu fordern.

Stillschweigend schaufeln wir das Essen in uns hinein und wechseln ansonsten kein Wort. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach, während um uns herum immer mehr Gespräche laut werden. Doch das stört mich nicht. Ich finde es auch manchmal ganz angenehm, wenn ich nicht gezwungen bin ein Gespräch zu führen. Und das funktioniert zwischen Flavia und mir sehr gut.

Bis diese ihren Blick zu mir schweifen lässt und sie verwirrt die Stirn runzelt. „Haben sich deine Haare schon wieder verändert?", fragt sie zwischen ihren Löffeln Erdbeerjoghurt und mustert mich eingehend. Doch ich zucke nur mit den Schultern. „Ja, bleibt aber vermutlich nicht so." Mein derzeitiges Interesse für meine sich ständig wechselnden Haarfarben ist wirklich äußerst gering ausgeprägt. Und auch Flavia scheint das Interesse daran wieder zu verlieren, denn auch sie zuckt mit den Schultern.

Dann fällt ihr Blick auf eine Strähne, welche sich aus ihrem Zopf gelöst hat. Genervt schaut sie darauf, ehe sie ihren leeren Joghurt beiseitestellt und mich unentschlossen ansieht. „Was hältst du von der Idee, dass ich mir die Haare kürzer schneide?", verlangt sie zu wissen und verwirrt mich einen Moment lang. Dann denke ich jedoch näher darüber nach. Was spricht schon dagegen? „Probier es einfach aus. Wenn es dir nicht gefällt, lässt du sie einfach wieder wachsen. Aber ich denke schon, dass dir das stehen würde." Flavia nickt zustimmend und steht auf. Wahrscheinlich, um ihre Idee direkt in die Tat umzusetzen. Wenn sie sich einmal zu etwas entschlossen hat, dann zieht sie es auch so schnell wie möglich durch. Etwas, dass ich an Flavia sehr schätze. Man weiß immer, auf was man sich bei ihr verlassen hat, denn sie bleibt ihrer Meinung meist Treu. Was Aufgrund ihres Starrsinns manchmal auch ein Wenig nervend ist, aber daran haben wir uns bereits alle gewöhnt.

Daher mache ich es ihr nach und verschwinde auch so schnell wie möglich wieder von hier, um meinen Plan in die Tat umzusetzen. Glücklicher Weise hält mich niemand auf und auch keiner meiner anderen Freunde ist zu sehen. So schaffe ich es schnell wieder zurück auf mein Zimmer, wo ich mich umgehend aufs Bett fallen lasse.

Mit seinem leisen Seufzen vergrabe ich meinen Kopf in meinem Kissen und schließe die Augen. Es ist kein Geräusch zu hören. Nur mein Atem und mein Herzschlag. Mit einem weiteren Seufzen drehe ich mich wieder auf den Rücken und starre an die Decke. Ich hatte gedacht, dass es mir guttun würde, einfach mal nichts zu machen. Doch irgendwie bin ich unruhig. Einfach hier liegen und nichts tun ist langweilig. Und nervig.

Daher setze ich mich nach zehn Minuten in meinem Bett auf und schaue aus dem Fenster. Von hier aus kann ich den Wald sehen und die wenigen Sonnenstrahlen, welche durch die Wolkendecke brechen. Bald ist Frühling und der Schnee wird verschwinden, doch bis dahin dauert es noch ein bisschen. Zu sehen ist niemand, nicht einmal ein Vogel. Nur der Wind, welcher die Bäume etwas bewegt und die Sonne, welche auf dem Teich von heute Vormittag glitzert.

Nun gehen mir die Worte von Frau Klein durch den Kopf. Ein mächtiger Wasserelementar kann minutenlang ohne Sauerstoff am Grunde eines Sees verbringen. Eine interessante und aufregende Vorstellung. Und ziemlich dämlich, wenn man meine momentane Verfassung bedenkt.

Doch mir ist langweilig und ich muss es ja nicht ausreizen. Ich will das nur mal testen. Schauen, ob da etwas Wahres dran ist. Und ob ich dazu vielleicht in der Lage bin. Nur mit meiner kurzen Hose, einem T-Shirt und einfachen Ballerinas bekleidet laufe ich so schnell ich kann durch den Schnee. Die anderen Schüler ignoriere ich einfach, auch wenn sie mir ziemlich verwirrt entgegen schauen. Doch ich laufe nur noch schneller durch den Schnee.

Bis ich endlich am See angekommen bin. Hier werfe ich einfach meine Schuhe beiseite und halte meine Zehe ins Wasser, auf welchem noch immer einige Eisstücke herumschwimmen. Überraschender Weise ist es überhaupt nicht kalt, weshalb ich mich direkt mit beiden Beinen hineinstelle. Ich glaube, bis ich mich daran gewöhnt habe nie zu frieren wird es noch ein bisschen dauern. Doch mit weiterem Vertrauen in meine Kräfte wate ich langsam ins Wasser.

Eigentlich wollte ich es langsam angehen und erstmal etwas schwimmen, doch ich rutsche plötzlich ab. Mit meinem Fuß trete ich auf einen Stein, welcher unter mir nachgibt und ich tauche direkt unter. Die Mitte des Sees scheint sehr tief zu sein, da ich keinen Grund berühre und auch nichts erkennen kann. Leider ist es auch sehr dunkel, was ich jedoch nicht ändern kann. Dazu müsste ich wahrscheinlich das Feuer beherrschen. Auch wenn ich bezweifle, dass man unter Wasser eine Feuerkugel erschaffen kann. Ich frage ich mich ja, ob Jace das schon einmal versucht hat.

Stirnrunzelnd schiebe ich die Gedanken an den Jungen beiseite, auf welchen ich eigentlich gerade unglaublich wütend bin. Und bemerke, dass ich hier mitten im Wasser schwimme, ohne Luft zu brauchen. Ich habe überhaupt nicht das Bedürfnis zu atmen, stelle ich überrascht fest. Ich frage mich, wie lange ich wohl dazu fähig sein werde.

Doch einen solchen Test verschiebe ich erstmal. Das kann warten, bis ich mich ausgeruht habe und wieder bei Kräften bin. Der Tag war anstrengend und ich habe keine Lust durch eine Unachtsamkeit mein Leben in Gefahr zu bringen. Daher schwimme ich langsam wieder an die Oberfläche ich wate ans Ufer. Glücklich, aber auch pitschnass, gehe ich zurück auf mein Zimmer. Wo ich leider entdecken muss, dass meine Haare noch etwas blauer geworden sind als noch zuvor. Auf höhe meiner Ohren bis zu meinen Haarspitzen etwas unterhalb meiner Schulter haben sie sich in ein dunkles blau gefärbt. Der Rest ist noch immer weiß, genauso wie meine Augen hellgrau geblieben sind. Immerhin etwas.

Seufzend wasche ich mich noch einmal und lege mich anschließend ins Bett. Nun bin ich wirklich müde und schlafe auch direkt ein. Meine Kräfte und mein verändertes Aussehen können auch bis morgen warten. 

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Nach einem Monat mal wieder ein Update. Es tut mir wirklich leid, dass es so lange gedauert hat.

Vielen Dank auf jeden Fall für die vielen Kommentare!

Als Ausgleich kommen heute direkt zwei Kapitel. Viel Spaß beim Lesen.

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