Kapitel 18

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Wie inzwischen jeden Morgen, bin ich gerade auf dem Weg zu Flavia und will an ihre Tür klopfen, als ein spitzer Schrei aus ihrem Zimmer ertönt. Ohne zu zögern, öffne ich die glücklicher Weise unverschlossene Tür. Nach kurzem Umsehen entdecke ich meine beste Freundin schließlich im Badezimmer, wie sie erschrocken in den Spiegel starrt.

Und auch ich erkenne sofort, wo das Problem liegt. Mehrere rote Strähnen haben sich in Flavias Haaren gebildet, zusammen mit einigen orangenen. Von ihrem Blond ist beinahe nichts mehr übrig.

„Nicht schlecht. Also, wenn du damit nicht im Mittelpunkt stehst, dann weiß ich auch nicht.", breche ich schließlich die Stille und reiße Flavia damit aus ihren Gedanken. Mit großen Augen sieht sie mich an, bis sich schließlich ein zaghaftes Lächeln auf ihrem Gesicht zeigt. „Sieht das nicht dumm aus?" Lachend schüttele ich den Kopf. „Überhaupt nicht. Und stell dir vor, es hätten ja auch deine Augen die Farbe ändern können!", grinse ich sie breit an, woraufhin ich einen Schlag auf die Schulter bekomme.

„Hör auf damit! Ich bekomme sonst noch Albträume.", meint Flavia gespielt schnippisch, was mich zum Lachen bringt. „Komm, lass uns sehen, ob auch die anderen verändert sind.", dränge ich sie schließlich zum Gehen, denn meine Neugier hat mich gepackt. Endlich bin ich nicht mehr die Einzige aus meinem Freundeskreis, bei welcher sich die Kräfte im Aussehen widerspiegeln! Levin und Jace zählen dabei nicht. Durch die Tatsache, dass wir über drei Elemente verfügen, ist bei uns sowieso alles anders.

Und mein Gefühl trügt mich nicht. Schon von Weitem kann ich das stechende Blau von Isabells Augen sehen, welches ihr Element Wasser ihr gegeben hat. Doch dann werde ich stutzig. „Wo ist denn David?", will ich neugierig wissen und lasse mich auf meinen inzwischen angestammten Platz fallen. Direkt gegenüber von Jace, welcher jedoch noch nicht da ist. „David traut sich nicht aus dem Zimmer. Levin und Jace sind bei ihm, um ihn notfalls mit Gewalt da rauszubekommen.", meint Isabell und sieht eher genervt aus, als Mitleid zu haben.

Doch nun bin ich umso neugieriger auf David. Jedoch werde ich wenige Minuten später bereits erlöst, als David, gezogen von Jace und geschoben von Levin, lautstark zeternd und fluchend den Speisesaal betritt. Womit er die Aufmerksamkeit der kompletten anwesenden Schülerschaft erhält.

Im ersten Moment bin ich sprachlos. Davids Haare haben einen dunklen Blauton angenommen. Keine Strähne scheint mehr seine ursprüngliche Farbe zu haben. Doch während ich meinen Freund so mustere, breitet sich ein immer größer werdendes Lächeln auf meinem Gesicht aus, ohne, dass ich es verhindern kann. „Das wird der Hammer. Flavia in einem unfassbaren Rot und David mit einem kräftigen Blau. Davon will ich ein Bild!", gebe ich von mir und beobachte weiter, wie Jace und Levin David zu unserem Tisch schaffen.

„Wir sollten dann sowieso ein Bild machen. Du siehst ja jetzt auch nicht so alltäglich aus.", wirft Isabell ein und grinst mich etwas schadenfroh an. Sie ist bestimmt froh, dass sich ihr Element lediglich auf ihre Augen auswirkt. Beneidenswert. Aber ich habe mich nach all den Wochen inzwischen damit abgefunden, wie ich aussehe. Ändern kann ich es sowieso nicht.

„Sicher, aber wir sollten noch etwas warten. Bis sich alle daran gewöhnt haben. Eine solche Veränderung ist nicht so leicht zu verkraften, habe ich gehört.", gebe ich schulterzuckend zurück und wende mich meinem Frühstück zu, während Flavia uns wütend mustert. Auch sie wird einige Zeit brauchen, um sich mit all dem abzufinden. Auch, wenn sie es von ihrer Familie her bereits kennt. Trotzdem ist es etwas anderes, wenn man es selbst durchmachen muss. Obwohl es mich persönlich nicht so gestört hat. Aber ich hatte zu dieser Zeit ja auch andere Probleme.

