"You deserve someone who knows how to make things up to you after hurting you.
Not someone who is very good with just the word 'sorry'.""Öffne mal das Handschuhfach", grinse ich Mediha an.
"Also wenn wir nicht schon verlobt wären, hätte ich gesagt, dass da jetzt ein Antragsring drin ist. Aber das wäre echt sehr unromantisch."
Auf ihre Worte lache ich mit dem Kopf schüttelnd.
"Manchmal ist es echt schwer deinem Kopf zu folgen. Ich würde echt gerne wissen, worüber du alles nachdenskt, was dir alles durch den Kopf geht."
"Glaub mir, dass willst du nicht. Also was ist in dem Handschuhfach?"
"Mach es auf, dann siehst du es."
Aus dem Augenwinkel kriege ich mit, wie Mediha mir einen kritischen Blick zuwirft, doch dann meinen Worten nachkommt.
"Nimm 2", spricht sie voller Freude. Im Moment macht sie den Eindruck eines kleinen Kindes, welches man mit Süßigkeiten ganz leicht um den Finger wickeln kann.
Tatsächlich ist das auch so, es ist so simpel Mediha glücklich zu machen. Eine kleine aufmerksame Geste, ein Lächeln, ein bedeutungsvolles Wort reicht, damit ihr Gesicht glücklich strahlt. Es wundert mich immer wieder, wie wenig sie erwartet und verlangt. Dass sie bereit ist sich mit einfachsten Dingen zufrieden zu geben, obwohl sie viel mehr verdienen würde.
Sie steckt sich einer der Kaubonbons in den Mund und reicht mir dann auch eins, doch lehne ich meinen Kopf schüttelnd ab.
"Es ist so einfach dich glücklich zu machen, dass es mich immer wieder wundert. Ich wusste zwar, dass du dich drüber freuen wirst, aber dass deine Freude so groß sein wird, macht mich sprachlos."
Kurz herrscht Stille, weswegen ich einen Blick zu ihr werfe. Auf ihrem Gesicht ist ein Lächeln, doch ist es gebrochen. Bevor ich zum Fragen ansetzen kann, spricht sie: "Weißt du, Shervin, vor allem nach dem ich meinen Vater verloren habe, haben materielle Dinge in meinen Augen an Wert verloren. Ohne ihn, ohne seine Obhut aufzuwachsen hat mir viel beigebracht. An aller erster Stelle, dass alles was ich besitze -mag es noch so klein und unbedeutend sein- einen enormen Wert hat. Man braucht nicht viel, um glücklich zu sein. Eigentlich braucht man nichts. Wenn es deinen Liebsten gut geht, dann ist das Grund genug, um glücklich zu sein. Deswegen sind diese -in deinen Augen- kleinen Gesten so bedeutungsvoll für mich. Du zeigst mir dadurch, dass du an mich gedacht hast und mehr als das brauche ich nicht. Es ist ein Zeichen dafür, dass ich einen Platz in deinem Herzen habe. Und der schönste Platz, den man auf Erden haben kann, ist das schöne Herz eines Menschen, den man liebt. Mehr will und brauche ich nicht."
Für das Lächeln, welches sich auf meinen Lippen gebildet hat, kann ich nichts. Mediha hat diese Wirkung auf mich. In ihrer Anwesenheit habe ich ständig das Bedürfnis lächeln zu müssen, sie tut mir gut, dabei braucht sie nichts dafür zu tun. Ihre Anwesenheit reicht.
"Habe ich dich wieder sprachlos gemacht?", fragt sie mich spitzbübisch grinsend, weswegen ich lachen muss.
"Unglaublich. Du bist echt unglaublich!"
"Danke für die Nimm 2's", spricht sie sich erneut ein Kaubonbon in den Mund schiebend.
"Du solltest nicht so viele essen. Außerdem waren die gar nicht an erster Stelle für dich, sondern für Daphne."
"Ach so ist das? Na dann sollte ich echt nicht so viel davon essen."
"Sie gibt im Auto nur dann Ruhe, wenn sie Süßigkeiten hat, sonst ist sie eine unerträgliche Hexe. Deswegen sind da immer Süßigkeiten."
"Nicht immer. An dem Tag, an dem ich deine Eltern kennengelernt habe, da waren keine drin. Du erinnerst dich bestimmt, dass ich da dein Handschuhfach durchgesucht hatte."
"Wie könnte ich das nur vergessen? Das war dein Pech an dem Tag, weil Daphne sie kurz zuvor aufgegessen hatte und ich nicht dazugekommen bin, erneut welche rein zu machen."
"Pech?", ihre Stimme hat einen forschenden Unterton.
"Warum hast du dich an dem Wort aufgehangen?"
"Shervin, ich habe dich an meiner Seite, das ist das größte Glück überhaupt. Glaub mir von Pech kann da nicht die Rede sein."
Ich parke das Auto in unserer Garage und drehe mich dann zu ihr. Meine rechte Hand streichelt ihre Wange und ich hoffe, dass meine Blicke ihr das verdeutlichen können, was ich nicht schaffe mit meinen Worten auszudrücken.
"Du fütterst mein Ego und dann schimpfst du, wenn ich es zu Wort kommen lasse", kommt es mit einem Grinsen über meine Lippen.
"Keine Sorge, das Ego, welches ich füttere, weiß ich auch zu bekämpfen", entgegnet sie mir nach ihrem Lachen.
"Daran zweifele ich keine Sekunde, glaub mir."
"Das ist auch gut so."
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MS
Romance"Die größte Blockade ist im Denken und Fühlen der Menschen verankert." Diese Worte würden mich prägen wie sonst keine, doch ihr Ausmaß hätte ich mir niemals erdenken können. Offizieller Start: 27.05.2019/2020 Offizielles Ende: noch laufend