Epilog

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Zögerlich stehe ich mit Flavia am Rande eines Dorfes und schaue mit ihr darauf hinunter. Das Dorf, in welchem ich aufgewachsen bin und in welchem noch immer meine Familie lebt. Ich habe mich dazu entschlossen sie zu besuchen und herauszufinden, wo eigentlich das Problem liegt. Warum sie solche Angst vor mir haben und mich nicht einfach so akzeptieren können wie ich bin.

Noch einmal atme ich tief durch und versuche Flavias aufmunterndes Lächeln zu erwidern, ehe wir uns auf den Weg den Hang hinab begeben. Ohne zu zögern laufe ich schließlich auf das kleine Haus mit den üppigen Blumen im Vorgarten zu, um welche sich meine Mutter immer so aufopferungsvoll kümmert.

Dann klopf ich so laut an, wie ich kann und trete anschließend einige Schritte zurück. Diese Menschen waren zwar mal meine Familie, doch inzwischen kann ich sie einfach nicht mehr einschätzen. Vielleicht werfen sie ja Gegenstände nach mir? Ich will nur ungern meine Fähigkeiten einsetzen. Sie werden nur noch mehr Angst vor mir bekommen.

Nach einigen Minuten öffnet sich schließlich mit einem Ruck die Tür. Mein Vater steht dahinter und wird bei meinem Anblick augenblicklich blass im Gesicht. "Hallo Vater.", begrüße ich ihn ruhig, auch, wenn ich mich sehr zusammenreißen muss, nicht in Tränen auszubrechen. "Kayla. Was suchst du denn hier? Hatten wir dir nicht verboten her zu kommen? Und nenn mich gefälligst nicht Vater! Wir haben dich verstoßen und daran ändert auch dein Besuch nichts!", donnert er los, was mich merklich zusammenzucken lässt. Doch das scheint ihn nicht zu interessieren.

Sein Gebrüll hat allerdings meine Mutter angelockt, welche sich neben meinen Vater stellt. Als sie mich erkennt bilden sich direkt Tränen in ihren Augen, welche sie nicht zurückhalten kann. "Hallo Mutter.", begrüße ich sie, ohne auf meinen Vater zu achten, welcher sich jedoch direkt vor seine Frau schiebt. "Hör auf sie so zu nennen und verschwinde wieder dorthin, woher du gekommen bist!", poltert er los und zum ersten Mal seit meiner Ankunft werde ich wirklich wütend. "Sie ist meine Mutter und daher werde ich sie auch so nennen!", brülle ich aufgebracht zurück und balle die Hände zu Fäusten.

"Aber du bist nicht unsere Tochter!" Mein Vater ist außer sich als er das sagt und irgendetwas an seinem Tonfall lässt mich jegliche Handlung direkt einstellen. "Meinst du das ernst?", will ich nun um einiges Leiser wissen und lasse den Blick zu meiner Mutter wandern, welche sich hinter ihrem Mann hervortraut. Mit einem vorsichtigen Seitenblick auf ihn nickt sie schließlich. "Es tut mir so unendlich leid, Kayla. Aber du bist von uns adoptiert worden. Man hat dich bei uns vor der Haustür abgelegt und wir haben dich aufgenommen. Du warst doch noch ein Baby damals."

Erschrocken weiche ich einen Schritt zurück und nun laufen mir tatsächlich Tränen übers Gesicht, welche ich nun nicht mehr zurückhalten kann. Diese beiden Menschen, die mir beigebracht haben zu laufen und zu sprechen, sind nicht meine leiblichen Eltern? Sie haben mich nur aufgezogen? Wie konnte ich das nicht merken?

"Verschwinde jetzt. Du hast hier nichts mehr verloren.", meint mein Ziehvater hart, doch ich kann auch in seinen Augen Tränen schimmern sehen. Auch für ihn ist es nicht leicht, genauso wenig wie für meine Ziehmutter. "Ich wünsche euch ein gutes Leben.", bringe ich gerade noch so heraus, ehe ich mich umwende und mit Flavia an meiner Seite den Rückweg antrete. "Pass auf dich auf, Kayla!", höre ich die Frau rufen, die mich all die Jahre über getröstet hat, wenn ich traurig gewesen bin.

Es war alles eine Lüge! Mein komplettes Leben basiert darauf. Was soll ich denn jetzt machen? Wie soll es weitergehen?

Ich weiß es nicht. Doch ich werde eine Lösung finden. Früher oder später wird alles gut. Daran glaube ich ganz fest. Ich habe noch mein ganzes Leben vor mir und ich werde das Beste daraus machen. Das verspreche ich mir selbst.


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