Glücklicher Weise werde ich von diesen Gedanken abgelenkt, als David, Jace und Levin zu uns an den Tisch kommen. „Ihr seid solche Idioten! Hättet ihr mich nicht einfach in Ruhe lassen können?", nörgelt David noch immer, was Levin jedoch nur mit einem Seufzen und Jace mit einem Augenrollen quittieren. „Was hast du denn, David? Kommst du mit deiner neuen Haarfarbe nicht zu Recht?", fragt Flavia ironisch nach und schaut selbst auf ihre roten, langen Haare. Auch sie ist nicht sonderlich begeistert.

David holt gerade Luft, um unsere Freundin anzufauchen, als sein Blick auf sie fällt. Und er augenblicklich den Mund schließt. „Ich wünsche euch auch einen wunderschönen guten Morgen!" Meine Aussage lasse ich so fröhlich wie möglich klingen, was mir alle Blicke meiner Freunde einbringt. Auch Levin und Jace sehen mich vollkommen verwirrt an, während Flavia nur die Augen verdreht. „Lass deine Schadenfreude stecken.", murrt sie nur und isst weiter ihr Müsli. Doch mein Lächeln verschwindet einfach nicht. „Ihr glaubt überhaupt nicht, wie schön es ist, euch so zu sehen. Jetzt falle ich nicht mehr allzu sehr auf.", gebe ich ungebrochen fröhlich zurück und frühstücke weiter.

„Du bist furchtbar.", lacht Isabell und sogar David kann ein Lächeln nicht mehr zurückhalten. „Irgendwann werde ich meine Fähigkeiten so gut beherrschen, dass dir das Lachen vergeht.", grummelt Flavia, was mich noch weiter zum Lachen bringt.

„Ich werde mich darauf verlassen.", gebe ich lachend zurück, auch wenn uns allen klar ist, dass sie wahrscheinlich niemals gegen mich bestehen würde, wenn ich es nicht zulasse. Dazu ist die Macht derer zu groß, die über drei Elemente verfügen. Das Ungleichgewicht ist gewaltig.

„Das wäre ja langweilig. Vielleicht sollten wir mal testen, wer von uns beiden der Stärkere ist.", mischt sich Jace in unsere Neckerei ein und zieht die Aufmerksamkeit damit auf sich. „Wir können das gerne mal machen, wenn ich ein weiteres Element beherrsche.", bremse ich die Aufregung, welche sich sofort an unserem Tisch breit macht. Ich weiß, dass alle neugierig darauf sind zu erfahren was Jace und ich im Stande sind zu erschaffen. Doch darauf werden sie noch warten müssen.

„Hebt euch eure Energie doch für die Kämpfe im zweiten Halbjahr auf.", unterbricht uns eine Stimme, auf die ich gut und gerne hätte verzichten können. Genervt schaue ich übermeine Schulter und entdecke Olivia und gleich hinter ihr ihren Bruder Adam. Dieser sieht schon wieder genervt aus. Seine komplette Körpersprache zeigt an, dass er gerne woanders wäre und diese Situation mehr als sinnlos findet. Da stimme ich ausnahmsweise mal komplett mit ihm überein.

„Obwohl, ihr werde ja sicherlich nicht gegen andere Schüler antreten wollen. Dafür seid ihr viel zu schlecht." Diese Arroganz nervt mich unglaublich, doch ich habe gerade keine Lust mit ihr zu diskutieren. Also verdrehe ich nur die Augen und wende mich ab. Bis ich Jace' herausforderndes Lächeln sehe. „Soweit ich mich erinnere, hat Kayla dich vom Tisch gefegt, kaum dass sie ihre Kräfte ein paar Stunden hatte." Schnell schaue ich wieder über meine Schulter um die Reaktion auf Jace's blöden Kommentar nicht zu verpassen. Endlich ist auch mal jemand anderes seine Zielscheibe!

Olivias Gesicht ist vollkommen eingeschlafen, während ich im Hintergrund Adams Mundwinkel zucken sehe. Doch er hat sich schnell wieder im Griff und lässt sich nichts anmerken. Während bei uns am Tisch leises Lachen ertönt und David Jace breit grinsend auf die Schulter klopft. Ich verstehe nicht, warum Olivia sich mit uns anlegt, wenn wir in der Gruppe zusammen sind. Dabei kann sie doch nur verlieren.

Und das scheint sie nun auch zu begreifen. Wütend dreht sie sich um und stolziert davon. Adam folgt ihr kopfschüttelnd. Auch er begreift wahrscheinlich nicht, was Olivias Problem ist.

Wir wenden uns nun wieder angenehmeren Themen zu und haben Olivias Auftritt wenig später auch schon wieder vergessen. Auch wenn mir der hasserfüllte Blick quer durch den Raum nicht entgangen ist, welcher mir und Jace gilt. Doch diesen ignorieren wir beide gekonnt. 

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