Kapitel 15

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Ein paar Tage später habe ich schließlich wieder ein Treffen mit meiner Lehrerin Frau Klein. Es ist erst eine Woche her, seit wir über meine Fortschritte gesprochen haben, oder halt eben das es keine gibt. Und doch fühlt es sich an als wären Monate vergangen. In den letzten Tagen habe ich wie verrückt geübt und die Ergebnisse sind nicht schlecht.

Noch immer kann ich nur Rosen entstehen lassen, doch diese sehen inzwischen schon beinahe aus wie die Originale Rose, welche mir Levin geschenkt hat. Und welche ich in einen kompakten Eiswürfel eingeschlossen habe, um sie zu konservieren. Bei dem Gedanken daran muss ich automatisch wieder lächeln.

Doch schnell kehre ich zu meiner jetzigen Situation zurück und versuche mich zu konzentrieren. Ich bin extra eher nach draußen gegangen, um noch einmal zu üben. Nicht, dass es dann doch auf einmal nicht mehr funktioniert. Doch meine Zweifel sind unbegründet.

Ich muss mich nicht einmal mehr groß konzentrieren. Wie von allein entsteht eine Rose. Und, weil es sich so großartig anfühlt, endlich einmal alles im Griff zu haben, lasse ich meiner Magie freien Lauf. Eine Rose nach der anderen entsteht und ein glitzerndes Blumenfeld bildet sich zu meinen Füßen, welches unter den wenigen Sonnenstrahlen wunderschön aussieht. Das muss ich unbedingt Levin zeigen! Er wird begeistert sein.

Doch erstmal werde ich abgelenkt, als lautes Klatschen ertönt. Frau Klein und der Direktor, sowie Jace, stehen am Rand der Lichtung und begutachten mein Werk staunend und deutlich beeindruckt. Zum ersten Mal erlebe ich Jace sprachlos, was mich breit zum Grinsen bringt.

„Ich habe herausgefunden, wie ich meine Kräfte nutzen kann.", werfe ich schließlich ein, um die Stille zu durchbrechen, welche inzwischen etwas unangenehm ist. Nun richtet sich die Aufmerksamkeit aller wieder auf mich und während der Direktor zustimmend nickt, setzt Jace wieder eine arrogante Miene auf. Nur Frau Klein lächelt mich stolz an.

„Sehr gut. Ich wusste, dass du das hinbekommen wirst. Doch leider ist es damit noch nicht getan. Du wirst noch eine Weile üben und eine Menge Geduld aufbringen müssen.", ermahnt sich mich. Doch ihre Worte demotivieren mich kein bisschen. Jetzt, wo ich weiß wie ich meine Kräfte nutzen und beherrschen kann, bin ich entschlossener als je zuvor. „Das werde ich.", verspreche ich ihr daher direkt und schaue wieder auf mein Meer aus glitzernden Rosen.

„Daran habt ihr beiden also heimlich gearbeitet. Und ich dachte schon, dass du und Levin etwas am Laufen habt.", unterbricht Jace nun die Stille mit seinem herausfordernden Tonfall. Bei seinen Worten kann ich jedoch nur lachen. „Du hast auch immer nur schmutzige Gedanken, Asbre!" Bevor wir weitermachen können, räuspert sich unser Direktor und zieht damit die Aufmerksamkeit auf sich. Unsere Kommentare ignoriert er zum Glück einfach.

„Dann funktioniert ja die ungewöhnliche Trainingsmethode von Frau Klein. Sehr schön. Mister Asbre, wir werden woanders weiter trainieren. Die Damen haben noch etwas Arbeit vor sich, bei welcher wir nicht stören sollten." Und damit wendet sich Herr Meyers etwas verschnupft ab, was mich fragend zu meiner Lehrerin schauen lässt. Diese Lächelt mich jedoch nur stolz an.

„Männer sind leicht in ihrem Ego zu kränken, merk dir das Kayla. Aber lass es in diesem Fall ruhig meine Sorge sein.", meint sie weiterhin lächelnd und kommt vorsichtig auf mich zu, darauf bedacht keine der Rosen zu zertreten. Immer noch etwas verwirrt stimme ich nickend zu und beschließe nicht weiter nachzufragen. Was meine Lehrerin und mein Direktor für Probleme haben geht mich überhaupt nichts an. Und ich habe auch genügend eigene, da muss ich mich nicht auch noch um die anderer Leute kümmern.

„Deine Rosen sehen tatsächlich sehr lebensecht aus. Du hast dich also mit unserem Pflanzenelementar zusammengeschossen?", fragt Frau Klein genauer nach und hockt sich neben mich auf den Boden, um mein Meer aus Rosen einmal von nahmen zu betrachten. „Levin hat mich inspiriert etwas Schönes zu erschaffen. Er ist ein wirklich guter Freund.", gebe ich von mir und hocke mich ebenfalls auf den Boden. Dort breche ich eine der Rosen ab und lasse noch einmal etwas meiner Kräfte darauf wirken. Dann reiche ich diese an meine Lehrerin weiter, welche mich überrascht mustert.

Frau Klein sieht mich überrascht an, nimmt sie allerdings an. „Levin hat auch eine und ich werde auch jedem meiner Freunde eine geben. Ich will wissen, wann sie zu schmelzen beginnen.", gebe ich erklärend von mir und Frau Klein nickt zustimmend. „Das ist ein guter Gedanke. Und ich schlage vor, dass du dich auch weiterhin mit Levin Sonn triffst. Es gibt noch eine Menge Pflanzen, an welchen du deine Kräfte üben und verfeinern kannst. Das überlasse ich jedoch dir. Wir werden uns im nächsten Jahr zusammensetzen und mit einem neuen Element beginnen, jetzt wo du das Eis halbwegs unter Kontrolle zu haben scheinst.", meint Frau Klein und richtet sich wieder auf.

„Das Element Wasser.", gebe ich leise von mir und weiß nicht, ob ich mich darüber freuen oder mir Sorgen machen sollte. Ich habe es gerade einmal geschafft mein eines Element in den Griff zu bekommen und da soll ich mich in wenigen Wochen schon dem nächsten stellen? Ich bin mir nicht sicher, ob ich dem schon gewachsen bin.

Frau Klein scheint mir meine Zweifel anzusehen, denn sie legt mir beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Du schaffst das, Kayla. Den ersten großen Schritt hast du schon gemacht. Und jetzt, wo du einmal den Dreh raus hast, wird dir der Rest auch viel leichter fallen. Vertrau mir. Und vertraue auf dich selbst."

Wiederwandert mein Blick über das Rosenmeer, welches in den wenigen Sonnenstrahlenwunderschön glitzert. Noch vor wenigen Wochen wäre dieses Bild undenkbargewesen. Und wieder durchströmt mich neue Hoffnung und Entschlossenheit. „Ichgebe mein Bestes, versprochen." Mit einem stolzen Lächeln wendet Frau Kleinsich nun ab. „Ich bin auf deine nächsten Kreationen gespannt.", gibt sie lachendvon sich, die Rose aus Eis noch immer in der Hand. Dann wendet sie sichendgültig ab und macht sich auf den Weg zurück in die Schule.

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